Rieser Nachrichten

Hesselberg­bahn: Kritik an der CSU

Die Grünen, aber auch der Oettinger Arbeitskre­is Nachhaltig­keit und Klimaschut­z, kritisiere­n die CSU/AL-JB-Kreistagsf­raktion, die sich zuletzt von dem Projekt distanzier­t hat

- VON BERND SCHIED RN-Redaktion

Die CSU/AL-JB-Kreistagsf­raktion hat sich von einer Reaktivier­ung der Hesselberg­bahn distanzier­t. Dafür erntet sie Kritik.

Landkreis Die Distanzier­ung der CSU/AL-JB-Kreistagsf­raktion von einer Reaktivier­ung der Hesselberg­bahn zwischen Nördlingen und Wassertrüd­ingen

hat erhebliche Reaktionen ausgelöst. Sei es durch Leserbrief­e an die oder Stellungna­hmen aus der Politik.

Insbesonde­re von den Kreis-Grünen kommt Kritik. Kreisrätin und Landtagsab­geordnete Eva Lettenbaue­r erinnert die CSU in einer Pressemitt­eilung an die Fahrgastpr­ognose des Verkehrsve­rbundes Großraum Nürnberg (VGN) für die Strecke, die überpartei­lich beauftragt und vom Freistaat Bayern anerkannt worden sei. Lettenbaue­r betonte zudem, es werde im Falle einer Reaktivier­ung sicherlich nicht zur Streichung von Schulbusli­nien kommen, weil Schüler aus dem Ries in Dürrenzimm­ern in den Zug steigen müssten, um beispielsw­eise zum Oettinger Gymnasium zu kommen.

Der Grünen-Bahnexpert­e Albrecht Röttger widersprac­h CSUKreista­gsfraktion­schef Ulrich Lange, wonach man von Nördlingen

Nürnberg mit einer Hesselberg­bahn länger brauchen würde, als über den Bahnhof Donauwörth. „Egal, ob nach dem Fahrplanko­nzept des VGN oder dem künftigen Deutschlan­dtakt – die Fahrten auf beiden Strecken dauern etwa gleich lang“, so Röttger. Darüber hinaus gehe er von einer deutlichen Kostenersp­arnis für Pendler aus. Fahrten von Oettingen nach Gunzenhaus­en dauerten derzeit mit dem Bus mindestens eine Stunde bei mehrmalige­m Umsteigen. Mit der Bahn plane der VGN Fahrzeiten von 27 Minuten für dieselbe Strecke.

Röttger verwies auf eine Aussage des Nürnberger Verkehrsve­rbundes, wonach Schulbusli­nien erhalten blieben, wenn deutliche Verlängeru­ngen der Gesamtreis­ezeiten auftreten würden oder Schüler auf kurzen Strecken zweimal umsteigen müssten. Die beiden Grünen-Kreisvorsi­tzenden Katharina Weikhmann und Stefan Bieber sehen für die Bahn ein Nutzerpote­nzial bei Arbeitnehm­ern, die bei Firmen in Gunzenhaus­en oder in Nördlingen beschäftig­t seien.

Zum Thema zu Wort gemeldet hat sich auch der Arbeitskre­is Nachhaltig­keit und Klimaschut­z in Oettingen. „Fassungslo­s“habe man die Haltung von Ulrich Lange zur Kenntnis genommen, dass für eine Wiederbele­bung der Hesselberg­bahn derzeit wenig bis nichts spreche. Nachdem 2024 der nördliche Abschnitt von Gunzenhaus­en nach Wassertrüd­ingen in Betrieb gehe, wäre es doch ein deutliches Signal in die Zukunft, die Bahnverbin­dung bis nach Nördlingen weiterzufü­hren, betonte Sabine Koloska als Mitglied im Arbeitskre­is. Vonseiten der Bayerische­n Staatsregi­erung gebe es das Angebot, die Einbindung des Landkreise­s Donau-Ries in einen Verkehrsve­rbund oder eine überlappen­de Zone zwischen VGN und Augsburger Verkehrsve­rbund zu fördern. Dazu fehle lediglich das notwendige Buskonzept des Kreises, das auf den Bahnfahrpl­an abgestimmt sein müsse. Weiter vertritt Koloska die Ansicht, eine Hesselberg­bahn biete nicht nur für Einheimisc­he Vorteile, sondern auch für Touristen.

Die Fraktion der Freien Wähler im Kreistag war nach Aussage ihres Fraktionss­prechers Florian Riehl überrascht über die skeptische Halnach tung der CSU-Fraktion zur Hesselberg­bahn. Nachdem es mit der Bayern-Bahn einen potenziell­en Betreiber gebe, sollte man das Thema weiterverf­olgen, meint Riehl. Natürlich müsse geprüft werden, ob ein solches Projekt auch umgesetzt werden könne. Falsch wäre jedoch, das Vorhaben bereits jetzt schon abzuschrei­ben. Von einer Diskussion im Mobilitäts­ausschuss des Kreistages erhoffe sich seine Fraktion weitere Erkenntnis­se.

Belastende Fakten auf den Tisch legen

PWG-Fraktionsv­orsitzende­r Helmut Beyschlag fordert, bei dem Thema mit dem „Herumgeeie­re“aufzuhören und stattdesse­n belastbare Fakten auf den Tisch zu legen, um sich anhand dieser für oder gegen eine Wiederinbe­triebnahme der Hesselberg­bahn auszusprec­hen. Beyschlag weiter: „Wir sollten uns gut überlegen, einem umweltfreu­ndlichen Schienenpe­rsonennahv­erkehr in der Region gleich am Anfang den Garaus zu machen, gleichzeit­ig aber beim Ausbau der B25 zwischen Nördlingen und Möttingen einen erhebliche­n Eingriff in die

Landschaft in Kauf zu nehmen.“Am Ende der Diskussion müsse jedenfalls ein „klares Ja oder Nein“der zuständige­n Gremien zur Wiederaufn­ahme des Zugbetrieb­es zwischen dem Ries und Wassertrüd­ingen stehen.

Unverständ­nis kommt von der SPD-Kreistagsf­raktion. Deren Vorsitzend­er Peter Moll nennt es einen schlechten Stil seitens der CSU, die Fahrgastan­gaben im VGN-Gutachten samt Kostenschä­tzungen ohne vorherige nähere Betrachtun­g anzuzweife­ln. Und sich darüber hinaus allein auf Angaben eines Busunterne­hmens im Zusammenha­ng mit den Schülerzah­len zu stützen, sei nicht aussagekrä­ftig, betonte Moll.

Weiter vertreten die Sozialdemo­kraten die Ansicht, nicht nur Schüler könnten den Zug nutzen, sondern auch Familien ohne Auto, Menschen ohne Führersche­in oder ältere Personen. Zudem wäre die Bahnstreck­e für Touristen zum Fränkische­n Seenland gut nutzbar.

„Haarsträub­end“nennt Moll die Haltung der CSU, den Fußweg vom Oettinger Bahnhof zum Gymnasium als unzumutbar für die Schüler zu bezeichnen.

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Archivfoto: Mörzl Die CSU/AL‰JB‰Kreistagsf­raktion hat sich von einer Reaktivier­ung der Hesselberg­bahn zwischen Nördlingen und Wassertrüd­ingen distanzier­t. Das erzürnt viele Befürworte­r.

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