Schreckliche Bilanz: Neun Drogentote
Rauschgift war auch 2020 in der Polizeiarbeit im Donau-Ries-Kreis ein höchst präsentes Thema. Die Opfer lebten in drei Kommunen. Wie die Polizei auf die Vorkommnisse reagiert
Landkreis Drogen sind in der Region weit verbreitet und damit ein Dauerthema. Das zeigen zahlreiche Verfahren, welche die Justiz auch in der jüngeren Vergangenheit abgearbeitet hat. Fast schon regelmäßig werden am Amtsgericht in Nördlingen Personen verurteilt, weil sie Rauschgift besessen, erzeugt (Cannabis-Plantagen) oder gehandelt haben. Dass der Konsum fatale Folgen haben kann, ist 2020 auf dramatische Weise deutlich geworden. Die Kripo Dillingen meldet für den Donau-Ries-Kreis eine ungewöhnlich hohe Zahl an Drogentoten.
Angesichts dieser Vorkommnisse mahnt Kripo-Chef Michael Lechner: „Drogen sind gefährlich.“Dies gelte aus seiner Sicht auch für Cannabis beziehungsweise Marihuana. Dieser Stoff werde zunehmend verharmlost, sei aber immer wieder der Einstieg in eine verhängnisvolle Rauschgift-„Karriere“. Der Wirkstoff THC in der Pflanze sei in den vergangenen Jahren allgemein deutlich angestiegen, berichtet der Kriminaloberrat.
Im vorigen Jahr starben nach Erkenntnissen der Kripo neun Personen aus dem Landkreis an oder mit Drogen. Dies sei eine der höchsten Zahlen in den vergangenen Jahrzehnten. Jeder Fall bedeute auch ein Schicksal, verdeutlicht Lechner. Angehörige würden durch die Sucht und den Tod schwer belastet.
Auffällig: Die Opfer stammten aus gerade einmal drei Kommunen: Donauwörth, Asbach-Bäumenheim und Nördlingen. Die Altersspanne liegt Lechner zufolge zwischen 25 und 56 Jahren. Fünf der neun Drogentoten waren Frauen.
Warum die Bilanz für 2020 im Landkreis so schrecklich ist, dafür gibt es laut Lechner keine rechte Erklärung. „Es war nicht nur die klassische Überdosis“, sagt der KripoChef. Die Opfer hätten unterschiedliches Rauschgift konsumiert, oft in Verbindung mit Alkohol oder anderen Stoffen. Die Todesfälle seien über das ganze Jahr verteilt gewesen.
Bemerkenswert: Im benachbarten Kreis Dillingen, für den die Kripo-Dienststelle ebenfalls zuständig ist, verzeichneten die Beamten im Vorjahr keinen einzigen Drogentoten. 2019 seien es noch jeweils vier
Personen in jedem Landkreis gewesen.
Man wolle die offenbar schicksalhafte Häufung der Fälle nicht so einfach hinnehmen, kündigt Michael Lechner an: „Wir werden ein besonderes Augenmerk darauf legen und versuchen, die Leute zu ermitteln, die Geld mit dem Rauschgiftgeschäft verdienen.“
Diesbezüglich verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr in der Region einen größeren Erfolg. Im
September flogen durch Zufall zwei Männer – 26 und 29 Jahre alt – auf, die eine stattliche Menge Drogen bei sich hatten.
Eine Streife der Polizei wollte nachts auf der B 2 im angrenzenden Mittelfranken das Duo kontrollieren, das in einem Auto unterwegs war. Der Fahrer gab jedoch Gas. Die Verfolgungsjagd führte quer durch den Donau-Ries-Kreis in Richtung Augsburg. In Gersthofen gelang es den Gesetzeshütern, den Wagen zu stoppen.
Ein Spürhund machte wenig später im Straßengraben eine Plastiktüte ausfindig, welche die Männer auf der Flucht aus dem Pkw geworfen hatten. Der Inhalt der Tüte: Cannabisprodukte und Ecstasy im KiloBereich. Die Männer, die unterschiedliche Staatsbürgerschaften haben, sitzen weiter in Untersuchungshaft.
Die Ermittlungen sind nach Auskunft von Michael Lechner inzwischen abgeschlossen. Über das weitere Vorgehen entscheide die Staatsanwaltschaft.
Es sei nach wie vor eine Drogenszene vorhanden, bestätigen Vertreter der Polizeiinspektionen im Donau-Ries-Kreis. Die Geschäfte würden allerdings außerhalb der Öffentlichkeit gemacht, oft im Bekanntenund Freundeskreis. Eine offene Szene wie in manchen Großstädten gebe es im Landkreis nicht. Dies mache die Ermittlungsarbeit nicht einfach.
Wie gefährlich Rauschgift ist, zeigte sich auf höchst dramatische Weise im Juni 2020 im angrenzenden Kreis Augsburg. In Nordendorf starben ein 15- und ein 16-Jähriger durch eine Überdosis.
Verfolgungsjagd quer durch den Landkreis