Tanner steht zum Auto auf dem Land
Der FDP-Kandidat für die OB-Wahl in Nördlingen tritt bei einer Wahlversammlung in Kleinerdlingen auf. Dort stellt er die Idee einer Wasserstofftankstelle für Nördlingen vor
Kleinerdlingen Die Veranstaltung beginnt mit einem kleinen Malheur. Der Beamer funktioniert nicht. Dr. Mark Tanner hätte damit gerne bei seiner Wahlversammlung im Kleinerdlinger Gemeindezentrum den Zuhörern die Planungen für die Sanierung und Erweiterung des Nördlinger Hallenbades in einer PowerPoint-Präsentation erläutert. „Egal“, meint der Kandidat der FDP für das Amt des Nördlinger Oberbürgermeisters und lässt sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen, „dann muss es halt ohne gehen.“
15 Personen sind gekommen, um Tanner zuzuhören. Der Frontmann der Liberalen im Landkreis stellt sich zunächst vor und betont, wie eng er als gebürtiges Nordlicht mittlerweile mit Bayern und speziell mit Nördlingen verbunden sei und wie wohl er sich hier mit seiner Familie fühle. Auch die Patienten seiner inzwischen seit 20 Jahren bestehenden Hautarztpraxis müssten sich keine Sorgen machen, sollte er tatsächlich am 15. März zum neuen Oberbürgermeister gewählt werden, sagt er mit einem Augenzwinkern. „Die Praxis wird auf jeden Fall weiterlaufen.“
Dauerthema Hallenbad unterscheidet sich Tanner im Prinzip nicht von seinen Mitbewerbern um den OB-Sessel. „Vernünftig“nennt er die eingeschlagene Richtung des Stadtrates, das Bad am bisherigen Standort zu modernisieren. Mögliche Alternativen wie der nahe liegende Sportpark oder die Marienhöhe in unmittelbarer Nähe zum Freibad seien zwar anfangs durchaus diskussionswürdig gewesen. Aber letztlich spreche alles für die Gerhart-Hauptmann-Straße. Dass aus vier Schwimmbahnen künftig sechs werden sollen, eine Saunalandschaft dazukomme und ein kleiner Erlebnisbereich geplant sei, unterstütze er uneingeschränkt.
Vom Hallenbad wechselt Tanner zum geplanten Egerviertel. „Grundsätzlich begrüße ich es, wenn ein Investor ein solches Vorhaben umsetzen will.“Allerdings müsste das Großprojekt mit der Altstadtsatzung „konform“gehen. Ein Problem sieht der Liberale in der „riesigen Wanne“für eine Tiefgarage. Probleme mit dem Grundwasser seien vorprogrammiert. „Es gibt seitens der Stadt noch Gespräche mit dem Bauherrn, um die anstehenden Fragen zu klären.“Da werde man einen Konsens finden.
Sehr deutlich äußert sich Tanner zum Döderlein-Gelände. Dies wäre nicht der richtige Ort für eine Wohnbebauung. Nördlingen brauche die altstadtnahen Parkplätze dringend. Deshalb: „Lassen wir das Areal so, wie es jetzt ist.“
Ganz auf liberal macht der Kandidat beim Thema Verkehr in der Altstadt. Temporäre Sperrungen des Marktplatzes oder gar Parkgebühren – nein, nicht mit ihm. Für notwendig erachte er es allerdings, außerhalb der Stadtmauer zusätzliche Parkmöglichkeiten zu schaffen. Wo, müsse man sehen.
Apropos Verkehr. Er selbst sei zwar ein leidenschaftlicher Zugfahrer und Radler. Aber ohne Auto könne und wolle er nicht sein. Die augenblickliche Diskussion um die Verkehrswende hin zu mehr Elektromobilität, Bussen, Bahn und Fahrrad halte er für überzogen. „Man kann vielleicht in der Großstadt auf das Auto verzichten. Aber bei uns im Ries geht das meiner Ansicht nach nicht.“Um nicht missverstanden zu werden: Er habe nichts gegen alternative Antriebe. Aber hauptsächlich auf die E-Mobilität zu setzen, wäre zu kurz gegriffen. Seine Idee: „Wir könnten in Nördlingen eine WasserstofftankBeim stelle bauen. Das wird mittlerweile sogar gefördert.“
Ein Landwirt spricht die Südumgehung Nördlingens an
Nach gut einer Dreiviertelstunde Monolog will Mark Tanner von den Zuhörern wissen, was ihnen auf den Nägeln brennt. Ein Landwirt meldet sich und spricht ein Thema an, das fast in Vergessenheit geraten ist: Die Südumgehung Nördlingens zwischen B25 und B466 Richtung Neresheim, die vor allem für die Kleinerdlinger und Herkheimer nach wie vor als rotes Tuch gilt.
Tanner zögert mit seiner Antwort. Er sei in dieser Materie „nicht so drin“, räumt er ein. Grundsätzlich aber würde ein solches Projekt einen enormen Flächenverbrauch beanspruchen. Auch verkehrstechnisch sehe er momentan „keinen Zwang“, über eine solche Trasse ernsthaft nachzudenken.
Ein weiterer Gast spricht ein anderes Thema an: die Zukunft des Almarin in Mönchsdeggingen. Tanner äußert sich hierzu ebenfalls zurückhaltend. „Mal sehen, was draus wird“, meint er. Dies klingt nicht so, als ob er davon ausgeht, dass das Bad irgendwann eine Renaissance erleben wird.