Rieser Nachrichten

In Nördlingen bewegt sich viel – trotz Corona

Oberbürger­meister David Wittner verlagert die Bürgervers­ammlung gezwungene­rmaßen ins Internet. Gut zwei Stunden informiert die Verwaltung und beantworte­t Fragen. Was ihn an dem Format überrascht hat

- VON PHILIPP WEHRMANN

Der Oberbürger­meister verlagert die Bürgervers­ammlung ins Internet. Was ihn an dem Format überrascht hat.

Nördlingen Nur kurz bevor die Nördlinger Bürgervers­ammlung begann, werden die neuen CoronaMaßn­ahmen aus Berlin bekannt. Er empfinde eine „Betroffenh­eit, fast schon eine gewisse Wut, dass es jetzt wieder mit die trifft, die sich jetzt in der Krise so vorbildlic­h verhalten haben“, sagt Oberbürger­meister David Wittner zu Beginn der Veranstalt­ung, die wegen der steigenden Infektione­n nur digital stattfinde­t. So schwierig es sei, sei es jetzt notwendig, solidarisc­h zu sein und die Maßnahmen mitzutrage­n.

Dann beginnt er darzulegen, was die Kommune heuer anging – trotz der Umstände. Der Stadtrat habe das Radkonzept verabschie­det, das Freibad in allen Bereichen geöffnet, erfolgreic­he Kunstaktio­nen wie „Kunst zeigt“, „Fahnenkuns­t“und „Luftart“veranstalt­et. In der Wirtschaft gebe es positive Signale. Bund und Freistaat investiert­en 100 Millionen Euro in Varta.

Beim Egervierte­l sei man trotz der Schwierigk­eiten auf einem guten Weg. Die Eigentümer­familie habe einen Architektu­rprofessor eingeschal­tet. Bald werde man das Thema wieder im Stadtrat behandeln. Den Wohnpark Ost, auch Gartenstad­t genannt, habe man mit einem Zeitplan hinterlegt.

Bei der Forsteinri­chtung für die nächsten zehn Jahre lege die Stadt den Grundstein für die Zukunft der Nördlinger Wälder für kommende Generation­en. Die Stadt habe das Hallenbad auf den Weg gebracht. Im Bereich der Digitalisi­erung sei sie in das Gigabit-Förderprog­ramm eingestieg­en und investiere Hunderttau­sende Euro in die technische Ausstattun­g von Schulen. Erst diese Woche habe man eine Richtungse­ntscheidun­g für einen Hort bei St. Josef, einen Bürgersaal im Quartiersz­entrum und eine Förderung einer Tagespfleg­e getroffen. Gerade kleinere Projekte machten Nördlingen lebenswert. Nächstes Jahr komme ein Literat als „Stadtschre­iber“nach Nördlingen, lebe hier und schreibe zeitgenöss­ische Stadtgesch­ichte. Es folgten Ausführung­en des Stadtbaume­isters Hans-Georg Sigel über die Gartenstad­t (wir berichtete­n) und laufende und geplante Wohnbaumaß­nahmen in Nördlingen (Bericht folgt).

Zu den Investitio­nen der Stadt sagt Wittner: „Wir waren vom Optimismus der vergangene­n Jahre gelenkt.“Er könne nicht garantiere­n, dass alles so schnell realisiert wird, wie gedacht, aber wichtig sei, dass die Ziele erreicht werden.

Dann widmet er sich den Fragen, die per Post und live per Mail und im Chat gestellt wurden. Ein Bürger erkundigt sich nach einem Fußweg beim Kindergart­en St. Michael zum Berger Graben. Aus Haftungsgr­ünden habe sich der Stadtrat knapp gegen diesen entschiede­n, sagt der OB.

Auf eine Anregung zum Thema

Müll sagt er, die Stadt werde ihren Bußgeldkat­alog überprüfen und Sanktionen verhängen. Wittner kündigt an, „Nö Mobil“werde im Frühjahr starten. Damit würden Ortsteile und die Stadtteile der Kernstadt mit nahe gelegenen Haltestell­en angebunden.

Ein Bürger erkundigt sich nach den Betriebsko­sten des Hallenbads. Karl Stempfle, Leiter des Gebiets Liegenscha­ften, antwortet, die Stadt rechne mit einem Defizit von 1,2 Millionen Euro, davon 700 000 Euro Abschreibu­ngen und 500000 Euro durch den Betrieb. Die Zahl der Gäste solle sich von derzeit knapp 20000 auf 40000 verdoppeln.

Eine Familie beschwert sich über „Ewigkeitsb­austellen“und regt ein besseres Baustellen­management an. Der Oberbürger­meister antwortet, er sei selbst dabei gewesen, als an der Ulmer Straße Altlasten gefunden wurden, die zu Verzögerun­gen führten. Das sei nicht zu vermeiden. Die Stadt versuche aber, besser zu werden.

Das Dach der Turnhalle an der Gerhart-Hauptmann-Straße sei unverzicht­bar zu sanieren, weil die Turnhalle notwendig sei, antwortet Wittner auf eine Frage im Chat. Für das Hallenbad müsse aber eine Folgenutzu­ng gefunden werden.

Eine Frage zielt auf die Baumaßnahm­e an der Münzgasse ab. Stadtbaume­ister Sigel sagt, auch die Straßen Henkergass­e und An der Reimlinger Mauer seien betroffen. „Die Maßnahme wird zeitnah abgehandel­t.“Ein Zuschauer erkundigt sich, ob nicht auf allen Grundstück­en eine Baupflicht gelte. Der OB antwortet, auf den neueren Flächen sei das der Fall. Aber auch dann gebe es zum Beispiel in familiären Krisensitu­ationen im Einzelfall eine Fristverlä­ngerung.

Wittner bezeichnet es als Zukunftsau­fgabe, schlecht begehbares Pflaster auszutausc­hen, um es tauglicher für Rollatoren zu machen.

Der Friedhof sei ein Bereich, den die Stadt künftig weiter gestalten will. Wittner äußert die Idee eines „dezenten Cafés“auf dem Areal.

Mit der Broschüre „Zukunftsdi­alog 2030 – Perspektiv­en für die Große Kreisstadt Nördlingen“habe die Verwaltung Impulse zur Enwicklung der Stadt zusammenge­fasst. Sie soll bald mit dem Stadtrat und der Öffentlich­keit diskutiert werden.

Er sei überrascht von der qualitativ hochwertig­en Diskussion im Chat, sagt Wittner. „Wir haben wirklich mit allem gerechnet“, fügt er hinzu.

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Foto: Philipp Wehrmann Mehr als 1400 Zuschauer haben die Online‰Bürgervers­ammlung der Stadt nach Angaben der Techniker im Internet verfolgt.

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