Eine Million Infektionen
Die Lage im Urlaubsland spitzt sich zu. Auch die Hauptstadt Madrid ist Sperrgebiet
Das Urlaubsland Spanien, einer der europäischen Corona-Hotspots, steuert auf einen traurigen Rekord zu. Das südeuropäische Königreich, das von der zweiten Infektionswelle schon im Sommer überrollt wurde, hat seit Beginn der Epidemie im März bereits nahezu eine Million durch Tests bestätigte Corona-Fälle registriert. Bis Dienstag meldete das Gesundheitsministerium 974500 Fälle. Täglich wurden zuletzt 13 000 neue Infektionen erfasst.
Obwohl Spanien deutlich früher als die Nachbarn von der zweiten Welle getroffen wurde, gelang es den Gesundheitsbehörden bisher nicht, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Ganz im Gegenteil: Die Corona-Lage spitzt sich weiter zu. Die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz kletterte mittlerweile auf 153 Fälle pro 100000 Einwohner – das ist der höchste Stand seit Beginn der Pandemie im Frühjahr und drei Mal so viel wie der entsprechende Wert in Deutschland. Auch hinsichtlich der Toten, die im Zusammenhang mit Covid-19 registriert werden, gehört
Spanien zu den europäischen Sorgenkindern. In den letzten vier Wochen wurden in Spanien 3329 Corona-Tote gemeldet; allein in Madrid waren es 991. Spanien hat nach der Statistik des EU-Zentrums für Krankheitskontrolle (ECDC) nach Rumänien die höchste Letalitätsrate auf dem Kontinent. Seit EpidemieBeginn starben nach den offiziellen Zahlen nahezu 34 000 Menschen.
Auch Spanien versucht die Ausbreitung der Ansteckungen mit Beschränkungen des öffentlichen Lebens zu bekämpfen. Etliche Städte, zum Beispiel Madrid oder Burgos, sind derzeit Sperrgebiet. Mancherorts wurden Gastronomiebetriebe ganz geschlossen, wie etwa in Katalonien, oder es wurde die Sperrstunde vorgezogen. Die Regionen Madrid und Katalonien erwägen mittlerweile auch nächtliche Ausgangssperren. Doch die renommiertesten Epidemiologen des Landes werfen den örtlichen Gesundheitsbehörden vor, viel zu spät reagiert zu haben. Verantwortlich sind in Spanien die Regionalregierungen. Ralph Schulze