Sorré ist der neue Mann im Rathaus
Der parteilose Jürgen Sorré wird Oberbürgermeister. Er holt bei der Stichwahl 61 Prozent der Stimmen und ist „überwältigt“. Wie der unterlegene Michael Bosse (FW) reagiert
Donauwörth Die Donauwörther Bürger wünschen sich offenbar einen Neuanfang im Rathaus. Jürgen Sorré, parteiloser Kandidat und Quereinsteiger in die Kommunalpolitik, holt bei der Stichwahl am Sonntagabend knapp 61 Prozent der Stimmen. In jedem einzelnen der 19 Briefwahlbezirke entscheidet er das Duell mit Michael Bosse (Freie Wähler) für sich. Die Wahlbeteiligung liegt bei 67 Prozent.
„Ich bin einfach überwältigt von diesem Votum und jetzt voller Vorfreude auf das, was kommt“, sagt Sorré, dem die Erleichterung und pure Freude deutlich anzuhören ist. Interviews laufen übers Telefon. Während er spricht, klingelt schon der Bayerische Rundfunk auf der nächsten Leitung durch. Die sonst übliche Wahlparty ist natürlich ausgefallen, stattdessen schaut die Familie zu Hause gebannt auf die Inder Stadt. Per Videoplattform sind die engsten Freunde zugeschaltet.
Sorré und sein Team haben von Beginn der Auszählung an Grund zu jubeln. Die ersten Zahlen laufen um 18.29 Uhr ein – Sorré führt auf Anhieb mit fast 70 Prozent und scheint damit uneinholbar. „Das ist ein klarer Auftrag, es gibt viel zu tun“, ist das Fazit des 44-Jährigen, der sein Amt am 1. Mai antreten wird. Um 19.20 Uhr steht das Endergebnis fest. Sorré holt knapp 61 Prozent. Der noch amtierende OB Armin
Neudert hat kurz danach bereits telefonisch gratuliert und kündigt Unterstützung für einen reibungslosen Übergang an.
Ernüchterung herrscht hingegen bei Michael Bosse. Drei Jahre hat er auf diese Entscheidung hingearbeitet. Dennoch muss er weiter einem anderen das Ruder überlassen. „Mir ist es nicht gelungen, die Wähler zu überzeugen, dass in diesem Amt die politische Erfahrung zählt“, sagt Bosse. „Das wurmt mich“, gibt er offen zu und auch, dass er nicht mehr wirklich mit einem Sieg geternetseiten rechnet hatte. „Die Gespräche der letzten Tage waren doch eindeutig“, sagt Bosse, der weiter Stadtrat bleibt und zudem frisch gewählter Kreisrat ist. Kurz nach den ersten Zahlen habe er gleich damit begonnen, sich telefonisch bei seinen Wahlkampfhelfern zu bedanken.
Auch wenn es für ihn nicht gereicht hat – Bosse und die Freien Wähler wollen in Zukunft mit dem neuen Oberbürgermeister zusammenarbeiten. Wie das aussehen kann, ob Bosse gar Anspruch auf das Amt des Stellvertreters erhebt, das will er an diesem Abend nicht beantworten. „Herr Sorré wird massiv Unterstützung brauchen und seinen Idealismus bald ad acta legen müssen“, mutmaßt Bosse.
Jürgen Sorré hatte stets deutlich gemacht, wie wichtig ihm seine Parteilosigkeit sei, und dass er fraktionsübergreifend arbeiten wolle. Jetzt hat er die Chance dazu, zu zeigen, dass das funktioniert.