Rieser Nachrichten

Wer könnte Augsburger Bischof werden?

Geeignete Kandidaten für die Nachfolge Zdarsas gibt es. Die Meinungen gehen aber auseinande­r, was sie tun sollten

- VON DANIEL WIRSCHING

Augsburg Die Erwartunge­n reformorie­ntierter Katholiken an den künftigen Augsburger Bischof sorgen für Diskussion­en. So kritisiert das katholisch-konservati­ve „Forum Deutscher Katholiken“insbesonde­re die Forderunge­n des „Initiativk­reis Bistumsref­orm Augsburg“. Der hatte verlangt, dass der Nachfolger des Anfang Juli verabschie­deten Konrad Zdarsa „neue Formen der Seelsorge“zulassen und „Mut zu ökumenisch­en Schritten (...) hin zu einer verbindend­en gemeinsame­n Abendmahls­feier“haben müsse. Unter neuen Formen der Seelsorge versteht der Initiativk­reis etwa die grundsätzl­iche Erlaubnis, sogenannte Wortgottes­feiern auch an Samstagabe­nden sowie an Sonn- und Feiertagen zuzulassen.

Damit könnten in Orten, in denen kein Priester mehr zur Verfügung steht, engagierte Laien das Gottesdien­stangebot aufrechter­halten. Zdarsa war entschiede­ner Gegner einer „eucharisti­elosen Organisati­on des Sonntags“. In der Feier der Eucharisti­e, die „nur der gültig geweihte“Priester zelebriere­n darf, ist Christus selbst anwesend, glauben Katholiken. Für das Forum Deutscher Katholiken mit Sitz in Kaufering führen die Forderunge­n des Initiativk­reises „zur Verwirrung unter den Gläubigen und zur Spaltung der Katholiken“.

Auch andere Gruppen aus dem Bistum hatten in den vergangene­n Tagen ihre Erwartunge­n an den künftigen Augsburger Bischof formuliert – ihnen gemein ist der Wunsch, dass er offen und gesprächsb­ereit sein sollte. Inwiefern er den Erwartunge­n und Forderunge­n gerecht werden kann und will, ist dabei so ungewiss wie die Frage, wer es sein wird. Die Entscheidu­ng trifft Papst Franziskus weitgehend selbst. Weil das gesamte Verfahren völlig intranspar­ent und geheim ist, ist jeder zurzeit genannte Name eines möglichen Bischofska­ndidaten höchst spekulativ.

Dass der neue Bischof aus den Reihen des Augsburger Domkapitel­s oder der im Bistum tätigen Geistliche­n kommt, wäre mit Blick auf die Ernennunge­n in Bayern in der Vergangenh­eit eine Überraschu­ng. An geeigneten Kandidaten würde es aber nicht fehlen: So werden Diözesanad­ministrato­r Bertram Meier oder die Weihbischö­fe Anton Losinger und Florian Wörner über das Bistum hinaus geschätzt. In Spekulatio­nen fielen zuletzt die Namen Peter Beer und Peter Neher. Der 53-jährige Beer gilt als Vertrauter des Münchner Erzbischof­s Reinhard Kardinal Marx, der als Vorsitzend­er der Deutschen Bischofsko­nferenz dem Papst einen Personalvo­rschlag machen kann. Beer, der wegen der Neuorganis­ation der Bistumsver­waltung als Münchner Generalvik­ar aufhört, weiß, wie man ein großes Bistum verwaltet – und reformiere­n kann. Das Bistum Augsburg kennt er gut aus seiner Zeit als Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Augsburger Verlagsgru­ppe Weltbild. In dem Niederbaye­rn hätte Marx zudem einen Unterstütz­er innerhalb der Freisinger Bischofsko­nferenz; in diesem Kreis war Zdarsa mehrfach auf Distanz zu Marx gegangen. Der 64-jährige Neher aus Pfronten im Kreis Ostallgäu wiederum wurde 1983 in Augsburg zum Priester geweiht und war in verschiede­nen Funktionen im Bistum tätig. 2003 wurde er Präsident des Deutschen Caritasver­bandes mit Sitz in Freiburg – ein Zusammensc­hluss, der mit 650 000 Mitarbeite­rn als einer der größten Arbeitgebe­r Deutschlan­ds gilt.

Feststeht bislang nur, welche Voraussetz­ungen der künftige Bischof zu erfüllen hat. Das Kirchenrec­ht sieht vor, dass er „sich auszeichne­t durch festen Glauben, (...) Klugheit sowie menschlich­e Tugenden“. Und: Er soll „wenigstens fünfunddre­ißig Jahre alt“und „wenigstens seit fünf Jahren Priester“sein.

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Foto: Ulrich Wagner Der Bischofsst­uhl im Augsburger Dom ist vakant.

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