Zurück in die Normalität?
Erst ein sonniger Muttertag mit allerorten vielen (zu vielen?) Besuchern, dann ein verregnetes Not-Stabenfest mit Blasmusik vom Daniel und Stabenwürsten an einigen Buden. Schließlich viele konstituierende Sitzungen in den neu gewählten Gemeinderäten des Rieses. Man könnte auf die Idee kommen, die Region war im Verlauf der Corona-Krise in dieser Woche auf dem Weg zurück zur Normalität. Doch ist sie das wirklich?
Unbestritten ist, dass die stetig sinkenden Infektionszahlen im Landkreis – zuletzt vier Neuinfektionen innerhalb einer Woche – optimistisch stimmen. In Nordschwaben ist man weit weg von den Zahlen, die eine Rücknahme der Kontaktbeschränkungen erfordern würden. Folgerichtig hat auch das Landratsamt die Rückkehr vom Krisenmodus zum Normalbetrieb angekündigt.
Doch es gibt auch immer wieder Situationen, die Sorge bereiten. Auf dem Nördlinger Markt, vor allem am Samstag, sind allein schon aufgrund der Enge der Fußgängerzone die Abstandsregeln kaum einzuhalten und man hat auch nicht das Gefühl, dass sich die Besucherströme unter freiem Himmel regulieren lassen. Die gleiche Szenerie spielt sich an warmen Tagen vor den Eisdielen ab. Nase-Mund-Masken sind hier, weil im Freien nicht vorgeschrieben, die absolute Ausnahme, leider. Zumindest in der Warteschlange wären sie angemessen.
Überhaupt wird man das Gefühl nicht los, dass manche Lebensbereiche überreguliert sind (zum Beispiel Gastronomie, Friseure), woanders aber überraschend viel Freiraum gelassen wird. Zweierlei Maß ist aber in Krisenzeiten das Schlechteste, was die Politik anbieten darf. Statt Motivation ist Frustration die Folge, statt wirtschaftlicher Erholung bestenfalls Stillstand.
Man darf gespannt sein, wie die scheibchenweise Wiedereröffnung der Gastronomie und Hotellerie in den nächsten beiden Wochen über die Bühne geht. Wir werden es aufmerksam beobachten.