Braucht Harburg wieder eine Kneipe?
Vor mehr als zehn Jahren schloss die Kneipe Holzwurm. Am Samstag öffnet sie wieder ihre Türen. Die Gäste entscheiden über die mögliche Zukunft des Lokals
Harburg Vor etwa zehn Jahren schloss der Holzwurm. Seitdem gibt es keine Kneipe mehr in Harburg. Das möchte Hilmar Maiwald ändern. Ihm gehört das Haus mit der verlassenen Kneipe. Am heutigen Samstag, 29. Februar, soll sie – wie bereits am gestrigen Freitag – ab 19 Uhr zur Probe wiedereröffnet werden. Maiwalds Idee ist es, auf diese Weise herauszufinden, ob die Harburger Interesse an einer Wiedereröffnung hätten.
An diesen Abenden erhalten die Gäste zu ihren Getränken jeweils einen Bierdeckel mit der Aufschrift: Braucht Harburg wieder eine Kneipe? Maiwalds Einschätzung ist: „So viele Leute, wie mich in letzter Zeit auf die Aktion angesprochen haben – ja.“Er selbst sei früher oft im Holzwurm gewesen, weil er eben über der Kneipe seine Wohnung hat, wie er schmunzelnd sagt.
Bevor die Räumlichkeiten wieder genutzt werden können, musste aber erst einiges in der Kneipe hergerichtet werden. In Zusammenarbeit mit Matthias Schröppel und anderen Mitgliedern der PWG/BG/ FW Harburg verbrachte Maiwald zwei Samstage damit, die Kneipe leer zu räumen und zu putzen. „Der letzte Wirt hat einfach alles hier gelassen“, erzählt er. Darunter auch einen Billardtisch, eine Dartscheibe und alte Spielautomaten.
Beim Aufräumen gab es auch einen kuriosen Fund: alte Bierdeckel mit noch offenen Rechnungen von ehemaligen Gästen. Maiwald zieht die Getränkeuntersetzer aus einer Schublade an der Theke: „Wir haben die Deckel mal aufgehoben, das könnte am Freitag und Samstag lustig werden“, meint er und lacht. Die letzten Rechnungen sind aus dem Jahr 2010.
Seit mehr als 40 Jahren hängt das Schild vom Holzwurm schon an der gelben Hausfassade in Harburg. Die Kneipe sei ein Treffpunkt für alle Generationen und die ganze Region gewesen, sagt Schröppel: „Auch den Menschen in Nördlingen oder Donauwörth ist der Holzwurm immer noch ein Begriff.“Und Maiwald ergänzt, dass ihn in letzter Zeit viele Leute angesprochen und ihm erzählt hätten, dass sie früher oft etwas im Holzwurm trinken waren.
Durch die Bierdeckel-Umfrage soll es auch für mögliche Pächter ersichtlich werden, ob sich die Kneipe rentieren könnte. Zusätzlich können die Gäste aber auch äußern, ob sie andere Läden und weitere Infrastruktur in der Stadt brauchen. Auf der Rückseite der Bierdeckel können sie nämlich beispielsweise über einen Blumenladen, eine KfzWerkstatt oder auch mehr Parkplätze abstimmen. „In der Vergangenheit haben einige Läden in Harburg geschlossen“, sagt Schröppel. Er meint: „Kein Ladengeschäft hat aus betriebswirtschaftlichen, sondern immer aus persönlichen Gründen zugemacht.“Nachdem die Kneipe mehr als zehn Jahre lang leer gestanden hat, gibt es auch einiges zu machen, sollte sich dauerhaft ein neuer Pächter finden. Die Wände erstrahlen noch in grellen Farben, wie Rot, Orange und Pink. Beheizt werden die Räume durch einen alten grünen Kachelofen im Gastraum. Doch der zukünftige Pächter kann auf die Unterstützung des Hausbesitzers setsich zen. Mögliche Interessenten können sich gerne bei Maiwald melden.
Die Getränke für heute Abend sind bereits kaltgestellt. Neben Bier, Schnaps und Limo wird es aber kein Essen geben, weil man der Gastronomie vor Ort keine Konkurrenz machen möchte. Schröppel wünscht sich für die Abende: „Die Leute sollen vorbeikommen und einen gemütlichen Abend in der Kneipe haben.“