Autokäufer im Internet geprellt
Fahrzeuge verkauft, die es nicht gab
München Falsche Identitäten, falsche Autohäuser – und ein Millionenbetrug: Am Landgericht München I hat am Mittwoch ein Prozess gegen fünf mutmaßliche Betrüger begonnen, die Autokäufer im Internet um insgesamt mehr als eine Million Euro gebracht haben sollen. In Bayern, Hessen und Sachsen sollen sie ihr Unwesen getrieben und Menschen online dazu gebracht haben, viel Geld für Autos zu überweisen, die es nie gab.
Der Hauptangeklagte entschuldigte sich zum Prozessauftakt bei seinen Opfern und vor allem bei seiner mitangeklagten Lebensgefährtin. „Ich bereue zutiefst, was ich gemacht habe“, sagte der 41-Jährige. Was ihm vorgeworfen werde, stimme größtenteils.
In seiner Dimension sei es ein ungewöhnlicher Fall, sagt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Anne Leiding. Die beiden mutmaßlichen Haupttäter sollen den Angaben zufolge von Februar 2016 an mit mindestens 20 falschen oder gestohlenen Identitäten und 30 Scheinautohäusern im Internet aufgetreten sein. 200 Konten sollen sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen eröffnet und 80 Mobilfunkverträge abgeschlossen haben. In Online-Verkaufsportalen, so die Vorwürfe, boten sie dann teure Autos an – und zahlreiche Menschen fielen darauf herein.
Betrug beim Autokauf im Internet sei inzwischen ein nahezu alltägliches Phänomen, sagt Ansgar Klein, geschäftsführender Vorstand beim Bundesverband freier KfzHändler. „Da werden einfach Autohäuser erfunden – das Thema beschäftigt uns seit vielen Jahren. Es kommt immer wieder in Wellen“, sagt er: „Der Kunde fühlt sich sicherer und geschützter, als er wirklich ist. Alle Welt kämpft um immer mehr Verbraucherschutz und das lässt die Ur-Instinkte verkümmern“, meint er – oder knapper: „Geiz frisst Gehirn.“
Denn eigentlich, meint Klein, sei es ganz einfach, Betrügern nicht auf den Leim zu gehen: keine ungesicherte Vorkasse. Sollte eine Anzahlung gefordert werden, gebe es dafür Treuhand-Möglichkeiten mit Käuferschutz, erklärt er. Hellhörig werden sollte der Nutzer bei folgender Kombination: „Eine relativ neue, bisher unbekannte Firma, Preise, die kaum jemand realisieren kann, und dann das Verlangen nach ungesicherter Vorkasse.“