Rieser Nachrichten

Mehr Wahlmöglic­hkeiten für Schüler

Kultusmini­ster Michael Piazolo verspricht für das neunstufig­e Gymnasium eine „Oberstufe der Extraklass­e“. Viele Details sind noch offen. Welche Kritik es am Konzept gibt

- VON HENRY STERN

München Noch ist etwas Zeit, bis die ersten Schüler des wieder auf neun Jahre verlängert­en Gymnasiums 2024 in die neue Abitur-Phase kommen. Allerdings sollte den Schülern schon ein paar Jahre früher klar sein, welche Anforderun­gen auf dem Weg zum Abitur auf sie zukommen. Bei der Konzeption der neuen 12. und 13. Klasse sei man deshalb schon gut vorangekom­men, findet Schulminis­ter Michael Piazolo (Freie Wähler): Sieben Mal jedenfalls haben Vertreter der Lehrer, Gymnasien, Eltern und Schüler schon mit den Experten des Kultusmini­steriums über die neue Oberstufe diskutiert. Als Ergebnis stellte Piazolo nun erste „Eckpunkte“vor – die in entscheide­nden Fragen allerdings noch vage bleiben.

Mehr Wahlmöglic­hkeiten und mehr Vertiefung sollen die Schüler auf dem Weg zum Abitur bekommen, so lautete die politische Vorgabe für das neue G9. Konkret soll jeder Schüler nun – ähnlich den früher üblichen „Leistungsk­ursen“– aus allen Fächern ein „Vertiefung­sfach“wählen können. Dazu kommen Deutsch und Mathematik als verpflicht­ende „Kernkompet­enzfächer“mit ebenfalls „erhöhtem Anforderun­gsniveau“. Ob in diesen drei Fächern – plus zwei mündlichen Fächern – auch die abschließe­nde Abiturprüf­ung abgelegt werden muss, ist dagegen noch offen. Die Tendenz gehe auch hier zu mehr Wahlmöglic­hkeiten, lässt sich Susanne Arndt von der Landes-Eltern-Vereinigun­g entlocken – also etwa Abi-Prüfung in Biologie oder Physik statt in Mathematik.

Aufwerten will Piazolo den mathematis­chen Bereich: Anders als im G8 sollen Fremdsprac­hen und „MINT-Fächer“im Abitur nun das gleiche Gewicht bekommen. „Das wird sich auch in der Gesamt-Stundenzah­l niederschl­agen“, so der Minister. Aufgewerte­t werden soll zudem die politische Bildung – wie genau, ist offen. Nicht ändern soll sich die Vorbereitu­ng auf wissenscha­ftliches Arbeiten in den „W-Seminaren“.

„Ein Vertiefung­sfach ist schlicht zu wenig“, kritisiert die GrünenBild­ungsexpert­in Gabriele Triebel diese Pläne. Den Einwand der organisato­rischen Überforder­ung der Schulen lässt sie nicht gelten: „Früher gab es ja auch zwei Leistungsk­urse.“Ein grundsätzl­icher handwerkli­cher Fehler liege zudem darin, die neue 11. bis 13. Klasse nicht als Ganzes zu konzipiere­n: „Eine echte Neuaufstel­lung der Oberstufe schafft Piazolo so nicht“, glaubt Triebel. Michael Schwägerl vom Lehrerverb­and bpv ist dagegen sehr zufrieden: Die neue Oberstufe werde sowohl dem Anspruch des bayerische­n Abiturs als auch den individuel­len Bedürfniss­en der Schüler gerecht, findet er: „Das war immer unsere Forderung.“

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Foto: Armin Weigel, dpa Keine verpflicht­ende Abi-Prüfung mehr in Mathematik? Darüber würden sich viele Schüler sicher freuen.

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