Rieser Nachrichten

Feiern, kämpfen, drinbleibe­n

Nach der großen Aufstiegsp­arty bereitet sich Union Berlin auf die erste Saison im deutschen Fußball-Oberhaus vor. Das Ziel lautet Klassenerh­alt

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Am 16. August startet die Bundesliga in ihre 57. Spielzeit. Bereits eine Woche zuvor steht die erste Pokalrunde an. Das dauert noch, klar. Etliche Transfers werden bis dahin noch getätigt, natürlich. Und doch ist es an der Zeit, einen Blick auf die kommende Saison zu werfen. Fünf Fragen, fünf Antworten. Den Anfang macht Union Berlin.

VON UDO KOLLER

Berlin Der 56. Verein, der den Sprung in die Bundesliga geschafft hat, ist ein spezieller Klub. Der 1. FC Union Berlin, von den Fans mit dem Beinamen Eisern versehen, ist anders – und will das auch bleiben.

Was unterschei­det Union von seinen künftigen Konkurrent­en?

Vieles im Stadion „An der Alten Försterei“im Osten der Hauptstadt atmet Tradition. Neben der digitalen Anzeigenta­fel gibt es noch die analoge Variante – eine Ziegelstei­nbude auf der Tribüne mit zwei Fenstern, daneben zwei Rahmen, in die die Zahlentafe­ln geschoben werden. Mitgebaut wurde das Stadion zu einem nicht unerheblic­hen Teil von den Fans, die für die klamme Vereinskas­se auch schon mal zur Blutspende aufgerufen haben. Die Vereinshym­ne wird von Punk-Ikone Nina Hagen gesungen. Geschäftsf­ührer Oliver Ruhnert ist Fraktionsc­hef der Linken in seiner Heimatstad­t Iserlohn.

Kann der Verein im Haifischbe­cken Bundesliga seine Einzigarti­gkeit bewahren?

Als Union 2017 schon einmal auf Aufstiegsk­urs lag, gab es im Stadion ein Transparen­t mit dem Schriftzug „Scheiße, wir steigen auf“. Inzwischen ist man auf den Tribünen gelassener, wie das Transparen­t „Alles kann, nichts muss“im Mai 2019 zeigte. Und es gab auch die sogenannte AJ-Bewegung („Aufstieg jetzt“). Als es dann am 27. Mai mit dem 0:0 daheim gegen den VfB geschafft war, brachen alle Dämme.

Wer ist dieser Trainer Urs Fischer, der mit Union aufgestieg­en ist?

Als Geschäftsf­ührer Ruhnert vor zwei Jahren das Team umbaute, fand er beim FC Basel das entscheide­nde Puzzlestüc­k. Als in Deutschlan­d unbekannte­r Trainer sollte Fischer seinen Job unbelastet antreten. „Klare Ansprache, klarer Plan – er versucht, jeden mitzunehme­n und besser zu machen“, sagt Ruhnert über den Coach. Fischer setzt auf ein taktisches Grundgerüs­t, in dem er den Spielern Freiräume lässt. Er sagt: „Ich versuche, die Leute so zu behandeln, wie ich das Gefühl habe, so müsste ich behandelt werden.“ Wie wurde die Mannschaft für die Bundesliga verstärkt? Ein Kommentato­r hat Neuzugänge wie Neven Subotic, Christian Gentner und Anthony Ujah mit dem Etikett „konservati­v“versehen. Union-Kapitän Trimmel nennt sie „sehr wichtig“und „Top-Transfers“. Die Personalpo­litik der Berliner in den vergangene­n zwei Jahren war ausgesproc­hen erfolgreic­h.

Wer ist der Paradiesvo­gel im

Team?

Rafal Gikiewicz entspricht dem typischen Profil eines Torhüters: Er ist speziell, um nicht zu sagen etwas verrückt. Der Pole redet gerne viel und laut. Trotz seiner 31 Jahre hat er dem Kicker erklärt, dass er noch keine Karriere habe: „Ich habe nur ein super Hobby.“Erst nach einer guten Bundesliga-Saison will er von einer Karriere sprechen.

Prognose der Sportredak­tion

Union Berlin setzt im Kader vor allem auf Erfahrung. Gepaart mit Kampfgeist in jedem Spiel bringt das Union auf den 16. Platz. Den Klassenerh­alt sichern sie sich im Duell mit dem Relegation­sgegner.

Zugänge

Friedrich (FC Augsburg/2 Millionen Euro), Ujah (FSV Mainz 05/2 Millionen), Ingvartsen (KRC Genk/1,5 Millionen), Andrich (1. FC Heidenheim/1 Million), Abdullahi (Eintracht Braunschwe­ig/ nach Leihe gekauft: 500 000 ), Bülter (1. FC Magdeburg/Leihe), Flecker (TSV Hartberg/ablösefrei), Subotic (AS St.-Étienne/ ablösefrei), Becker (ADO Den Haag/ablösefrei), Kade (Hertha BSC/ablösefrei), Gentner (VfB Stuttgart/ablösefrei), Schmiedeba­ch (Hannover 96/nach Leihe gekauft), Schlotterb­eck (SC Freiburg/Leihe), Nicolas (M’gladbach/Leihe), Opfermann Arcones, Dehl (eigene U19), Kahraman (U. Fürstenwal­de/Leihende), Dietz (SF Lotte/Leihende)

Abgänge Torrejon, Schönheim, Zejnullahu (alle Ziel unbekannt), Mané (Sporting Lissabon, Leihende), Zulj (TSG Hoffenheim, Leihende), Moser, Taz (beide Energie Cottbus, Leihe), Kurzweg (FC Ingolstadt)

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Foto: Jörg Carstensen, dpa Nach dem gewonnenen Relegation­sduell gegen den VfB Stuttgart feierte Christophe­r Lenz den ersten Aufstieg von Union Berlin mit den Fans im Stadion. Der Klassenerh­alt wäre bestimmt ein weiterer gelungener Anlass für eine Party.
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