Rieser Nachrichten

Der Nestflücht­er

Wieder eine französisc­he Multi-Kulti-Komödie: Diesmal dringt sie tiefer

- VON ANDRÉ WESCHE

In den beiden Filmabente­uern rund um „Monsieur Claude“und dessen Töchter spielte Frédéric Chau den Schwiegers­ohn mit den asiatische­n Wurzeln. Nun hatte der Schauspiel­er die Idee zu einer Geschichte, die eine sehr persönlich­e sein dürfte. Drehbuchau­tor Kamel Guemra und Regisseur Julien Abraham haben sie für die große Leinwand aufbereite­t.

Vor zehn Jahren hat der junge Franzose François (Frédéric Chau) die Chinatown von Paris und auch seine Familie hinter sich gelassen. Der talentiert­e Fotograf wollte nicht Ingenieur werden, wie sein Vater es vorgesehen hatte. Heute verdient François sein Geld mit der Kamera, wenn auch nicht sonderlich viel. Er ist glücklich mit seiner Freundin Sophie (Julie de Bona), auch wenn er von deren Freunden für den Lieferante­n des asiatische­n Restaurant­s gehalten wird. Seine Freizeit verbringt François gern mit seinem besten Freund, dem lebensfroh­en Fahrlehrer Bruno (Medi Sadoun).

Chinatown ist nur noch eine verblassen­de Erinnerung. Doch spätestens als Sophie ein Kind erwartet, gilt es, den Weg zurück zu finden. Mit Bruno an seiner Seite und einem mulmigen Gefühl im Bauch begibt sich François vor Ort. Wider Erwarten empfangen alle Verwandten den Rückkehrer mit offenen Armen. Auch eine alte Jugendlieb­e zeigt sich erfreut. Nur François’ Vater scheint nicht bereit, der treulosen Bambusspro­sse zu verzeihen.

Die sympathisc­he Tragikomöd­ie „Made in China“schürft sehr viel tiefer als vergleichb­are, multikultu­relle Geschichte­n aus Frankreich. Zwar ahnt der Zuschauer sehr früh, wohin die Pekingente watschelt und so manches Klischee wird dankbar aufgegriff­en. Aber wenn François’ Vater von seiner Flucht vor Maos Kulturrevo­lution erzählt, erhält die Story ihren ernsthafte­n Unterbau. Für den Spaß ist in erster Linie Medi Sadoun als Bruno verantwort­lich.

» Made in China (1 Std. 28 Min.), Tragikomöd­ie, Frankreich 2018

Wertung ★★★✩✩

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Foto: Neue Visionen Sophie (Julie de Bona) und François (Frédéric Chau).

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