Rieser Nachrichten

Schrecklic­he Bilanz: Neun Drogentote

Rauschgift war auch 2020 in der Polizeiarb­eit im Donau-Ries-Kreis ein höchst präsentes Thema. Die Opfer lebten in drei Kommunen. Wie die Polizei auf die Vorkommnis­se reagiert

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Landkreis Drogen sind in der Region weit verbreitet und damit ein Dauerthema. Das zeigen zahlreiche Verfahren, welche die Justiz auch in der jüngeren Vergangenh­eit abgearbeit­et hat. Fast schon regelmäßig werden am Amtsgerich­t in Nördlingen Personen verurteilt, weil sie Rauschgift besessen, erzeugt (Cannabis-Plantagen) oder gehandelt haben. Dass der Konsum fatale Folgen haben kann, ist 2020 auf dramatisch­e Weise deutlich geworden. Die Kripo Dillingen meldet für den Donau-Ries-Kreis eine ungewöhnli­ch hohe Zahl an Drogentote­n.

Angesichts dieser Vorkommnis­se mahnt Kripo-Chef Michael Lechner: „Drogen sind gefährlich.“Dies gelte aus seiner Sicht auch für Cannabis beziehungs­weise Marihuana. Dieser Stoff werde zunehmend verharmlos­t, sei aber immer wieder der Einstieg in eine verhängnis­volle Rauschgift-„Karriere“. Der Wirkstoff THC in der Pflanze sei in den vergangene­n Jahren allgemein deutlich angestiege­n, berichtet der Kriminalob­errat.

Im vorigen Jahr starben nach Erkenntnis­sen der Kripo neun Personen aus dem Landkreis an oder mit Drogen. Dies sei eine der höchsten Zahlen in den vergangene­n Jahrzehnte­n. Jeder Fall bedeute auch ein Schicksal, verdeutlic­ht Lechner. Angehörige würden durch die Sucht und den Tod schwer belastet.

Auffällig: Die Opfer stammten aus gerade einmal drei Kommunen: Donauwörth, Asbach-Bäumenheim und Nördlingen. Die Altersspan­ne liegt Lechner zufolge zwischen 25 und 56 Jahren. Fünf der neun Drogentote­n waren Frauen.

Warum die Bilanz für 2020 im Landkreis so schrecklic­h ist, dafür gibt es laut Lechner keine rechte Erklärung. „Es war nicht nur die klassische Überdosis“, sagt der KripoChef. Die Opfer hätten unterschie­dliches Rauschgift konsumiert, oft in Verbindung mit Alkohol oder anderen Stoffen. Die Todesfälle seien über das ganze Jahr verteilt gewesen.

Bemerkensw­ert: Im benachbart­en Kreis Dillingen, für den die Kripo-Dienststel­le ebenfalls zuständig ist, verzeichne­ten die Beamten im Vorjahr keinen einzigen Drogentote­n. 2019 seien es noch jeweils vier

Personen in jedem Landkreis gewesen.

Man wolle die offenbar schicksalh­afte Häufung der Fälle nicht so einfach hinnehmen, kündigt Michael Lechner an: „Wir werden ein besonderes Augenmerk darauf legen und versuchen, die Leute zu ermitteln, die Geld mit dem Rauschgift­geschäft verdienen.“

Diesbezügl­ich verzeichne­te die Polizei im vergangene­n Jahr in der Region einen größeren Erfolg. Im

September flogen durch Zufall zwei Männer – 26 und 29 Jahre alt – auf, die eine stattliche Menge Drogen bei sich hatten.

Eine Streife der Polizei wollte nachts auf der B 2 im angrenzend­en Mittelfran­ken das Duo kontrollie­ren, das in einem Auto unterwegs war. Der Fahrer gab jedoch Gas. Die Verfolgung­sjagd führte quer durch den Donau-Ries-Kreis in Richtung Augsburg. In Gersthofen gelang es den Gesetzeshü­tern, den Wagen zu stoppen.

Ein Spürhund machte wenig später im Straßengra­ben eine Plastiktüt­e ausfindig, welche die Männer auf der Flucht aus dem Pkw geworfen hatten. Der Inhalt der Tüte: Cannabispr­odukte und Ecstasy im KiloBereic­h. Die Männer, die unterschie­dliche Staatsbürg­erschaften haben, sitzen weiter in Untersuchu­ngshaft.

Die Ermittlung­en sind nach Auskunft von Michael Lechner inzwischen abgeschlos­sen. Über das weitere Vorgehen entscheide die Staatsanwa­ltschaft.

Es sei nach wie vor eine Drogenszen­e vorhanden, bestätigen Vertreter der Polizeiins­pektionen im Donau-Ries-Kreis. Die Geschäfte würden allerdings außerhalb der Öffentlich­keit gemacht, oft im Bekanntenu­nd Freundeskr­eis. Eine offene Szene wie in manchen Großstädte­n gebe es im Landkreis nicht. Dies mache die Ermittlung­sarbeit nicht einfach.

Wie gefährlich Rauschgift ist, zeigte sich auf höchst dramatisch­e Weise im Juni 2020 im angrenzend­en Kreis Augsburg. In Nordendorf starben ein 15- und ein 16-Jähriger durch eine Überdosis.

Verfolgung­sjagd quer durch den Landkreis

 ?? Foto: Polizei ?? Ein Ermittlung­serfolg im Jahr 2020: Dieses Rauschgift – Cannabispr­odukte und Ecstasy – stellten Beamte im September nach einer Verfolgung­sjagd sicher, die auf der B2 vom angrenzend­en Mittelfran­ken über Monheim und Donauwörth bis Gersthofen führte.
Foto: Polizei Ein Ermittlung­serfolg im Jahr 2020: Dieses Rauschgift – Cannabispr­odukte und Ecstasy – stellten Beamte im September nach einer Verfolgung­sjagd sicher, die auf der B2 vom angrenzend­en Mittelfran­ken über Monheim und Donauwörth bis Gersthofen führte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany