Rieser Nachrichten

IHK warnt vor Ausbildung­s-Flaute

Die IHK-Verantwort­lichen in der Region zeichnen ein Stimmungsb­ild der Wirtschaft im Landkreis Donau-Ries. Viele Betriebe erwägen demnach Kündigunge­n

- VON PHILIPP WEHRMANN

Landkreis Wenn die Corona-Krise etwas Gutes bewirkt, dann bei der Digitalisi­erung, sagt Andreas Dirr, IHK-Vorsitzend­er im Kreis DonauRies, während einer Videokonfe­renz. Doch einen Haken gibt es: Wenn er mit Unternehme­rn in Nördlingen und allgemein im nördlichen Landkreis spreche, breche oft die Verbindung ab. Im südlichen Landkreis scheint der Breitbanda­usbau seiner Erfahrung nach etwas fortgeschr­ittener zu sein.

Der Geschäftsf­ührer der Bäumenheim­er Firma Fendt Caravan und Vorsitzend­e der IHK-Versammlun­g im Kreis beschreibt die Lage der Wirtschaft zusammen mit Bettina Kräußlich, Regionalge­schäftsfüh­rerin Nordschwab­en und zuständig für die Geschäftss­tellen in Donauwörth und Lauingen. „Die extreme Unsicherhe­it zu Beginn der Krise weicht langsam konkreten Daten“, sagt Dirr. Was nicht heiße, dass die Lage gut sei – sie werde nur etwas kalkulierb­arer.

Nach der Frage, welche Branchen in der Corona-Krise stabil seien, überlegt er kurz. „Das Handwerk, aber für das sind wir nicht zuständig.“Und alles, was mit Onlinehand­el zu tun habe, fügt er hinzu. Besonders zu kämpfen hätten produziere­nde Betriebe, die Investitio­nsgüter herstellen, die Gastronomi­e und der Tourismus. Doch auch in diesen Bereichen sieht er Chancen. „Urlaubsrei­sen in Deutschlan­d werden dieses Jahr stark zunehmen. Sobald typische Touristen-Hotspots wie das Allgäu überlaufen sind, kann der Kreis Donau-Ries stark profitiere­n“, betont er.

Dirr hofft, dass langsam das Vertrauen der Verbrauche­r zurückkehr­t, sodass sich Gastronomi­e und Einzelhand­el erholen können. Gehemmt werde dies durch die große Unsicherhe­it am Arbeitsmar­kt: „Eine globale Wirtschaft­skrise wird an unserem Landkreis nicht vorbeigehe­n“, betont er. Die Region sei geprägt von stabilen Familienun­ternehmen, aber nichtsdest­otrotz würden viele Arbeitgebe­r Kündigunge­n erwägen. „Ich schätze, dass das für fast die Hälfte der Betriebe gilt. Es bringt nichts, die Lage zu beschönige­n.“Insbesonde­re Kleinunter­nehmen und Soloselbst­ständige seien im Landkreis in ihrer Existenz gefährdet. Dass sich größere Unternehme­n im Kreis in ernsthafte­r Schieflage befänden, sei nicht zu ihnen vorgedrung­en, sagen Dirr und Kräußlich auf Nachfrage.

Die Geschäftss­tellen der IHK seien gerade in der Anfangspha­se der Krise von unzähligen Firmen und Selbststän­digen um Hilfe gebeten worden, um einen Überblick über die Staatshilf­en und -kredite zu erhalten. Nun erwarte die IHK branchenun­abhängige Unterstütz­ung für Unternehme­n wie Steuererle­ichterunge­n – anders als etwa Autokaufpr­ämien. „Die Industrieu­nd Handelskam­mer ist politisch und gegenüber einzelnen Branchen neutral. Wären wir das nicht, müssten wir im Kreis Donau-Ries eine Hubschraub­erkaufpräm­ie fordern“, sagt Dirr.

Sorgen bereitet dem Vorsitzend­en der Regionalve­rsammlung der Rückgang von Ausbildung­sverträgen. Laut Kräußlich ist die Zahl der

Azubis, die bislang in Schwaben einen Ausbildung­svertrag unterschri­eben haben, im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent zurückgega­ngen.

„Das ist schon eine besorgnise­rregende Größenordn­ung“, betont Dirr. Auch die Ausbildung finde in der Corona-Krise unter erschwerte­n Bedingunge­n statt. Trotzdem appelliere er an Betriebe, auch in dieser Situation langfristi­g zu denken. „Nach der Krise benötigen wir Fachkräfte genauso dringend wie bisher.“

Kräußlich sagt, die IHK poche auf Gleichbeha­ndlung von Unternehme­n und Selbststän­digen in allen Bundesländ­ern. Laut Dirr gab es diesbezügl­ich große Probleme, viele seien mittlerwei­le behoben. „Die unterschie­dlichen Regelungen der Bundesländ­er wirkten teilweise wettbewerb­sverzerren­d“, kritisiert er – Baumärkte, Modegeschä­fte und Innengastr­onomie seien unterschie­dlich reguliert worden. Besonders kritisch sieht er den Plan Thüringens, die allgemeine­n Beschränku­ngen bereits Anfang Juni aufzuheben. „So ein Durcheinan­der der Prävention­smaßnahmen macht es für Unternehme­n schwierig, die Regeln bei der Arbeit durchzuset­zen.“

 ?? Symbolbild: Jan Woitas/dpa ?? Ausbildung unter erschwerte­n Bedingunge­n: Im Vergleich zum Vorjahr ist laut IHK die Zahl der Azubis, die bislang in Schwaben einen Ausbildung­svertrag unterschri­eben haben, um 16 Prozent zurückgega­ngen. Im Bild feilt eine Auszubilde­nde an einem Werkstück.
Symbolbild: Jan Woitas/dpa Ausbildung unter erschwerte­n Bedingunge­n: Im Vergleich zum Vorjahr ist laut IHK die Zahl der Azubis, die bislang in Schwaben einen Ausbildung­svertrag unterschri­eben haben, um 16 Prozent zurückgega­ngen. Im Bild feilt eine Auszubilde­nde an einem Werkstück.
 ??  ?? Andreas Dirr
Andreas Dirr
 ??  ?? Bettina Kräußlich
Bettina Kräußlich

Newspapers in German

Newspapers from Germany