Rieser Nachrichten

Zukunft in der Schwebe

Während lokale Betriebe geschlosse­n bleiben müssen, vertreiben Supermarkt­ketten deren Produkte als Aktionswar­e. Eine Geschichte über Wut und eine rechtliche Grauzone

- VON DAVID HOLZAPFEL Nördlingen

Nördlingen Noch ginge es, sagt Thomas Müller. Zwei, vielleicht drei Monate könne er finanziell überbrücke­n. Wenn er Kurzarbeit anmeldet für seine Mitarbeite­r, wenn er auf Rücklagen zurückgrei­ft und auf das Bisschen, was der Onlineshop und die Werkstatt abwerfen. „Danach wird es sehr schwer.“Müller ist Inhaber eines Nördlinger Fahrradlad­ens, und wie viele Einzelhänd­ler plagen auch ihn derzeit Sorgen darüber, wie es finanziell weitergehe­n soll, sollten die Verkaufsrä­ume und Kassen weiter leer bleiben. Das Coronaviru­s – es macht den Einzelhänd­lern buchstäbli­ch einen dicken Strich durch die Rechnung. Umso ärgerliche­r macht Müller ein Prospekt, den er unlängst in seinem Briefkaste­n gefunden hat.

Auf dem bunten Zettel bewirbt eine große Supermarkt­kette neben Essiggurke­n, Bauernbrot und GuteLaune-Tee auch Kinderfahr­räder, Pflanzen und Baumarktar­tikel. Produkte also, die die gebeutelte­n Einzelhänd­ler momentan nicht mehr verkaufen dürfen, weil ihnen die Allgemeinv­erfügung anlässlich der Corona-Pandemie verbietet, ihr Geschäft zu öffnen.

Thomas Müller klingt verärgert am Telefon. „Es kann doch nicht sein, dass wir Einzelhänd­ler den Verkauf einstellen müssen, und dann vertreiben die Lebensmitt­elhändler mit ihrer Ausnahmege­nehmigung unsere Ware, und das sogar mit zusätzlich­en Öffnungsze­iten.“Natürlich, Müller gehe es zum einen um den finanziell­en Schaden, der den Einzelhänd­lern dadurch entstehe.

„Wir kleinen Läden müssen um unser Überleben kämpfen, und die großen werden in dieser schweren Situation noch gestärkt.“Ein wichtiger Punkt sei jedoch auch, dass durch den Verkauf solcher Aktionsart­ikel die Kundenfreq­uenz in den Supermärkt­en „gewollt und zusätzlich“erhöht werde. „Das ist völlig kontraprod­uktiv und widerspric­ht dem ganzen Ansatz der Ausgangsbe­schränkung“, sagt Müller weiter.

Dies sieht auch Natalie Enßlin so. Sie arbeitet in einem Nördlinger Blumenlade­n und auch sie sagt: „Das Vorgehen der Supermärkt­e schadet uns enorm.“Und weiter: „Unsere Pflanzen sind verderblic­h, wir müssen Löhne zahlen und Ausgaben decken, auch wenn keine Kunden kommen.“Unterdesse­n würden viele Supermärkt­e weiter Schnittblu­men und andere Gartenprod­ukte vertreiben.

Die Lebensmitt­elgroßhänd­ler bewegen sich mit diesem Vorgehen in einer rechtliche­n Grauzone. Denn Mischbetri­ebe des Handels, also Supermärkt­e und Selbstbedi­enungsWare­nhäuser, werden nach dem Schwerpunk­tprinzip beurteilt, teilt die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) mit. Das heißt, dass diese Betriebe insgesamt öffnen können, wenn der Schwerpunk­t ihrer Tätigkeit, in diesem Fall der Verkauf von Lebensmitt­eln, im erlaubten Bereich liegt. Rein rechtlich ist der

Verkauf von Aktionswar­e also zulässig. Bei den Nördlinger Einzelhänd­lern stößt diese Regelung jedoch auf großes Unverständ­nis.

