Weiterer Stellenabbau bei Bühler
Mitarbeiter der Firma in Monheim müssen schon wieder um ihre Jobs bangen. IG Metall und Betriebsrat sind über das Vorgehen der Geschäftsleitung empört
Monheim Weitere Hiobsbotschaft für die Mitarbeiter der Firma Bühler Motor in Monheim: Die Geschäftsführung des Automobilzulieferers will in dem Werk weitere Stellen abbauen. Dies teilte das Management kürzlich der Belegschaft mit, nachdem Verhandlungen über Kosteneinsparungen mit der Arbeitnehmerseite gescheitert waren. Als Reaktion darauf fand am Donnerstag eine Aktion der IG Metall vor der Fabrik statt. Dabei kritisierten Betriebsbetreuer Björn Kannler und Betriebsratsvorsitzende Gabi Bredl das Verhalten der Geschäftsführung.
Noch vor zwei Jahren schien bei dem Unternehmen mit Zentrale in Nürnberg alles in bester Ordnung. Das Geschäft florierte, am Produktionsstandort Monheim wurde rund um die Uhr gearbeitet und es wurde dort eine neue Halle samt Verwaltungstrakt gebaut. Mit der Krise der Automobilindustrie geriet aber die Firma, die einen Großteil ihrer Geschäfte mit diesem Industriezweig macht, ins Schlingern. Um Kosten zu sparen, verlagerte Bühler Motor einen Teil der Produktion nach Tschechien. 69 Arbeitsplätze in Monheim fielen dadurch weg. Neben Leiharbeitern traf es auch gut 40 Beschäftigte der Stammbelegschaft. Arbeitgeber und Betriebsrat einigten sich auf einen Sozialplan. Die Betroffenen erhielten Abfindungen und wurden in eine Transfergesellschaft überführt. Das Ende der Sparmaßnahmen war damit jedoch nicht erreicht. Bereits im Februar, so berichten Betriebsrat und Gewerkschaft, sei das Management mit dem Antrag auf eine Tarifänderung gekommen. Konkret: Die Mitarbeiter sollten über einen Zeitraum von drei Jahren auf einen Teil ihres Einkommens verzichten, um die Jobs zu sichern. Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie dauerte es bis zum Sommer, bis konkrete Verhandlungen bezüglich eines Ergänzungstarifvertrags begannen. Die Geschäftsführung verlangte nach Angaben von Björn Kannler, dass die Beschäftigten für den genannten
Zeitraum auf das Urlaubsgeld (70 Prozent eines Monatslohns) und das Weihnachtsgeld (55 Prozent) verzichten. Gleiches sollte für ein tarifliches Zusatzgeld (27,5 Prozent eines Monatslohns) gelten, das einmal jährlich ausbezahlt wird. Unter dem Strich sollten nach dem Willen der Firmenleitung auf diese Weise acht Millionen Euro eingespart werden.
Die Verhandlungen seien aber durch eine „chaotische Informationspolitik des Unternehmens ins Stocken geraten“, so Kannler. Bevor die Gewerkschaft ihren Mitgliedern den Stand der Dinge bewerten habe können, habe das Management die Verhandlungen für gescheitert erklärt. Dies sei am 17. September passiert. Eine Woche später hätten die Geschäftsführer Mark Furtwängler und Thomas Weiß der Belegschaft per Video-Botschaft im Internet bekannt gegeben, dass in Nürnberg und Monheim 70 Stellen abgebaut würden. Die Arbeitnehmerseite geht davon aus, dass dies durchaus rund 50 Mitarbeiter in Monheim treffen könnte.
Am Standort liege durch den erst vor wenigen Wochen abgeschlossenen ersten Einschnitt sowie durch die Tatsache, dass weitere Beschäftigte von sich aus gekündigt haben, die Zahl der Mitarbeiter derzeit bei knapp 300. Die coronabedingte
Kurzarbeit wurde dem Vernehmen nach zuletzt nach und nach zurückgefahren, da wieder mehr Aufträge eingingen.
Betriebsratsvorsitzende Bredl ist entsetzt über die Pläne: „In Zeiten guter Konjunktur hat es die Geschäftsführung nicht geschafft, mit guten Renditen und klugen Strategien das Unternehmen langfristig stabil aufzustellen. Diese Fehler müssen die Beschäftigten nun ausbaden.“Bredl und IG-MetallFunktionär Kannler informierten am Donnerstag die Früh- und Spätschicht vor dem Werk über die momentane Situation.
Zwei Stunden später versendete das Unternehmen eine Pressemitteilung. In dieser heißt es, die allgemeine Konjunkturschwäche als Folge von Handelskonflikten, der Technologiewandel in der Automobilindustrie und insbesondere die Corona-Pandemie, die zusätzlich zu Umsatzeinbrüchen geführt habe, machten es „unausweichlich, weitere Maßnahmen zu ergreifen“. Mit diesen solle die Wettbewerbsfähigkeit wieder erreicht werden. Die Firma wolle „eine sozial verträgliche Lösung für die betroffenen Mitarbeiter finden“.
Firmenchef Mark Furtwängler betont, für ihn und seine Familie stehe immer im Vordergrund, „möglichst vielen Menschen einen sicheren Arbeitsplatz zu geben“. Gleichzeitig wolle man das Unternehmen „zukunfts- und wettbewerbsorientiert aufstellen“.