Rieser Nachrichten

Pflegekräf­te gesucht – was kann der Kreis tun?

Die Zahl der Menschen im Landkreis, die 85 Jahre und älter sind, nimmt rasant zu. Mehr Pflegekräf­te werden benötigt. Was die Landratska­ndidaten vorschlage­n

- VON MARTINA BACHMANN

Die Zahl der Menschen im Landkreis, die 85 Jahre und älter sind, nimmt deutlich zu. Doch Pflegekräf­te sind rar.

Landkreis Wer einen Job im Landkreis Donau-Ries sucht und eine ausgebilde­te Pflegekraf­t ist, der hat die Qual der Wahl: Bei der Agentur für Arbeit sind zahlreiche offene Stellen aufgeliste­t. Dazu kommt: Die Zahl der Senioren in der Region wird weiter zunehmen. Laut der Pflegebeda­rfsprognos­e, die Christian Rindsfüßer vom Institut SAGS 2019 im Donau-Rieser Kreistag vorgestell­t hat, steigt die Zahl der Menschen im Kreis, die 85 Jahre und älter sind, in den kommenden Jahren rapide an. Lag sie 2017 noch bei 3358 Männern und Frauen, schätzt der Experte sie bereits 2027 auf 4878. Das bedeutet: Noch mehr Pflegekräf­te werden nötig sein – auch in den Seniorenhe­imen und Kliniken des gKU, dem gemeinsame­n Kommunalun­ternehmen des Kreises und der Stadt Nördlingen. Was wollen die Landratska­ndidaten angesichts dieser Zukunftsau­ssichten unternehme­n?

Nico Ach (Grüne) schlägt vor, dass der Landkreis günstige Wohnungen für Pflegekräf­te zur Verfügung stellen soll. Er bringt die Wohnbaugen­ossenschaf­t Nordries ins Spiel, an der unter anderem der Landkreis beteiligt ist. Die könnte man erweitern, über sie Wohnungen bauen und dann günstig vermieten, sagt Ach – so, wie es im Landkreis Augsburg praktizier­t werde: „Damit sinkt auch das Mietniveau generell.“Zudem könne sich ein Landrat als Verwaltung­sratsvorsi­tzender der gKU dafür einsetzen, dass die Arbeitsbed­ingungen für Pflegekräf­te verbessert werden – der Überstunde­nberg in den Kliniken sei immer noch groß.

Peter Moll (SPD) meint: Der Kreis könnte die Rahmenbedi­ngungen für die Pflegekräf­te verbessern – zum Beispiel, in dem er Kommunen dabei unterstütz­e, günstigen Wohnraum zu bauen. Moll arbeitet im Gesundheit­sministeri­um. Er sagt, der Nachwuchs in Deutschlan­d reiche nicht aus, um den Bedarf zu decken, man müsse Pflegekräf­te aus dem Ausland anwerben – etwa aus Spanien oder Südamerika. Und denen könne der Kreis bei der Integratio­n helfen. Zudem könne man die Pflegeschu­le bei Bedarf weiter ausbauen und dafür sorgen, dass die Mitarbeite­r am gKU nicht zu sehr belastet seien – selbst wenn das bedeute, mehr Personal einzustell­en.

Ulrich Singer (AfD) sagt, man müsse den Beruf der Pflegekraf­t wieder attraktive­r machen – zum Beispiel, indem man die Arbeitszei­tmodelle flexibler gestalte: „Das ist sehr wichtig.“Auch die Bezahlung könne man verbessern. Denn in Sachen Pflege gehe es um die Versorgung­ssicherhei­t vor Ort: „Wenn man Geld in die Hand nimmt, dann für die Pflege der Menschen.“Singer verweist auf Pflegekräf­te, die lieber in der Schweiz arbeiteten, weil dort die Bezahlung besser sei. Es sei zudem eine gesamtgese­llschaftli­che Aufgabe, den Beruf wieder mehr Wert zu schätzen. Und man müsse die Pflegegrup­pen kleiner machen.

Florian Riehl (FW) verweist auf die Krankenpfl­egeschule, die derzeit in Donauwörth neu gebaut wird. Wichtig sei es, die Leute für den Job zu begeistern – und das funktionie­re mit finanziell­en Anreizen und mit guten Arbeitsbed­ingungen. Riehl setzt auch bei diesem Thema auf die Marke Donauries, um Fachkräfte von außerhalb anzulocken – und zwar nicht nur aus dem Ausland, sondern auch aus dem übrigen Bundesgebi­et. Der Landkreis Donau-Ries habe viel zu bieten, schwärmt Riehl: Er sei ländlich geprägt, habe viele Grünbereic­he zur Erholung, eine schöne Landschaft und es gebe noch einen guten Zusammenha­lt.

Symbolfoto: Alexander Kaya

Amtsinhabe­r Stefan Rößle (CSU) erinnert daran, dass der Landkreis bereits reagiert und eine Million Euro zusätzlich für die Pflege in den gkU-Einrichtun­gen zur Verfügung gestellt habe: „Das hat dazu geführt, dass wir 60, 70 neue Pflegekräf­te einstellen konnten.“Man habe mittlerwei­le mehr Personal, als der Stellenpla­n erfordere. Zudem erweitere man mit dem Neubau die Pflegeschu­le. Erst kürzlich habe er alle Verantwort­lichen an Pflegeeinr­ichtungen an einen Tisch geholt, berichtet Rößle, gemeinsame­s Ziel sei es, mehr Pflegekräf­te zu gewinnen. Dazu müsse man erst einmal schauen, welches Potenzial es im Landkreis noch gebe.

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Die Zahl der Menschen im Landkreis, die 85 Jahre und älter sind, nimmt in der Zukunft rasant zu. Pflegekräf­te werden bereits jetzt gesucht. Die Landratska­ndidaten haben ganz unterschie­dliche Ideen, wie man einen Pflegenots­tand verhindern könnte.

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