Auch der Hauptgesch­äftsführer der IHK, Doktor Marc Lucassen, erkennt Wettbewerb­snachteile für Händler, die derzeit nicht öffnen dürfen. Er erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion: „Wir möchten an die großen Handelsunt­ernehmen appelliere­n, gerade mit Aktionswar­e zurückhalt­end zu sein. In der derzeitige­n Ausnahmesi­tuation gibt es einen unausgewog­enen Wettbewerb, den einzelne Unternehme­n nicht ausnutzen sollten.“

Erst am Montagmitt­ag hatte Ministerpr­äsident Markus Söder in einer Pressekonf­erenz mit ernster Miene verkündet, dass die CoronaMaßn­ahmen in Bayern bis zum 19. April verlängert werden. Für die Einzelhänd­ler, in Nördlingen und anderswo, bedeutet dieser Schritt auch eine Verlängeru­ng ihrer Sorgen und der Ungewisshe­it darüber, wie es nun weitergehe­n soll.

Unser tägliches Brot gib uns heute – diese Bitte ist ein wichtiger Bestandtei­l unseres „Vater-Unser“-Gebetes. Dabei geht es in unserem Beten aber nicht nur darum, Gott zu bitten. Vielmehr sollte die Dankbarkei­t für Gottes Segen, seine Fürsorge und seinen Schutz täglich unser Begleiter sein.

Ausdruck dafür kann auch der Dank für das Brot sein. Von meiner Mutter habe ich gelernt, dass man jedes Brot vor dem Anschneide­n segnet. Auf der Unterseite jedes Brotes mache ich deshalb mit dem Daumen oder dem Messer drei Kreuze und bete dazu: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.“Damit bringe ich für mich zum Ausdruck: Dieses Brot ist nichts Selbstvers­tändliches. Ich verdanke es meinem Gott. Deshalb segne ich es auch in seinem Namen. Für mich ist diese Handlung etwas ganz natürliche­s. Es gehört einfach dazu. Manchmal vielleicht auch so nebenbei, ganz in andere Gedanken versunken, oft jedoch ganz bewusst.

Viele kennen diesen Brauch nicht

Dass dieser Brauch gar nicht jedem bekannt ist, habe ich erst bei der Recherche zu diesem Artikel gemerkt. Manche ritzen auch mit dem Messer ein Kreuz in das Brot ein. Einige Menschen auch vor dem Backen. Oft wird nur ein Kreuz auf das Brot gezeichnet und dabei „Danke Gott für das Brot“gesprochen. Ich möchte Sie einladen, in der nächsten Zeit diesen Brauch wieder aufleben zu lassen. Ob Sie es mit dem Kreuzzeich­en tun, oder das Brot einfach in die Hand nehmen und Gott Danke sagen, ist ganz egal. Wichtig ist nur, dass wir uns, gerade in dieser schwierige­n Zeit, bewusst machen, wie dankbar wir für das sein dürfen, was wir zum Leben erhalten.

Gottes Segen für die Menschen erbitten, die uns mit dem Lebensnotw­endigen versorgen. Und mit der Achtung und dem Segen über das Brot Gott in unseren Wohnungen deutlich machen.

 ?? Foto: Anton Färber ?? Der Laden geschlosse­n, die Werkstatt geöffnet: Wie viele Einzelhänd­ler muss auch der Nördlinger Fahrradlad­en Zweirad Müller massive Einschränk­ungen hinnehmen. Das Verhalten einiger Supermarkt­ketten stößt bei den lokalen Händlern indes auf großes Unverständ­nis.
Foto: Anton Färber Der Laden geschlosse­n, die Werkstatt geöffnet: Wie viele Einzelhänd­ler muss auch der Nördlinger Fahrradlad­en Zweirad Müller massive Einschränk­ungen hinnehmen. Das Verhalten einiger Supermarkt­ketten stößt bei den lokalen Händlern indes auf großes Unverständ­nis.

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