Rieser Nachrichten

Vor den Augen der Mutter verdurstet

Kronzeugin schildert mutmaßlich­e Tat

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München Vor dem Oberlandes­gericht München hat eine Jesidin geschilder­t, wie ihre kleine Tochter vor ihren Augen verdurstet sein soll. Die 47-Jährige tritt als Kronzeugin im Prozess um Mord und Kriegsverb­rechen gegen eine deutsche, mutmaßlich­e Anhängerin der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) auf. Die junge Deutsche soll im Jahr 2015 dabei zugesehen haben, wie ihr Ehemann das kleine Kind im Irak in brennender Sonne in einem Hof fesselte und verdursten ließ. Sie ist wegen Mordes durch Unterlasse­n angeklagt.

Das Ehepaar soll Mutter und Tochter, die beide der vom IS verfolgten religiösen Minderheit der Jesiden angehörten, als Sklaven gehalten haben. Eine Stunde habe das Kind in der Hitze gestanden. „Sie hat gerufen: Mama.“Doch sie habe sich aus Angst vor ihrem Peiniger nicht nach draußen getraut. Dann sei das Mädchen tot gewesen. „Dann habe ich immer gerufen: Ranja, Ranja. Aber von Ranja war nichts mehr zu hören.“Sie habe geweint und geweint. Die Ehefrau des Mannes – von der die Bundesanwa­ltschaft glaubt, dass es sich um die Angeklagte handelt – habe sie dann irgendwann mit einer Pistole bedroht und gesagt, sie werde sie töten, wenn sie nicht aufhört zu weinen. Aber sie habe mitansehen müssen, wie ihre Tochter vor ihren Augen umgebracht wurde. „Und dann soll ich nicht weinen?“

Ursprüngli­ch hatte das Gericht in dem Prozess Termine bis Ende September angesetzt, in der vergangene­n Woche kamen aber fünf zusätzlich­e Termine hinzu. Der derzeit letzte Verhandlun­gstag in dem Verfahren ist nun der 14. November 2019.

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