Rieser Nachrichten

So kommen Fans wieder in die Stadien

Sowohl die Deutsche Fußball Liga (DFL) als auch die Deutsche Eishockey Liga (DEL) wollen im Herbst wieder vor Zuschauern spielen – und haben entspreche­nde Konzepte erstellt. Was das für Anhänger und Klubs bedeutet

- VON FLORIAN EISELE UND MILAN SAKO

Augsburg Ein voll besetztes Stadion wird sowohl im Fußball als auch im Eishockey vorerst nur eine Wunschvors­tellung bleiben – um aber zumindest eine geringere Anzahl von Fans zu Spielen zu lassen, haben kurz nacheinand­er die Deutsche Fußball-Liga (DFL) und die Deutsche Eishockey Liga (DEL) Konzepte veröffentl­icht.

Was besagen die neuen Hygienekon­zepte der DFL und der DEL? Sowohl beim Fußball als auch beim Eishockey soll die Anzahl der Stadionbes­ucher schrittwei­se erhöht werden. Die Leitfäden der Verbände sind äußerst detailreic­h: Das Schreiben der DFL geht über 41 Seiten, das der DEL, die dafür mit dem Handball- und dem Basketball­verband zusammenar­beitete, über 81 Seiten. Sie sollen als Empfehlung für ein Sicherheit­skonzept gelten.

Was müssen die Klubs jetzt tun? Klingt einfach, ist es aber nicht: Jeder Verein muss ein individuel­les Sicherheit­skonzept erstellen. Das letzte Wort hat dabei jeweils das Gesundheit­samt vor Ort. Die Behörde muss das Konzept prüfen und regelt je nach Infektions­lage auch, wie hoch die Stadionaus­lastung sein darf. Im Fußball soll damit das Vorgehen für Spiele der ersten drei Ligen, des DFB-Pokals, der Nationalma­nnschaft und der Frauen-Bundesliga geregelt werden. Im Eishockey gilt das Vorgehen für die DEL und die DEL 2. Befremdlic­h: Während die DEL frühestens im November beginnen will, plant die zweite Eishockey-Klasse Spiele ab Anfang Oktober. „Wir sind eigenständ­ig. Es gibt wirtschaft­liche Zwänge, deshalb müssen wir am 2. Oktober beginnen“, sagt DEL2-Geschäftsf­ührer Rene Rudorisch.

Was bedeutet das für die Fans?

Von einem Stadionerl­ebnis wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie ist man weiterhin weit entfernt. Fans sind angehalten, im Stadion einen Mindestabs­tand zu halten und eine Atemmaske zu tragen, im Eishockey ist sogar eine FFP2-Maske ohne Auslassven­til im Gespräch. Alkoholaus­schank wird es zumindest im Fußball nicht geben. Zum Spiel sollen die Fans mit dem Auto, Rad oder zu Fuß kommen, idealerwei­se nicht mit den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln. Wer ins Stadion darf und ob etwa Gästefans zugelassen werden, dürfen die Klubs selbst entscheide­n – schwierig genug. Schließlic­h dürften wegen der verringert­en Kapazitäte­n in vielen Standorten nicht einmal alle Dauerkarte­ninhaber be

werden. Die DFL empfiehlt, keine Tageskasse­n zu öffnen und stattdesse­n ausschließ­lich auf Online-Ticketing zu setzen. Der Vorteil: Auf diese Weise können die persönlich­en Daten erfasst und somit eine mögliche Infektions­kette nachgewies­en werden. Fangesänge, die wegen der Aerosol-Entwicklun­gen kritisch sein können, sollten im Eishockey erlaubt sein, wie der beratende Sportmediz­iner Dr. Lutz Graumann betonte: „Wenn die Zuschauer eine FFP2-Maske tragen, dann können sie theoretisc­h auch wieder Fangesänge anstimmen.“

Was sagt das Augsburger Gesundheit­samt?

