Schütze war wohl Einzeltäter
Neue Erkenntnisse zur Bluttat von Hanau
Berlin Der Todesschütze von Hanau war eine Stunde vor Abgabe des ersten Schusses wegen Falschparkens kontrolliert worden. Wie Teilnehmer einer nichtöffentlichen Sondersitzung des Innenausschusses des Bundestages am Donnerstag berichteten, stand sein Auto in der Nähe des ersten Tatorts. Er habe bei der Kontrolle nicht aggressiv reagiert und sein Fahrzeug schließlich an einer anderen Stelle geparkt, erfuhren die Teilnehmer demnach von Generalbundesanwalt Peter Frank. Hinweise über Mitwisser oder Unterstützer gebe es nicht, berichteten die Abgeordneten. Den Angaben zufolge erschoss der Attentäter Tobias R. am Mittwoch vergangener Woche innerhalb von zwölf Minuten neun Menschen. Er suchte offensichtlich gezielt Menschen mit ausländischen Wurzeln als Opfer aus.
Die Abgeordneten berichteten unter Berufung auf Frank, der Attentäter habe um 21.58 Uhr zuerst einen Menschen auf der Straße erschossen. Dann sei er geflohen und habe unterwegs einen zweiten Menschen getötet, bevor er weiter zur Bar Midnight fuhr und dort vier Schüsse durch die Tür abgab. An diesem Tatort sei ein Mensch gestorben, hieß es. Als er weiterfuhr, tötete der Mann einen weiteren Menschen. Im Vorraum eines Kiosks habe er dann vier Menschen getötet. In der benachbarten Arena Bar gab es demnach einen Toten und mehrere Verletzte. Um 22.10 Uhr sei der Todesschütze dann mit dem Auto zur Wohnung seiner Eltern gefahren. Das Spezialeinsatzkommando sei um 3.03 Uhr in die Wohnung eingedrungen. Ihren Angaben zufolge lag die pflegebedürftige Mutter tot im Wohnzimmer. Die Leiche von Tobias R. sei am Kellerabgang gefunden worden.
Nach dem mutmaßlich rassistisch motivierten Anschlag erwartet die Bundeskonferenz der Migrantenorganisationen von Kanzlerin Angela Merkel konkrete Schritte. „Die Würde des Menschen ist nicht gleichermaßen unantastbar für alle Menschen in Deutschland 2020“, schrieb das Netzwerk in einem Brief an Merkel. Der Konferenz gehören nach eigenen Angaben 40 Migrantenorganisationen an. „Deutschland hat ein Rassismusproblem“, sagte Farhad Dilmaghani, der die Initiative Deutschplus leitet.