Streit um eine Scheibe
Über den Fund von Nebra gibt es heftigen Disput unter Forschern
Halle Die Himmelsscheibe von Nebra bleibt unter Wissenschaftlern ein Streitobjekt. Die Studie eines 13-köpfigen Forscherteams, wonach die Scheibe aus der Bronzezeit stammt, überzeugt die Prähistoriker Rupert Gebhard und Rüdiger Krause aus München und Frankfurt nicht. In einem wissenschaftlichen Artikel argumentieren sie, dass der Hortfund keinen „geschlossenen Fund“darstelle, die Himmelsscheibe möglicherweise gar nicht vom ermittelten Fundort stamme und somit als Einzelfund ohne Kontext in die Eisenzeit gehöre und etwa 1000 Jahre jünger sei als angenommen.
Und sie wollen nachlegen. „Der Aufsatz der Forschergruppe macht in keiner Weise den Eindruck, dass hier eine wissenschaftliche Qualifikationssicherung stattgefunden hat. Von uns wird da noch etwas kommen“, sagte Krause. Er forderte, „dass endlich eine abschließende Gesamtpublikation vorgelegt wird, die 2008 angekündigt war“.
Die Himmelsscheibe von Nebra gilt als die älteste konkrete astronomische Darstellung der Welt. Sie ist einer der bestuntersuchten archäologischen Funde der letzten Jahrzehnte.
„Die Scheibe stammt eindeutig aus der frühen Bronzezeit“, sagt dagegen Landesarchäologe Harald Meller. Sein Forscherteam hatte vor wenigen Tagen in einem eigenen Fachartikel die Fakten aus ihrer Sicht vorgelegt. Krause wiederum hat den Eindruck, dass mit seinen Einwänden nicht angemessen umgegangen wird, und spricht von einem „wissenschaftlichen Kleinkrieg“. Ein riesiger Kritikpunkt sind laut Krause die Erdanhaftungen an der Scheibe. Diese seien offenbar weggeworfen worden. Das Landesmuseum für Vorgeschichte kontert, dass es hier wie mit der Mondlandung sei. Da könne man die Leute, welche die Meinung vertreten, diese Landung habe nie stattgefunden, auch nicht mehr überzeugen.