Zweifel und Zuversicht
Am Donnerstag hat die bayerische Staatsregierung eine leichte Lockerung der Corona-Maßnahmen verkündet. Wie Rieser Einzelhändler, Schulen und die katholische Kirche auf die jüngsten Änderungen reagieren
Die bayerische Staatsregierung hat eine Lockerung der Corona-Maßnahmen verkündet. Wie Rieser Einzelhändler, ein Schulleiter und ein Pfarrer reagieren.
Nördlingen Die Bundesregierung hat am Mittwoch eine Novellierung der Corona-Maßnahmen vorgenommen. Demnach sollen einige Beschränkungen schrittweise gelockert werden. Bayern, das in Deutschland mit am stärksten von Covid-19 betroffen ist, geht dabei jedoch zurückhaltender vor. In einer Pressekonferenz stellte Ministerpräsident Markus Söder am Donnerstag das weitere Vorgehen des Freistaates vor. Dieser weitere Fahrplan ruft bei Rieser Ladenbesitzern, Schuldirektoren und Pfarrern gemischte Gefühle hervor.
Keine Ostermessen, Konfirmationen und Kommunionen, Gottesdienste und Predigten werden vor leeren Bänken abgehalten und via Internet übertragen: Die Rieser Kirchengemeinden haben die Auswirkungen des Coronavirus in den vergangenen Wochen deutlich zu spüren bekommen. Man passte sich an und reagierte mit Verständnis, die Gesundheit gehe schließlich vor, betonten die Pfarrer vor zwei Wochen unisono.
Jetzt hat die Staatsregierung beschlossen, das Verbot von öffentlichen Gottesdiensten noch bis auf Weiteres zu verlängern. Für den katholischen Pfarrer von Nördlingen, Benjamin Beck, ist das kurz vor der Pressekonferenz von Ministerpräsident Söder am Donnerstagmittag nur bedingt nachvollziehbar. Er sagt: „Das Verbot der Religionsausübung ist ein Angriff auf unser Grundgesetz.“
Die nun beschlossenen Schritte der Lockerung dürften sich nicht nur auf eine „rein kommerzielle Basis“, also auf die Wirtschaft, beschränken, wie Beck sagt. Hygieneregelungen, wie sie bei der schrittweisen Öffnung von Einzelhandelsbetrieben Bedingung sind, könnten ihm zufolge auch in den Kirchen umgesetzt werden. „Wenn es in den Geschäften möglich ist, dann auch bei uns“, sagt Beck. Denn Gottesdienste über das Internet, so der Pfarrer weiter, seien nicht mehr als eine Notlösung.
Während öffentliche Gottesdienste noch bis Anfang Mai untersagt sind, können sich die Rieser Einzelhändler auf eine baldige Lockerung der Corona-Maßnahmen einstellen. Söder verkündete am
dass Baumärkte, Gärtnereien und Läden für den Gartenbedarf ab dem 20. April wieder öffnen dürften. Gleiches gelte ab dem 27. April für Geschäfte mit bis zu 800 Quadratmetern. Für den Großteil
der Rieser Einzelhändler dürfte dies eine erfreuliche Nachricht sein. Matthias Jung betreibt ein Oettinger Sportgeschäft und er sagt: „Wir sind vorsichtig optimistisch.“Gleichwohl habe man schon jetzt einen unternehmensinternen Hygienekatalog entwickelt, damit die Ansteckungsgefahr bei Wiederaufnahme des Betriebs minimiert würde, so Jung.
Derweil hängen andere Einzelhändler weiter in der Luft. Franziska Müller ist Inhaberin des Nördlinger Elektrofachmarkts Expert Müller – einem Geschäft mit über 1000 Quadratmetern Fläche. Für sie und ihre Mitarbeiter ist noch immer ungewiss, wann ihr Laden wieder für Kunden öffnen darf. Müller sagt: „Für uns flächenmäßig größere Händler ist jetzt wichtig zu betonen, dass wir ein breites Liefer- und Onlineangebot haben.“Man könne aktuell innerhalb kürzester Zeit und kontaktlos liefern, so Müller. „Also viel schneller als bei den InternetDonnerstag, großhändlern.“Mit Videos auf Youtube und Facebook versuchen Müller und andere Rieser Einzelhändler, auf sich und ihre aktuelle Situation aufmerksam zu machen.
Ungewissheit gibt es auch bei
Rieser Schulen, die laut Staatsregierung ab dem 27. April wieder schrittweise öffnen sollen. Dann soll für die Abschlussjahrgänge die Prüfungsvorbereitung fortgesetzt werden. Ab dem 11. Mai sollen dann auch die Abschlussjahrgänge 2021 wieder in die Schule dürfen. Laut
Robert Böse, Schulleiter des THG in Nördlingen, sind mit diesem Schritt aber noch lange nicht alle Fragen geklärt. „Wir laufen alle mit einem großen Fragezeichen herum.“Denn noch sei die Umsetzung der Schulöffnungen nicht allumfassend erörtert. „Die Schüler brauchen jetzt in kürzester Zeit eine Zulassung zum Abitur, sie müssen noch Schulaufgaben schreiben, die dann auch noch korrigiert werden müssen“, sagt Böse. Wie umgehen mit Lehrern über 60 Jahren? Wann sollen die Q11-Jahrgänge den verpassten Stoff nachholen? Antworten darauf erhofft Böse sich an diesem Freitag. Er sagt: „Wir stehen in den Startlöchern.“
Bestimmte Geschäfte dürfen ab Montag wieder öffnen
Umsetzung der Schulöffnung nicht allumfassend geklärt