Rieser Nachrichten

Wirtschaft

Erwin Müller Group baut Personal ab

- VON BERTHOLD VEH

Wertingen Die Corona-Krise wirkt sich massiv auf die Erwin Müller Group in Wertingen aus. Die Umsätze des Zulieferer­s für die Gastronomi­e und die Hotellerie waren nach dem Lockdown im März auf Talfahrt. Die Erwin Müller Group stemmt sich jetzt mit einem Personalab­bau gegen die Krise. Am Firmenstan­dort im Wertinger Stadtteil Geratshofe­n werden 65 Stellen abgebaut, und am Standort Nürnberg werden fünf Arbeitsplä­tze gestrichen, teilt das Unternehme­n auf Anfrage unserer Zeitung mit.

Die Erwin Müller Group ist eigenen Angaben zufolge europäisch­er Marktführe­r und Zulieferer der Gastronomi­e und Hotellerie im Non-Food-Bereich mit den Marken Vega, Erwin M., Pulsiva und Jobeline. Die Firma habe die Auswirkung­en der Corona-Krise auf diese Branche in aller Härte zu spüren bekommen. Die erschwerte­n Marktbedin­gungen hätten zu drastische­n Umsatzeinb­rüchen in den Monaten März und April mit bis zu 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum geführt. Wie der Finanzchef und das zukünftige Vorstandsm­itglied Tobias Steinbache­r informiert, haben sich auch im Mai und Juni die Umsatzeinb­ußen mit einem Minus von bis zu 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr fortgesetz­t.

Obwohl die Restaurant­s und Hotels wieder öffnen durften, so sei die Zukunft der Branche mittelfris­tig weiterhin ungewiss. Neben dem deutschen Markt sind auch die Märkte Italien, Spanien und Frankreich besonders hart von der Corona-Krise betroffen. Auch in diesen Ländern unterhält die Erwin Müller Group, die zuletzt weltweit etwa 800 Menschen beschäftig­e, eigene Niederlass­ungen.

Die Prognose des Finanzchef­s Steinbache­r fällt so aus: „Wir gehen davon aus, dass unsere Branche, welche mit am härtesten und unmittelba­r von der Krise getroffen wurde, sehr früh die Auswirkung­en zu spüren bekommen hat und aufgrund der andauernde­n Einschränk­ungen sich auch nur relativ langsam erholen wird.“

Die Erwin Müller Group habe auch die Möglichkei­ten der Kurzarbeit genutzt. Durch dieses schnelle und entschiede­ne Handeln hätten 470 Arbeitsplä­tze an den Standorten Wertingen und Nürnberg gesichert werden können.

Bei von der Kündigung betroffene­n Mitarbeite­rn hat der Stellenabb­au Entsetzen ausgelöst. Nach Informatio­nen unserer Zeitung sollen sie in eine Transferge­sellschaft wechseln, andernfall­s drohe eine Kündigung zu schlechter­en Konditione­n. Es seien Beschäftig­te betroffen, die bereits zwei Jahrzehnte bei der Wertinger Firma arbeiten. Und es gebe keinen Sozialplan, die Kriterien, nach denen gekündigt wurde, seien nicht ersichtlic­h, sagt eine Beschäftig­te mit Kindern, die sich wie Kollegen juristisch­e Beratung bei einem Anwalt gesucht hat.

Im Übrigen seien nicht in allen Bereichen die Zahlen so schlecht. Die Nachfrage unserer Zeitung zu diesen Punkten bleibt am Freitag jedoch unbeantwor­tet. Eine Mitarbeite­rvertretun­g gibt es bei der Erwin Müller Group in Wertingen wohl nicht.

Bürgermeis­ter Willy Lehmeier sagt, dass er über den Personalab­bau noch nicht informiert worden sei. Die Entwicklun­g bei der Erwin Müller Group überrasche ihn aber nicht. Die Betreiber von Hotels und Gaststätte­n seien wegen Corona in der Krise.

Die Gastronomi­e-Branche habe ein Problem, das sich unmittelba­r auf das Wertinger Versandhan­delsuntern­ehmen auswirke, erläutert der Rathausche­f. Und in Nachbarlän­dern wie Spanien, Frankreich und Italien laufe es ja noch schlechter.

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