Impressionen aus Nördlingen um das Jahr 1900
Die Museumsgruppe C.H.Beck stellt ihren 15. Kalender vor. Der wäre fast nicht zustande gekommen
Nördlingen Es ist eine Art historischer Corona-Kalender geworden, diese 15. Ausgabe des Druckerzeugnisses der C.H. Beck’schen Museumsgruppe. Denn beinahe hätte die Pandemie der Gruppe einen Strich durch die Rechnung gemacht: Genau in die Zeit der alljährlichen vorbereitenden Planung platzte der Lockdown.
Erst im Mai konnte man sich wieder zusammentun und mit dem Thema beschäftigen. Es sollte zum einen keine Abstriche in der Qualität geben und die drei fehlenden Arbeitsmonate sollten auch nicht dazu führen, dass die Attraktivität und Originalität, die diesen Kalender Jahr für Jahr auszeichnet, verloren geht. Druckerkollege Luitpold Mayer hatte die zündende Idee, Bilder aus dem Buch „Rieser Leben“zu verwenden. Diese Bilder beschäftigen sich alle mit der Zeit um 1900.
Entstanden ist so ein Werk, dem man die kurze Entstehungszeit in keiner Weise ansieht. Gedruckt wurde wie immer im Bleisatz, lediglich die Bilder wurden im Offset vorproduziert. „Nicht nur deshalb“, sagte Wolfgang Holik, Vorstand der Museumsgruppe, bei der Vorstellung, „kann man so einen Kalender aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten.“
Zum einen seien es schöne Bilder aus längst vergangener Zeit, zum anderen auch Fingerzeige in eine bewegte Nördlinger Vergangenheit.
Das Februar-Kalenderblatt zeigt zum Beispiel den Pfleghof, den es auch heute noch im Original zu bestaunen gibt, während auf dem JuniBlatt die Nördlinger Synagoge gezeigt wird, die zwar in der Reichspogromnacht im November 1938 nicht angezündet wurde, aber dennoch heute, wie viele jüdische Nördlinger Mitbürger damals, aus dem Stadtbild verschwunden ist. „Wir alle müssen heute dazu beitragen, dass solche Zeiten nicht noch einmal in Deutschland anbrechen“, mahnte Wolfgang Holik.
Wie immer spendet die Museumsgruppe
einen großen Teil der Einnahmen aus diesem Druckerzeugnis an verschiedene Institutionen, wie dem Projekt „Klasse 2000“des Lions Clubs oder dem „Historischen Verein für Nördlingen und das Ries“.
Außerdem pflegt die Gruppe auf dem Nördlinger Friedhof ein sogenanntes „Ewigkeitsgrab“. In diesem Jahr kommt sogar ein besonderes Projekt hinzu: zur Mitfinanzierung eines Bundesfreiwilligendienstleistenden (Bufdi) erhielt Schulleiterin Birgit Obermair von der Grundschule Mitte dreißig Exemplare des druckfrischen Kalenders, die die Schule auf eigene Rechnung verkaufen kann.
Der Kalender ist ab sofort bei den Nördlinger Buchhandlungen Lehmann und Osiander, bei der Tourist-Info und in vielen anderen Geschäften zum Preis von 12 Euro erhältlich. Außerdem plant die Museumsgruppe, eine Aktionsbude auf dem Nördlinger Weihnachtsmarkt aufzustellen.
Oberbürgermeister David Wittner, der bei der Präsentation – unter anderem neben Ernst Zoller von der Geschäftsleitung, Stadtarchivar Dr. Wilfried Sponsel und Andrea Kugler vom Stadtmuseum – anwesend war, bedankte sich im Namen der Stadt Nördlingen für die tolle Arbeit unde das ehrenamtliche Engagement der Kollegen von der Museumsgruppe. Auch bezeichnete er den Kalender als „zeitgeschichtliches Dokument“. Dessen besonders „haptisches Erlebnis“böte im Zeitalter von Digital- und Online-Plattformen eben nicht die „Ewigkeit zum Anfassen“.
Die Gesamtauflage des Beckschen Kalenders „Nördlinger Impressionen 2021“umfasst knapp 600 Exemplare. Ein Nachdruck ist ausgeschlossen.