Die neue Stimme der Bahn
Ein Hesse hat 14 000 Zeilen Text eingesprochen
Augsburg Verspätungen, Zugausfälle, Streiks – ein Ansager der Deutschen Bahn muss so manche schlechte Nachricht überbringen. Standardisiert wird das künftig von einer angenehm tiefen Stimme übernommen. Sie gehört Heiko Grauel, einem Hessen aus Dreieich bei Frankfurt. Er ist sozusagen der neue Ansager der Deutschen Bahn.
Grauel, der schon mehr als 160 Hörbücher besprochen hat, hat sich unter hunderten professionellen Sprechern bei einem Casting durchgesetzt. „Wir haben nach einer Stimme gesucht, die verständlich und sympathisch klingt“, sagt Daniel Labahn, der Leiter des Projekts Reisendeninformation bei den Personenbahnhöfen. Gleichzeitig führt die Bahn eine neue Technologie ein: Eine Software zerhackt dabei die Sätze in einzelne Laute und legt davon eine riesige Bibliothek an. So lassen diese sich x-beliebig wieder zu neuen Sätzen zusammenfügen. Dasselbe Verfahren wird für digitale Assistentinnen wie Amazons Alexa oder Apples Siri benutzt. Es klingt besser als die bisherige Bahn-Variante, bekannt als „Blech-Else“, bei der einzelne Wörter aneinandergefügt wurden, was oft etwas künstlich klang. Im Tonstudio hat der 45-jährige Grauel mehr als 14 000 Zeilen Text vorgelesen. 60 Stunden dauerten die Aufnahmen – verteilt auf vier Wochen. Daraus werden nun die automatischen Durchsagen für alle 5700 Bahnhöfe bundesweit zusammengebaut. Ob der legendäre Spruch „Senk ju vor träwelling wis Deutsche Bahn“noch dazugehört, ist nicht bekannt. In einigen Monaten soll die neue Stimme das erste Mal an einem Bahnhof zu hören sein. Wo genau, wird noch geprüft.