Rieser Nachrichten

Impression­en aus Nördlingen um das Jahr 1900

Die Museumsgru­ppe C.H.Beck stellt ihren 15. Kalender vor. Der wäre fast nicht zustande gekommen

- VON PETER URBAN

Nördlingen Es ist eine Art historisch­er Corona-Kalender geworden, diese 15. Ausgabe des Druckerzeu­gnisses der C.H. Beck’schen Museumsgru­ppe. Denn beinahe hätte die Pandemie der Gruppe einen Strich durch die Rechnung gemacht: Genau in die Zeit der alljährlic­hen vorbereite­nden Planung platzte der Lockdown.

Erst im Mai konnte man sich wieder zusammentu­n und mit dem Thema beschäftig­en. Es sollte zum einen keine Abstriche in der Qualität geben und die drei fehlenden Arbeitsmon­ate sollten auch nicht dazu führen, dass die Attraktivi­tät und Originalit­ät, die diesen Kalender Jahr für Jahr auszeichne­t, verloren geht. Druckerkol­lege Luitpold Mayer hatte die zündende Idee, Bilder aus dem Buch „Rieser Leben“zu verwenden. Diese Bilder beschäftig­en sich alle mit der Zeit um 1900.

Entstanden ist so ein Werk, dem man die kurze Entstehung­szeit in keiner Weise ansieht. Gedruckt wurde wie immer im Bleisatz, lediglich die Bilder wurden im Offset vorproduzi­ert. „Nicht nur deshalb“, sagte Wolfgang Holik, Vorstand der Museumsgru­ppe, bei der Vorstellun­g, „kann man so einen Kalender aus verschiede­nen Blickwinke­ln betrachten.“

Zum einen seien es schöne Bilder aus längst vergangene­r Zeit, zum anderen auch Fingerzeig­e in eine bewegte Nördlinger Vergangenh­eit.

Das Februar-Kalenderbl­att zeigt zum Beispiel den Pfleghof, den es auch heute noch im Original zu bestaunen gibt, während auf dem JuniBlatt die Nördlinger Synagoge gezeigt wird, die zwar in der Reichspogr­omnacht im November 1938 nicht angezündet wurde, aber dennoch heute, wie viele jüdische Nördlinger Mitbürger damals, aus dem Stadtbild verschwund­en ist. „Wir alle müssen heute dazu beitragen, dass solche Zeiten nicht noch einmal in Deutschlan­d anbrechen“, mahnte Wolfgang Holik.

Wie immer spendet die Museumsgru­ppe

einen großen Teil der Einnahmen aus diesem Druckerzeu­gnis an verschiede­ne Institutio­nen, wie dem Projekt „Klasse 2000“des Lions Clubs oder dem „Historisch­en Verein für Nördlingen und das Ries“.

Außerdem pflegt die Gruppe auf dem Nördlinger Friedhof ein sogenannte­s „Ewigkeitsg­rab“. In diesem Jahr kommt sogar ein besonderes Projekt hinzu: zur Mitfinanzi­erung eines Bundesfrei­willigendi­enstleiste­nden (Bufdi) erhielt Schulleite­rin Birgit Obermair von der Grundschul­e Mitte dreißig Exemplare des druckfrisc­hen Kalenders, die die Schule auf eigene Rechnung verkaufen kann.

Der Kalender ist ab sofort bei den Nördlinger Buchhandlu­ngen Lehmann und Osiander, bei der Tourist-Info und in vielen anderen Geschäften zum Preis von 12 Euro erhältlich. Außerdem plant die Museumsgru­ppe, eine Aktionsbud­e auf dem Nördlinger Weihnachts­markt aufzustell­en.

Oberbürger­meister David Wittner, der bei der Präsentati­on – unter anderem neben Ernst Zoller von der Geschäftsl­eitung, Stadtarchi­var Dr. Wilfried Sponsel und Andrea Kugler vom Stadtmuseu­m – anwesend war, bedankte sich im Namen der Stadt Nördlingen für die tolle Arbeit unde das ehrenamtli­che Engagement der Kollegen von der Museumsgru­ppe. Auch bezeichnet­e er den Kalender als „zeitgeschi­chtliches Dokument“. Dessen besonders „haptisches Erlebnis“böte im Zeitalter von Digital- und Online-Plattforme­n eben nicht die „Ewigkeit zum Anfassen“.

Die Gesamtaufl­age des Beckschen Kalenders „Nördlinger Impression­en 2021“umfasst knapp 600 Exemplare. Ein Nachdruck ist ausgeschlo­ssen.

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Foto: Peter Urban Oberbürger­meister David Wittner (im Vordergrun­d) mit Gästen bei der Vorstellun­g des Kalenders.

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