Wer könnte Augsburger Bischof werden?
Geeignete Kandidaten für die Nachfolge Zdarsas gibt es. Die Meinungen gehen aber auseinander, was sie tun sollten
Augsburg Die Erwartungen reformorientierter Katholiken an den künftigen Augsburger Bischof sorgen für Diskussionen. So kritisiert das katholisch-konservative „Forum Deutscher Katholiken“insbesondere die Forderungen des „Initiativkreis Bistumsreform Augsburg“. Der hatte verlangt, dass der Nachfolger des Anfang Juli verabschiedeten Konrad Zdarsa „neue Formen der Seelsorge“zulassen und „Mut zu ökumenischen Schritten (...) hin zu einer verbindenden gemeinsamen Abendmahlsfeier“haben müsse. Unter neuen Formen der Seelsorge versteht der Initiativkreis etwa die grundsätzliche Erlaubnis, sogenannte Wortgottesfeiern auch an Samstagabenden sowie an Sonn- und Feiertagen zuzulassen.
Damit könnten in Orten, in denen kein Priester mehr zur Verfügung steht, engagierte Laien das Gottesdienstangebot aufrechterhalten. Zdarsa war entschiedener Gegner einer „eucharistielosen Organisation des Sonntags“. In der Feier der Eucharistie, die „nur der gültig geweihte“Priester zelebrieren darf, ist Christus selbst anwesend, glauben Katholiken. Für das Forum Deutscher Katholiken mit Sitz in Kaufering führen die Forderungen des Initiativkreises „zur Verwirrung unter den Gläubigen und zur Spaltung der Katholiken“.
Auch andere Gruppen aus dem Bistum hatten in den vergangenen Tagen ihre Erwartungen an den künftigen Augsburger Bischof formuliert – ihnen gemein ist der Wunsch, dass er offen und gesprächsbereit sein sollte. Inwiefern er den Erwartungen und Forderungen gerecht werden kann und will, ist dabei so ungewiss wie die Frage, wer es sein wird. Die Entscheidung trifft Papst Franziskus weitgehend selbst. Weil das gesamte Verfahren völlig intransparent und geheim ist, ist jeder zurzeit genannte Name eines möglichen Bischofskandidaten höchst spekulativ.
Dass der neue Bischof aus den Reihen des Augsburger Domkapitels oder der im Bistum tätigen Geistlichen kommt, wäre mit Blick auf die Ernennungen in Bayern in der Vergangenheit eine Überraschung. An geeigneten Kandidaten würde es aber nicht fehlen: So werden Diözesanadministrator Bertram Meier oder die Weihbischöfe Anton Losinger und Florian Wörner über das Bistum hinaus geschätzt. In Spekulationen fielen zuletzt die Namen Peter Beer und Peter Neher. Der 53-jährige Beer gilt als Vertrauter des Münchner Erzbischofs Reinhard Kardinal Marx, der als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz dem Papst einen Personalvorschlag machen kann. Beer, der wegen der Neuorganisation der Bistumsverwaltung als Münchner Generalvikar aufhört, weiß, wie man ein großes Bistum verwaltet – und reformieren kann. Das Bistum Augsburg kennt er gut aus seiner Zeit als Aufsichtsratsvorsitzender der Augsburger Verlagsgruppe Weltbild. In dem Niederbayern hätte Marx zudem einen Unterstützer innerhalb der Freisinger Bischofskonferenz; in diesem Kreis war Zdarsa mehrfach auf Distanz zu Marx gegangen. Der 64-jährige Neher aus Pfronten im Kreis Ostallgäu wiederum wurde 1983 in Augsburg zum Priester geweiht und war in verschiedenen Funktionen im Bistum tätig. 2003 wurde er Präsident des Deutschen Caritasverbandes mit Sitz in Freiburg – ein Zusammenschluss, der mit 650 000 Mitarbeitern als einer der größten Arbeitgeber Deutschlands gilt.
Feststeht bislang nur, welche Voraussetzungen der künftige Bischof zu erfüllen hat. Das Kirchenrecht sieht vor, dass er „sich auszeichnet durch festen Glauben, (...) Klugheit sowie menschliche Tugenden“. Und: Er soll „wenigstens fünfunddreißig Jahre alt“und „wenigstens seit fünf Jahren Priester“sein.