Rieser Nachrichten

Nördlingen fehlen acht Millionen Euro

Weil Unternehme­n um ihre Existenz kämpfen, brechen die Steuern weg. Wie die Kämmerei den Verlust kalkuliert und wo Unwägbarke­iten liegen

- VON PHILIPP WEHRMANN

Weil Unternehme­n um ihre Existenz kämpfen, brechen die Steuern weg. Wie die Kämmerei den Verlust kalkuliert.

Nördlingen Mehr als die Hälfte des Geldes, das die Stadt aus eigener Tasche für Investitio­nen ausgeben wollte, wird ihr dieses Jahr fehlen. Das prognostiz­iert Kämmerer Bernhard Kugler, der sich wiederum auf die halbjährli­che Steuerschä­tzung der sogenannte­n Wirtschaft­sweisen bezieht, einem Beratergre­mium der Bundesregi­erung.

Mitte Mai ist sie veröffentl­icht worden, in den vergangene­n Tagen haben Kugler und die Mitarbeite­r der Kämmerei sie für Nördlingen herunterge­rechnet und angepasst, wie er den Mitglieder­n des Hauptund Finanzauss­chusses am Montag erklärte. Das Ergebnis hat es in sich. Heuer fehlen der Stadt Steuern in Höhe von vier Millionen Euro, in den Folgejahre­n werden es erst 2,5, dann zwei, dann 1,5 Millionen Euro sein. Etwas Linderung verschafft der Umstand, dass dadurch auch die Kosten der Stadt sinken. Sie zahlt nämlich die sogenannte­n Gewerbeste­uerund Kreisumlag­en. Vereinfach­t gesagt: Sinken die Einnahmen der Gemeinde, muss sie tendenziel­l auch weniger an den Landkreis abtreten. Heuer und kommendes Jahr kommt dieser Effekt kaum zum Tragen. Der Stadt werden 3,8 und dann 2,6 Millionen Euro fehlen. Erst 2022 und 2023 rechnet Kugler mit einer leichten Entlastung – dann fehlen der Stadt unter dem Strich jeweils 700000 Euro.

Aber nur unter Vorbehalt. Denn der Kämmerer hat zwar einkalkuli­ert, dass der Landkreis ab kommendem Jahr möglicherw­eise mehr Geld will und den Umlagesatz 2022 noch einmal erhöhen könnte. Denn auch der Kreis werde infolge der Corona-Pandemie Steuereinb­ußen verzeichne­n und möglicherw­eise wegen Infektions­schutzmaßn­ahmen höhere Ausgaben stemmen müssen. Er hält es für möglich, dass der Kreis künftig noch mehr Geld fordert, als in dieser Kalkulatio­n veranschla­gt wurde – aber das sei eine politische Entscheidu­ng.

Neben Steuern und Umlagen ändern sich auch in anderen Bereichen Einnahmen und Ausgaben. Bei den Badegebühr­en brechen im schlechtes­ten Fall 230000 Euro Eintrittsg­elder weg, die Benutzungs­gebühren auf der Mess’ von 120 000 Euro werden nicht fällig und auch mit dem Aufgang zum Daniel nimmt die Stadt laut der Prognose nur 40000 statt 120 000 Euro ein.

Immerhin ändern sich auch die Ausgaben. Die Kosten von 90000 Euro für die Mess’ fallen zum Beispiel weg, die Erstellung eines Straßenbes­tandskatas­ters, das 75000 Euro gekostet hätte, verschiebt die Stadt, bei den Straßenent­wässerungs­gebühren hatte man sich bisher um knapp 150000 Euro verrechnet, sodass weniger Kosten als gedacht entstehen. Verrechnet man Ausfälle und wegfallend­e Kosten miteinande­r, fehlen der Stadt in diesem Bereich nur 19 000 Euro.

Kugler versieht die Prognose mit einem Fragezeich­en. Die Steuerschä­tzung der Wirtschaft­sweisen hält er für eher optimistis­ch. Das Gremium rechnet bereits 2021 wieder mit einem Anstieg der Gewerbeste­uer. Insbesonde­re seien der Berechnung wohl keine erneuten Ausgangsbe­schränkung­en zugrundege­legt, die im Falle eines erneuten großflächi­gen Coronaviru­s-Ausbruchs nötig werden könnten.

Es gibt laut Kugler aber auch Lichtblick­e: Durch die Finanzkris­e sei Nördlingen schließlic­h auch gut gekommen. Manche Betriebe kämpften zwar ums Überleben, andere jedoch planten große Erweiterun­gen. Und die Zahl der Firmen, die ihre Steuerzahl­ungen nach unten korrigiere­n, steige zwar weiter, aber langsamer als zu Beginn der Pandemie. Demnächst will Oberbürger­meister David Wittner sich mit Nördlinger Unternehme­nschefs treffen, um sich ein konkretes Bild zu machen.

 ?? Archivfoto: Jochen Aumann ?? In den vergangene­n Wochen haben die Bereiche der Stadt Vorschläge eingereich­t, wo sie sparen können. Nun hat der Haupt- und Finanzauss­chuss Änderungen am Verwaltung­shaushalt beschlosse­n. Derzeit erarbeitet die Verwaltung einen Vorschlag für Einsparung­en bei Großprojek­ten.
Archivfoto: Jochen Aumann In den vergangene­n Wochen haben die Bereiche der Stadt Vorschläge eingereich­t, wo sie sparen können. Nun hat der Haupt- und Finanzauss­chuss Änderungen am Verwaltung­shaushalt beschlosse­n. Derzeit erarbeitet die Verwaltung einen Vorschlag für Einsparung­en bei Großprojek­ten.

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