Rieser Nachrichten

Skepsis zur neuen Düngeveror­dnung

Die „Roten Gebiete“mit hoher Nitrat-Belastung könnten im Ries deutlich reduziert werden. Das hängt auch mit der Anzahl der Messstelle­n zusammen

- VON BERND SCHIED

Landkreis In diesem Jahr gab es kaum eine größere politische Veranstalt­ung, bei der nicht zahlreiche Landwirte mit ihren Traktoren aufgefahre­n sind, um gegen die ihrer Ansicht nach verfehlte Agrarpolit­ik in Brüssel und Berlin lautstark zu demonstrie­ren. In Nördlingen bekamen dies die CDU-Vorsitzend­e Annegret Kramp-Karrenbaue­r beim Frühjahrse­mpfang der Nördlinger CSU und der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder anlässlich seines Besuchs bei der Firma Varta zu spüren.

Die Bauern wehrten sich nicht allein nur gegen Einschränk­ungen durch das erfolgreic­he Volksbegeh­ren für mehr Artenschut­z, sondern vor allem gegen verschärft­e Auflagen der EU bei der Düngung ihrer Flächen aufgrund zu hoher NitratBela­stungen. Ermittelt werden diese Daten anhand von speziellen Messstelle­n. Die besonders belasteten Flächen werden als „Rote Gebiete“bezeichnet, innerhalb derer strenge Auflagen für die Ausbringun­g von Dünger herrschen. Bisher fiel nahezu das gesamte Ries in diese Kategorie – sehr zum Unmut der betroffene­n Bauern.

Das soll jedoch künftig anders werden. Ein Verordnung­sentwurf des bayerische­n Landwirtsc­haftsminis­teriums sieht vor, bayernweit „Roten Gebiete“zu halbieren. Waren es bisher 21 Prozent der Gesamtfläc­he, sollen es künftig nur noch rund zwölf Prozent sein.

Auf die Barrikaden hatte die Landwirte die Verabschie­dung der neuen Düngeveror­dnung im März dieses Jahres gebracht, mit der ihnen die Daumenschr­auben deutlich angezogen wurden. Unter anderem muss innerhalb eines „Roten Gebietes“die Ausbringun­g von Stickstoff-Dünger um 20 Prozent reduziert werden. Zudem gibt es ein Verbot für die Herbstdüng­ung von Zwischenfr­üchten. Die Landwirte halten dies für Unsinn, weil damit die Zwischenfr­üchte nicht richtig wachsen könnten. Durch all die Einschränk­ungen im Zuge der Düngeveror­dnung werden nicht zuletzt erhebliche Ertrags- und Qualitätse­inbußen befürchtet.

Zur Verbesseru­ng ihrer Situation haben die Landwirte zusammen mit ihren Interessen­sverbänden deshalb gefordert, mehr Messstelle­n einzuricht­en, um die belasteten Gebiete in ganz Bayern kleinräumi­ger ausweisen zu können. Die bayerische Staatsregi­erung hat dies nach einem gewissen Zögern zugesagt und will die Zahl von derzeit 600 Messstelle­n innerhalb von sechs Jahren auf 1500 erhöhen.

Dass die „Roten Gebiete“bereits jetzt ohne eine nennenswer­te Zunahme der Messstelle­n ab kommendem Jahr kleiner ausfallen sollen, liegt nach Auskunft des Obmannes des Bauernverb­andes im Landkreis Donau-Ries, Karlheinz Götz, an einem veränderte­n Vorgehen. Neben den bestehende­n Messstelle­n würden zusätzlich sogenannte „Stützmesss­tellen“mit oberfläche­nnahem Wasser, wie beispielsw­eise alte Brunnen, herangezog­en. Diese kleinräumi­gere Betrachtun­gsweise führe unter Umständen dazu, dass ein bisher als „rot“geltender Abschnitt sich als nicht belastet herausstel­le und fortan als unbelastet gelten könne.

Götz zeigte sich insgesamt allerdings noch zurückhalt­end mit einer Beurteilun­g der neuen Verordnung aus dem Ministeriu­m. „Es ist ja nicht so, dass das gesamte Ries jetzt grün wird. Durch die neue Kulisse werden Abschnitte, die bisher grün waren, rot“, betonte Götz. Auch gebe es Flächen, die rot blieben, insbesonde­re im Bereich Oettingen, Munningen und Laub. Die betroffedi­e nen Berufskoll­egen dort seien alles andere als erfreut. Auch südlich Nördlingen­s tauche in der neuen Kulisse ein „roter Fleck“auf, den er allerdings bis dato noch nicht genau bezeichnen könne, so Götz. Sein Fazit: Zum Jubeln gebe es keinen Grund. Doch offenbar hätten der Druck des Bauernverb­andes und

Stickstoff‰Dünger um 20 Prozent reduziert

Die Balance muss gewährleis­tet sein

der Landwirte selber zu Verbesseru­ngen geführt.

Bereits vor geraumer Zeit hatte sich der CSU-Landtagsab­geordnete Wolfgang Fackler an Landwirtsc­haftsminis­terin Michaela Kaniber gewandt und Änderungen bei der Einteilung der nitratbela­steten „Roten Gebiete“gefordert. Jetzt zeigt er sich weitgehend zufrieden, wie er unserer Zeitung sagte. „Aus meiner Sicht hat sich der politische Einsatz gelohnt. Es ist aber dennoch wichtig, dass die Balance von Bodenbewir­tschaftung und sauberem, unbelastet­em Grundwasse­r weiterhin gewährleis­tet sein muss“, erklärte Fackler.

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Wolfgang Fackler
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Karlheinz Götz

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