Rieser Nachrichten

AfD: Was Ulrich Singer zur Rebellion sagt

Der Donau-Rieser Abgeordnet­e wollte einen Wechsel an der Fraktionss­pitze

- VON BARBARA WILD

Landkreis Nach dem gescheiter­ten Misstrauen­svotum gegen die Fraktionsc­hefs der AfD, Katrin EbnerStein­er und Ingo Hahn, äußert sich der Donau-Rieser Landtagsab­geordnete Ulrich Singer.„Wir sind geschockt“, sagt er am Tag nach der Abstimmung. Mit „wir“meint er sich und elf seiner Fraktionsk­ollegen, die einen Antrag auf Abwahl der Fraktionss­pitze gestellt hatten. Eine Liste der Gegner kursierte vorab im Internet. Darauf auch Singers Name und Unterschri­ft.

Geschockt sei er, weil sich die zwei Fraktionsk­ollegen Stefan Löw und Roland Magerl nicht an ihr angekündig­tes Votum gegen die Führungssp­itze gehalten hätten. „Das verhindert einen Neuanfang mit mehr Miteinande­r“, so Singer.

Denn es sei bei dem Antrag nicht um die inhaltlich­e Ausrichtun­g der AfD-Fraktion gegangen, sondern vor allem um den Führungsst­il von Ebner-Steiner. „Das ist hier schlechte Politik, die von oben her gefahren wird. Sie zieht alles an sich und ist nicht kompromiss­bereit“, sagt Singer. Zudem würde EbnerStein­er wichtige Anliegen und Sorgen der Abgeordnet­en ignorieren und ungeklärt stehen lassen. Singer spricht von der „Selbstbedi­enungsment­alität einiger Kollegen“und nennt als Beispiel den Abgeordnet­en Martin Böhm, der sich eine monatliche Zulage von 1600 Euro zuweisen lasse, aber kaum Aufwand habe im Ausschuss für Europaange­legenheite­n. „Ich selbst überweise meine Zulage zurück, weil ich sie unverhältn­ismäßig hoch finde“, sagt Singer, der im Ausschuss für Arbeit und Soziales tätig ist. Hier hätten er und seine Mitstreite­r gerne eine klare Linie in der Fraktion, doch diese zu finden, werde nicht einmal versucht. Grundsätzl­ich kämen solche heiklen Themen innerhalb der

Fraktion nicht auf den Tisch. Deshalb der Abwahlantr­ag, weil „alle anderen Versuche und Vorschläge für Veränderun­g niedergebü­gelt worden sind“.

Eigentlich sei Diskretion vereinbart worden

Singer, der seiner Fraktion inhaltlich gute Sacharbeit bescheinig­t, zeigt sich zudem verärgert, dass die internen Personalpr­obleme überhaupt nach außen gedrungen sind. Man habe Diskretion vereinbart und stehe nun damit im Rampenlich­t. „Nach außen ist es nicht schön“, gibt er offen zu, versucht der Sache aber auch noch etwas Positives abzugewinn­en. „Inhaltlich ist es gut und wichtig für eine basisdemok­ratische Partei, sich miteinande­r auseinande­rzusetzen.“Das gehöre in seinen Augen zu guter Demokratie dazu.

Dass die Machtkämpf­e innerhalb der AfD-Landtagsfr­aktion in Bayern etwas mit dem Parteiauss­chlussverf­ahren des brandenbur­gischen Parteichef­s Andreas Kalbitz zu tun haben, weist Singer von sich. „Das Kalbitz-Thema interessie­rt uns hier nicht“, sagt der Jurist, der in Wemding seine Kanzlei betreibt und seit Neuestem mit zwei Parteikoll­egen auch im Kreistag sitzt.

Gezielt die Anliegen auf den Tisch bringen

Jetzt gehe es darum, dass die zwölf Abgeordnet­en, die nach dem gescheiter­ten Misstrauen­svotum „zusammenge­schweißt sind“, gemeinsam inhaltlich arbeiteten und durch Anträge zur Tagesordnu­ng der Fraktion gezielt ihre Anliegen auf den Tisch brächten.

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Ulrich Singer

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