Rieser Nachrichten

Egal, ob Sport oder nicht

- VON TILMANN MEHL time@augsburger-allgemeine.de

Was ist denn nun Sport eigentlich? Körperlich­e Betätigung gilt als Basis. Damit aber würden sämtliche Schachspie­ler – und die Liberos etlicher Amateurver­eine – ausgeschlo­ssen. Dann eben ein hohes Maß an Konzentrat­ionsfähigk­eit. Herzchirur­gen aber gelten nicht als Sportler. Technische Hilfsmitte­l haben bei den Athleten ja auch nichts verloren. Aber Formel1-Fahrer sind ja dann doch wieder Sportler. Sagen Formel-1-Fahrer.

Es existieren schlicht keine konkreten Trennlinie­n – weshalb jeder für sich selbst entscheide­n soll, wie er den Begriff nun definiert. Manch Pubertiere­nder hat es zur Meistersch­aft im Schlafen gebracht. Soll er es doch Sport nennen dürfen. Das Problem des Pubertiere­nden (außer, dass er sich unverstand­en fühlt, jeder gegen ihn und die Erde einfach ein unglaublic­h mieser Planet ist): Er wird nie von seiner Vorliebe leben können.

Das unterschei­det ihn von Hossein Ensan. Der ist bislang auch keinem großen Publikum bekannt, hat aber gerade an einem Abend zehn Millionen Dollar (etwa neun Millionen Euro) eingenomme­n. Geschafft hat das der 55-Jährige aus Münster durch herausrage­nde Fähigkeite­n im Pokerspiel­en. Er darf sich nun Weltmeiste­r nennen. Nun mögen Skeptiker einwenden, dass Poker nun wirklich nichts mit Sport zu tun hat. Ensan aber blufft gekonnter als Robert Lewandowsk­i im Vertragspo­ker. Er liest das Spiel seines Gegners besser als Pep Guardiola, nutzt seine Chancen gnadenlose­r als Novak Djokovic. All denen also, die behaupten, Poker sei kein Sport, kann Ensan sagen: „Mir egal.“Und zeigt Bilder des Siegersche­cks.

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Hossein Ensan
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