„Ich bin nicht eine Frau wie andre“
Carmela de Feo paart südländisches Temperament mit Ruhrpott-Schnauze und Wortakrobatik
Harburg Da isse wieder – zurück aus der verordneten Corona-Zwangspause: Nicht irgendeine Frau, sondern DIE Frau, La Signora, unter Einhaltung des vorgeschriebenen „Spuckabstands“. Mit Dutt, in strengem Outfit (bis obenhin geschlossene, schwarze Bluse mit Brosche, wadenlanger schwarzer Rock, Pumps) revolutionierte Carmela de Feo beim Harburger Kulturherbst in der Rolle der „La Signora“als singende und auf dem Akkordeon spielende „Ruhrpott-Italienerin“in ihrem neuen Programm „Unter die gängigen Klischees. Neben dem Publikum begrüßte sie besonders den Techniker, der wegen der Pandemie wohl ins Kabarett „strafversetzt“worden sei, da er ja sonst eher für Tanzmusik zuständig sei. Geschickt bezog La Signora die Zuschauer interaktiv mit ein, reagierte schlagfertig auf die gegebenen Antworten und baute sie geistreich, spritzig und wortgewandt in ihr Programm mit ein. Geschont wurde dabei niemand, egal ob er in der ersten oder der letzten Reihe saß, die Presse vertrat oder zu den Ehrengästen zählte. Dabei touchierte sie Themen unterschiedlichster Lebensbereiche. So würden die Frauen, zu denen sie ja zwangsläufig zählt, unumgänglich eine phänomenale Verwandlung durchleben, konstatierte sie. Vom Wonneproppen über die Zicke, junge Frau und Mutter zu einem „von der Natur aussortierten Wesen“, obwohl auch „alte Motten im Mondlicht glitzerten…“Aber unter dem Arm bildeten sich nicht irgendwelche „Lederlappen“, sondern Flügel – engelsgleich!
Jedoch ist La Signora nicht eine Frau wie jede andere, „Bin Italienerin im Ruhrpott“, wie sie in einem Song zum Besten gab. Sich mit anGeiern“ deren zu vergleichen und über sie zu lästern, fiese Gedanken zu haben, sei anstrengend, was dagegen hilft, ist, sich einem Hobby zu widmen wie zum Beispiel, sich die Slogans der Werbung einzuprägen und wiederzuerkennen wie „Wenn´s um Geld geht, …“, sicherlich ein sehr profundes Hobby.
Worum ging es sonst noch in ihrem Programm „Unter Geiern“? – Sicherlich um nichts Geringeres als das Leben schlechthin. Angstfrei tastete sich La Signora an Themen, die alle bewegen: das Leben als Frau, die weibliche Erotik, das Leben als Single – vor allem während des Lockdowns – das Leben mit Vorurteilen und Neidern und natürlich um das Verhältnis der Geschlechter. Bei Liebeskummer und Depressionen „empfahl“La Signora auf jeden Fall, Schlager zu hören. Sie seien mit ihrem „Heile-WeltDenken“die beste Medizin, die „Apothekenrundschau zum Hören“.
Carmela de Feo bot mit ihren Gesangssequenzen, ihrer absolut genialen Wortakrobatik und ihrem feurigen südländischen Temperament Kabarett mit hohem Unterhaltungswert – wahrlich keine Frau wie andre!