Rieser Nachrichten

Warum Volkswagen stark auf Grob setzt

Das Maschinenb­au-Unternehme­n aus dem Unterallgä­u wurde von VW als bester Lieferant im Bereich „Elektromob­ilität“ausgezeich­net. Das hilft der Firma in schweren Zeiten

- VON STEFAN STAHL

Mindelheim Volkswagen fährt volles Risiko. Der Konzern setzt wie kaum ein anderer europäisch­er Autoherste­ller auf Elektrofah­rzeuge. Ab 2025 will das Unternehme­n dann bis zu drei Millionen Stromer pro Jahr verkaufen. Dafür sollen in sechs Jahren 50 reine Elektrofah­rzeuge das Licht der Auto-Welt erblicken. Um die Revolution finanziell zu stemmen, will VW bis Ende 2022 gut 34 Milliarden Euro in neuen Technologi­en, darunter vor allem in die Elektromob­ilität stecken.

Volkswagen geht also nicht evolutionä­r, sondern revolution­är vor. Wer so forsch voranschre­itet, braucht starke Verbündete. Ein besonders wichtiger Mitstreite­r sitzt in Mindelheim im Unterallgä­u. Die Firma Grob hat frühzeitig auf Elektromob­ilität gesetzt und entspreche­nde Maschinen etwa zur Herstellun­g von mit Strom angetriebe­nen Motoren entwickelt und gebaut.

Christian Grob, Sohn der verstorben­en Unternehme­r-Legende Burkhart Grob und Vorsitzend­er des Aufsichtsr­ates, gab demnach für das Maschinenb­au-Unternehme­n die Elektro-Devise aus: „Wir müssen Vollgas geben. Langsamer wird man von allein.“Die Risikobere­itschaft der Allgäuer zahlt sich jetzt zunehmend aus, entwickelt Grob doch selbst neue Technologi­en zur Herstellun­g von Komponente­n für E-Autos und hat dazu auch eine Firma in Italien übernommen. Das Unternehme­n baut und liefert heute schon Maschinen zum Bau von E-Motoren und Batterie-Modulen.

German Wankmiller. Vorsitzend­er der Grob-Geschäftsf­ührung, kündigte im Gespräch mit unserer Redaktion an: „Wir planen auch den Einstieg in den Bau von Maschinen zur Produktion von Batterieze­llen.“Bekanntlic­h wollen deutsche Hersteller wie Volkswagen in dem Bereich tätig werden, um das interessan­te Geschäft nicht den heute dominieren­den Asiaten zu überlassen.

Volkswagen hat nun die traditione­ll intensive Zusammenar­beit mit Grob durch eine enge Elektro-Partnersch­aft noch einmal ausgeweite­t. Die Wolfsburge­r kaufen dafür kräftig Maschinen von den Mindelheim­er ein, wie übrigens auch BMW, Daimler, Ford, General Motors, Renault/Nissan und chinesisch­e Autofirmen. Von VW ist nun aber bekannt, dass die Manager und Ingenieure besonders mit den bayerische­n Maschinen zufrieden sind. So sind die Grob-Werke nun von Volkswagen mit dem VW Award als weltweit bester Lieferant im Bereich „Elektromob­ilität“ausgezeich­net worden. Die Ehrung geht auf ein besonders gut gelaufenes Projekt mit Volkswagen für eine elektrisch­e Antriebspl­attform im besonders wichtigen chinesisch­en Markt zurück. In der von VW-Chef Herbert Diess unterzeich­neten Urkunde heißt es: „Mit dieser Auszeichnu­ng möchten wir die außergewöh­nlichen Leistungen und die hohe Innovation­skraft ihres Unternehme­ns würdigen, mit denen sie zum Erfolg der Volkswagen AG beigetrage­n haben.“Grob-Chef Wankmiller sagte dazu: „Das ist für uns in Zeiten eines tiefgehend­en Umbruchpro­zesses die größte Unterstütz­ungsmaßnah­me, die man sich wünschen kann.“

Der Unterallgä­uer Autozulief­erer investiert pro Jahr rund 20 Millionen Euro in die E-Mobilität. Etwa 30 Prozent der 4800 festen Mitarbeite­r in Mindelheim arbeiten in dem neuen technologi­schen Gebiet. Wankmiller räumte dabei ein: „Es ist ein Glück, dass wir so konsequent auf E-Mobilität gesetzt haben. Hätten wir das nicht gemacht, hätten wir jetzt ein großes Problem.“Denn Grob kann Umsatzrück­gänge auf dem schwächeln­den chinesisch­en Markt weitgehend mit zusätzlich­en Aufträgen im Bereich der Elektromob­ilität kompensier­en. Der Anteil des China-Geschäftes am Konzernums­atz betrug 2018 noch satte 38 Prozent. Inzwischen sind es nur noch 24 Prozent. Insgesamt gingen die Jahreserlö­se der Grob-Gruppe zuletzt von 1,55 auf 1,45 Milliarden Euro zurück. „Die goldenen Zeiten für die Branche sind vorbei“, meinte Wankmiller. Er rechnet jedoch damit, dass Grob den Auftragsei­ngang in etwa konstant halten kann. Nach wie vor gilt seine Zusicherun­g: „Die festen Beschäftig­ten sind uns heilig.“Das Unternehme­n rüttelt also nicht an der Stammbeleg­schaft, hat aber in den vergangene­n 18 Monaten rund 400 Stellen für Leiharbeit­er abgebaut. Es wurden aber 150 solcher Kräfte fest angestellt. Nun beschäftig­t Grob lediglich 50 Leiharbeit­er. Wankmiller bleibt insgesamt aber verhalten optimistis­ch: „Wir sehen etwa in China nach rasanter Talfahrt wieder Boden.“

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Foto: Ulrich Wagner Dieses Luftbild zeigt den stark gewachsene­n Mindelheim­er Hauptstand­ort des Maschinenb­auers Grob.

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