Der Trend stimmt vor dem „Kracher“
Trainer Martin Schmidt sieht sein Team nach sieben Punkten aus drei Spielen auf dem richtigen Weg. Er will sich auch nicht von seinem Ex-Verein FSV Mainz 05 stoppen lassen
Augsburg Wer als Fan des FC Augsburg gedacht hätte, dass er am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 mal ein paar Stunden Ruhe vor dem vorweihnachtlichen Trubel findet, hat sich getäuscht. Ab 12 Uhr sind nämlich auch auf dem Vorplatz der nicht ausverkauften WWK-Arena ein paar Weihnachtsbuden aufgebaut. Da gibt es gebrannte Mandeln, Waffeln, Kässpatzen und die Fans verkaufen Glühwein und Punsch. Der Erlös geht an die sonderpädagogische Einrichtung Schwabenhilfe.
FCA-Trainer Martin Schmidt ist aber noch gar nicht in Adventsstimmung, auch wenn er am Dienstag auf dem Augsburger Christkindlesmarkt Glühwein für einen guten Zweck verkauft hat. „Nebenher ist vielleicht ein bisschen Weihnachtsstimmung, aber für uns noch überhaupt nicht. Wir haben noch vier unheimlich wichtige Spiele vor uns.“
Der Jahresendspurt startet gegen Mainz, dann folgt noch eine englische Woche mit den Partien gegen Hoffenheim, Düsseldorf und Leipzig. Und Schmidt, 52, fordert da noch Punkte: „Wir sind noch nicht zufrieden, wo wir jetzt sind.“Sieben Punkte hat sein Team zuletzt aus den Spielen in Paderborn (1:0), gegen Hertha (4:0) und in Köln (1:1) geholt, dennoch steht der FCA als 14. mit 14 Punkten gefährlich nahe an der Abstiegsregion. Gerade das Remis beim Vorletzten Köln (acht Punkte) schmerzt nach dem Spielverlauf. Einen Elfmeter verschossen, die Überzahlsituation leichtfertig abgegeben und das Gegentor nach einer Fehlerkette, an deren Ende nicht zum ersten Mal in dieser Saison Torhüter Tomas Koubek stand, in der Schlussphase bekommen. Es war das siebte Gegentor in der letzten Viertelstunde, nur Gegner Mainz mit zwölf Gegentoren war da anfälliger.
Das liege aber nicht an mangelnder Kondition, verteidigt sich Schmidt: „Obwohl wir 50 Minuten zu zehnt gespielt haben, haben wir 230 Sprints absolviert und sind 111 Kilometer gelaufen. Wir sind topfit.“Schmidt sieht eher ein mentales Problem. „Wenn du in Führung liegst, hast du etwas zu verlieren. Was uns sicherlich noch fehlt, sind die Automatismen, wenn wir unter Druck sind. Daran arbeiten wir“, sagt Schmidt und verweist darauf, dass es seit der Rückkehr von Daniel Baier nach seiner Verletzung auch in diesem Bereich besser wird. „Solche Führungsspieler sind da ganz wichtig.“Deshalb freut es ihn, dass Baier, wie am Dienstag angekündigt, seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag beim FCA verlängern will. „Es wäre auch zu früh für ihn aufzuhören. Da unterstütze ich ihn voll.“
Und auch in Sachen Tomas Koubek ist für Schmidt das Glas halb voll und nicht halb leer. „Zuletzt waren drei Zu-null-Spiele dabei. Da spreche ich lieber von den Bällen, die er gehalten hat, und da kann dann auch mal einer dabei sein, den er vielleicht halten hätte können. Der Trend stimmt aber bei ihm.“
Wie eben auch der ganzen Mannschaft. Deshalb verspricht er den Fans gegen Mainz einen „richtigen Kracher“. Denn auch bei seinem Ex-Klub, für den er von 2010 bis 2017 zuerst die U23 und dann auch das Bundesliga-Team trainierte, läuft es. Zuletzt gab es zwei Siege in Hoffenheim (5:1) und gegen Frankfurt (2:1). Allerdings war für diese Wendung ein Trainerwechsel nötig. Achim Beierlorzer, 52, wechselte innerhalb von wenigen Tagen von der Kölner Trainerbank auf die Mainzer und ersetzte dort Sandro Schwarz, 41. Er veränderte das Spielsystem hin zu einem offensiv interpretierten 3-5-2 mit viel Power und Wucht. Und plötzlich läuft es in der Karnevalshochburg.
Doch Schmidt will am Samstag mit seinem Team die Spaßbremse geben. Allerdings muss er dabei auf jeden Fall zwei Spieler ersetzen. Für Rechtsverteidiger Raphael Framberger ist nach einemFaserriss in der hinteren Oberschenkelmuskulatur die Vorrunde gelaufen (für ihn wird Routinier Stephan Lichtsteiner spielen) und Rechtsaußen André Hahn wird nach seiner Gelb-Roten Karte gegen Köln aller Voraussicht nach durch Marco Richter ersetzt. Wahrscheinlich rückt auch wieder der begnadigte Michael Gregoritsch in den Kader.
Bei den Personalien wollte sich Schmidt aber wie immer nicht festlegen. Eines verspricht er aber auf jeden Fall. „Wir werden alles reinwerfen, um unseren Weg, den wir gerade daheim mit diesen hochemotionalen, intensiven und nervenaufreibenden Spielen gehen, fortzusetzen.“Es wird also alles andere als ein stiller erster Adventssamstag.