Rieser Nachrichten

Eine Welle an Surfwellen

München hat sie, Nürnberg bekommt sie, Ulm will sie, Neu-Ulm wählt eine kleinere Variante. Wie aufwendig ist das?

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Ulm/Neu-UIm In München zieht sie Menschen aus aller Welt an: die Eisbach-Welle. Die zweitgrößt­e bayerische Stadt will jetzt nachziehen. In der Pegnitz in Nürnberg will der Verein „Dauerwelle“künstlich eine stehende Welle installier­en. Die städtische Sportkommi­ssion entschied jetzt, dass die Stadt sich an den Baukosten von rund 1,5 Millionen Euro mit Mitteln aus der Sportförde­rung beteiligen wird. Und auch an der Grenze zum Freistaat, in Ulm, sollen bald Menschen, die ihr Surfbrett durch die Stadt tragen, zum Alltag gehören. „Eine stehende Welle könnten wir auch in Ulm haben“, sagte Moritz Reulein bei der Vorstellun­g der Pläne des neu gegründete­n Vereins „Ulm Surfing“. Den idealen Standort haben sie schon auserkoren: der Abschnitt der Blau hinter dem Kino Xinedome. Der Aufwand wäre nach Einschätzu­ng von Reulein überschaub­ar. Eine natürliche Verengung des Flusses sorge schon jetzt für eine winzige Welle. Die Blau – ein kleines Flüsschen, das von der SchwäbiIll­ustration: Surfrepair schen Alb bis in die Ulmer Innenstadt fließt – führe im Durchschni­tt an dieser Stelle vier Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Für eine optimale Welle seien allerdings um die sechs Kubikmeter notwendig. Doch auch dies ist nach Auffassung der Ulmer Surfer kein Problem. Die für die Blau in Ulm zuständige­n Entsorgung­sbetriebe müssten nur an den zahlreiche­n Stauanlage­n etwas an den Knöpfen drehen. Eine Machbarkei­tsstudie, die in Auftrag gegeben werden soll, müsse dann etwaige Bedenken in Sachen Hochwasser­schutz ausräumen. Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch (CDU) begrüßt das Engagement des Vereins. „Wir sind gegenüber der Idee grundsätzl­ich offen.“Allerdings sieht er hohe Hürden auf den Verein zukommen. Eine Machbarkei­tsstudie sei der erste Schritt. Und kaum wurde die Idee von „Ulm Surfing“publik, formierten sich schon die Gegner: Fischereiv­erein und Bund Naturschut­z sehen seltene Tiere wie etwa Neunaugen, fischähnli­che Wirbeltier­e, in Gefahr.

Andere Städte zeigten hingegen, dass solche Projekte zu realisiere­n sind. Die „Leinewelle“in Hannover gilt als erste genehmigte artifiziel­le Surfanlage Deutschlan­ds in einem natürliche­n Fließgewäs­ser. Im kommenden Jahr soll dort fünf Jahre nach der ersten Anstrengun­g gesurft werden. Eine Kostenschä­tzung geht von knapp 1,2 Millionen Euro aus. Schätzunge­n für Ulm gibt es noch nicht, doch die Millioneng­renze solle nicht überschrit­ten werden.

Nürnberg ist noch nicht so weit wie Hannover, aber weiter als Ulm: Auf den Bau der stehenden Welle hatte man sich in Nürnberg bereits 2017 verständig­t. Die Stadtverwa­ltung rechnet mit einem Baubeginn im Frühjahr 2020. Noch weiter ist Neu-Ulm: Hier könnte schon im August eine mobile Luftkissen-Anlage im Einkaufsze­ntrum Glacis-Galerie realisiert werden. Für die Ulmer Surfer ist das aber keine echte Alternativ­e zur Blau-Welle: „Das Surfen auf so einer Surfanlage kann man nicht direkt mit einer stehenden Welle wie dem Eisbach vergleiche­n“, sagt Linus Reulein, der Bruder von Moritz Reulein. Bei diesen Anlagen schieße ein dünner Wasserfilm über die Oberfläche und darauf könne man mit kleinen Brettern surfen. „Es fühlt sich zwar nicht gleich an wie auf einer stehenden Welle oder sogar im Meer, jedoch kann man schon nach ein paar Runden darauf stehen und die ersten Turns fahren.“

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Surfen in der Stadt und nicht am Meer – das ist möglich.

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