Die Behörde ist gleich doppelt gefordert, muss das Konzept des FC Augsburg und der Augsburger Panther abnehmen. Das weitere Vorgehen soll nun in Abstimmung mit der bayerische­n Staatsregi­erung besprochen werden – bislang lag den Kommunen die Leitfäden für den Betrieb in Fußball- und Eishockeys­tadien noch gar nicht vor. Mit den beiden Profi-Klubs stehe man aber in engem Kontakt, betont die Behörde.

Was sagen die Augsburger Vereine? Der FC Augsburg gibt sich bedeckt: Man wolle sich intern beratschla­gen. Anfang Juli ließ der FCA in einer Stellungna­hme aber verlauten, dass Dauerkarte­ninhabern ein Vorkaufsre­cht für Tageskarte­n gewährt werden solle. Zahlen muss der Fan sein Jahrestick­et erst, wenn feststeht, dass wieder ein normaler Spielbetri­eb durchgefüh­rt werden kann. Die Augsburger Panther benötigen nach eigenen Angaben eine Auslastung von rund 70 Prozent. Bedeutet: Etwa 4300 Fans müssten im 6179 Zuschauer fassenden Curtrücksi­chtig

Frenzel-Stadion Platz finden. Da es nur rund 2500 Sitzplätze gibt und auf den Stehrängen die geforderte Personalis­ierung schwer umzusetzen ist, überlegen die Augsburger den nachträgli­chen Einbau von Sitzplätze­n in den Stehplatzb­ereich.

Wie reagiert die Politik?

Dem Gesundheit­sministeri­um sind die Leitfäden vorab zur Bewertung vorgelegt worden. Ein Sprecher des Ressorts sagte, nun sei es wichtig, „dass alle Vereine der Bundesliga dieses Konzept auch tatsächlic­h leben“. Die Sportminis­terkonfere­nz hat sich für bundesweit einheitlic­he Regelung ausgesproc­hen. Die SMK-Vorsitzend­e, Bremens Sportsenat­orin Anja Stahmann, sagte: „Mit einem Flickentep­pich an Regelungen und Kleinstaat­erei lässt sich ein geordneter Ligabetrie­b nicht wieder aufnehmen.“

Worin unterschei­den sich die Konzepte für Fußball und Eishockey? Was den Infektions­schutz angeht, wähnt sich der Fußball im Vorteil: „Aerosole verflüchti­gen sich im Freien wesentlich schneller als in geschlosse­nen Räumen“, heißt es im DFL-Leitfaden. Die „Taskforce Eishockey“argumentie­rt, dass mit „geschlosse­nen Räumen“im Regelfall vom „häuslichen Umfeld“ausgegange­n wird. In den Multifunkt­ionsarenen sind jedoch Hochleistu­ngsanlagen der Luft- und Kühltechni­k verbaut. Wichtiger Unterschie­d: Für Eishockey-Klubs sind Spiele vor leerer Kulisse keine Option, weil sie stärker von Ticket-Einnahmen abhängig sind. Die Fans der Kufenstars geben sich geduldig. Bernhard Kopp, Vorsitzend­er des 1. AEV-Fan-Clubs sagt: „Wir hoffen, dass wir im November wieder starten. Unsere größte Sorge ist, dass es gar nicht mehr losgeht.“

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 ??  ?? Die Bundesliga­saison beginnt für den FC Augsburg am 18. September – bleiben die Infektions­zahlen niedrig, könnte die Auslastung bei bis zu 50 Prozent liegen.
Die Bundesliga­saison beginnt für den FC Augsburg am 18. September – bleiben die Infektions­zahlen niedrig, könnte die Auslastung bei bis zu 50 Prozent liegen.
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Archivbild­er: Ulrich Wagner Anfang November will die DEL in die neue Saison starten. Die Panther benötigen nach eigenen Angaben eine Auslastung von rund 70 Prozent.

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