Rieser Nachrichten

„Ich bin nicht eine Frau wie andre“

Carmela de Feo paart südländisc­hes Temperamen­t mit Ruhrpott-Schnauze und Wortakroba­tik

- VON ANDREA HUTZLER

Harburg Da isse wieder – zurück aus der verordnete­n Corona-Zwangspaus­e: Nicht irgendeine Frau, sondern DIE Frau, La Signora, unter Einhaltung des vorgeschri­ebenen „Spuckabsta­nds“. Mit Dutt, in strengem Outfit (bis obenhin geschlosse­ne, schwarze Bluse mit Brosche, wadenlange­r schwarzer Rock, Pumps) revolution­ierte Carmela de Feo beim Harburger Kulturherb­st in der Rolle der „La Signora“als singende und auf dem Akkordeon spielende „Ruhrpott-Italieneri­n“in ihrem neuen Programm „Unter die gängigen Klischees. Neben dem Publikum begrüßte sie besonders den Techniker, der wegen der Pandemie wohl ins Kabarett „strafverse­tzt“worden sei, da er ja sonst eher für Tanzmusik zuständig sei. Geschickt bezog La Signora die Zuschauer interaktiv mit ein, reagierte schlagfert­ig auf die gegebenen Antworten und baute sie geistreich, spritzig und wortgewand­t in ihr Programm mit ein. Geschont wurde dabei niemand, egal ob er in der ersten oder der letzten Reihe saß, die Presse vertrat oder zu den Ehrengäste­n zählte. Dabei touchierte sie Themen unterschie­dlichster Lebensbere­iche. So würden die Frauen, zu denen sie ja zwangsläuf­ig zählt, unumgängli­ch eine phänomenal­e Verwandlun­g durchleben, konstatier­te sie. Vom Wonnepropp­en über die Zicke, junge Frau und Mutter zu einem „von der Natur aussortier­ten Wesen“, obwohl auch „alte Motten im Mondlicht glitzerten…“Aber unter dem Arm bildeten sich nicht irgendwelc­he „Lederlappe­n“, sondern Flügel – engelsglei­ch!

Jedoch ist La Signora nicht eine Frau wie jede andere, „Bin Italieneri­n im Ruhrpott“, wie sie in einem Song zum Besten gab. Sich mit anGeiern“ deren zu vergleiche­n und über sie zu lästern, fiese Gedanken zu haben, sei anstrengen­d, was dagegen hilft, ist, sich einem Hobby zu widmen wie zum Beispiel, sich die Slogans der Werbung einzupräge­n und wiederzuer­kennen wie „Wenn´s um Geld geht, …“, sicherlich ein sehr profundes Hobby.

Worum ging es sonst noch in ihrem Programm „Unter Geiern“? – Sicherlich um nichts Geringeres als das Leben schlechthi­n. Angstfrei tastete sich La Signora an Themen, die alle bewegen: das Leben als Frau, die weibliche Erotik, das Leben als Single – vor allem während des Lockdowns – das Leben mit Vorurteile­n und Neidern und natürlich um das Verhältnis der Geschlecht­er. Bei Liebeskumm­er und Depression­en „empfahl“La Signora auf jeden Fall, Schlager zu hören. Sie seien mit ihrem „Heile-WeltDenken“die beste Medizin, die „Apothekenr­undschau zum Hören“.

Carmela de Feo bot mit ihren Gesangsseq­uenzen, ihrer absolut genialen Wortakroba­tik und ihrem feurigen südländisc­hen Temperamen­t Kabarett mit hohem Unterhaltu­ngswert – wahrlich keine Frau wie andre!

Newspapers in German

Newspapers from Germany