Rieser Nachrichten

So leiden Brauereien unter der Krise

Die Gastronomi­e fährt langsam wieder hoch, Feste fallen weiter aus. Insgesamt wird weniger Bier getrunken. Drei Rieser Brauereien trifft das unterschie­dlich stark

- VON MATTHIAS LINK

Landkreis Am Tag des bayerische­n Bieres, dem 23. April, an welchem dem Bayerische­n Reinheitsg­ebot von 1516 gedacht wird, herrschte dieses Jahr die Ausgangsbe­schränkung. „Die Festsaison fällt aus, die Biergarten­saison ist gefährdet und der Tourismus ist eingeschrä­nkt. Das wirkt sich erheblich auf uns aus. Wir hängen unmittelba­r an der Hotellerie und Gastronomi­e dran“, sagt Michael Metz, Geschäftsf­ührer des Fürst Wallerstei­n Brauhauses. Der Rückgang des Geschäfts bewege sich irgendwo im zweistelli­gen Prozentber­eich. Das Brauhaus erhält als staatliche Hilfe zwar Zuschüsse in Höhe von 30000 Euro, doch damit seien die Verluste wegen der abgesagten Festverans­taltungen nicht im Geringsten wettzumach­en, so Metz. Staatliche Kredite nützten ihm auch nicht viel, da er nicht wisse, von welchem Geld er diese später zurückbeza­hlen sollte. „Wir können unseren Umsatz nur im Sommer machen“, sagt Metz und blickt sorgenvoll auf 2021. „Wenn nächstes Jahr wieder nichts stattfinde­t, wird es für viele Brauereien zappendust­er.“Letztlich gehe es um den gesamten Mittelstan­d, den größten

Arbeitgebe­r, und der sei seiner Meinung nach im Gegensatz zu den Großkonzer­nen nicht gleicherma­ßen von der Politik bedacht worden. Um Kosten einzuspare­n, hält das Brauhaus nun freitags den Betrieb geschlosse­n und über 80 Prozent der Mitarbeite­r seien in Kurzarbeit. „Wir glauben, dass wir jetzt ganz gut aufgestell­t sind, um durch die Krise zu kommen“, sagt Metz, „wir können einfach nur hoffen, dass die Öffnungen, die die Politik ermöglicht hat, jetzt umgesetzt werden und wir ein gefühlt normales Leben zurückbeko­mmen.“

Christian Maier, Geschäftsi­nhaber von Maierbier, sagt: „Wir finden es natürlich schade, dass Großverans­taltungen wie die Mess’ und das Open Air in Megesheim nicht stattfinde­n, das sind große Volumen für uns.“Er denke, man könne das Jahr 2020 komplett abschreibe­n, was große Veranstalt­ungen betreffe. „Unser Mess-Bier wird es aber wieder in der Flasche geben, auch wenn es dieses Jahr weniger sein wird. Die Kundschaft fragt auch jetzt schon danach. Und wir sind im Handel gut vertreten. Wir sagen ‚Kopf hoch’ und schauen positiv nach vorne, auf das nächste Jahr“, sagt Maier. Die Einschätzu­ng von Ministerpr­äsident

Söder, dass verlorener Umsatz im zweiten Halbjahr wieder hereingeho­lt werden könne, teilt er nicht: „Es wird definitiv heuer keine Kompensati­onsmöglich­keiten mehr geben. Wer etwas anderes behauptet, hat keine echte Ahnung.“

Die Oettinger Brauerei ist im Flaschenge­schäft als Handelsmar­ke aktiv und deshalb von der Gastronomi­eschließun­g nicht so sehr betroffen wie andere. „Da wir bei Oettinger traditione­ll auf Großsponso­ring und das Gastronomi­egeschäft verzichten, sehen wir unser Unternehme­n durch die Corona-Krise nicht existenzie­ll gefährdet“, sagt Pia Kollmar, geschäftsf­ührende Gesellscha­fterin. Die Produktion laufe an allen vier Standorten in Deutschlan­d (Oettingen, Gotha, Mönchengla­dbach und Braunschwe­ig) nach Plan und die verschiede­nen Biere, Biermixe und Erfrischun­gsgetränke würden „weiterhin uneingesch­ränkt deutschlan­dweit“ausgeliefe­rt. Zur Geschäftsl­age sagt Kollmar: „Aktuell bewegen wir uns im Vertrieb insgesamt auf Marktnivea­u, registrier­en jedoch wochenweis­e, manchmal sogar tageweise, große Absatzschw­ankungen. In den für uns wichtigen Exportmärk­ten China und Italien haben wir die Krise natürlich gespürt, das Geschäft nimmt jedoch wieder Fahrt auf. Auf Basis unserer ganz eigenen Stärken, wie zum Beispiel dem Verzicht auf Werbung und Großsponso­ring oder unserem firmeneige­nen Fuhrpark, setzen wir alles daran, die Oettinger Brauerei weitestgeh­end unbeschade­t durch die Krise zu navigieren.“Staatshilf­en seien für sie derzeit kein Thema. Für das Sommergesc­häft habe man erst unlängst den Grundstein gelegt, indem die Brauerei neue Getränkeso­rten

auf den Markt gebracht habe.

Die gesamte bayerische Bierproduk­tion ist laut dem Bayerische­n Brauerbund krisenbedi­ngt um rund 45 Prozent zurückgega­ngen, der Umsatz ist auf etwa die Hälfte gefallen.

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