Skulptur den Arm abgeschlagen
Zwölf Künstlerinnen und Künstler zeigen ihre Werke in den Frickhinger Anlagen in Nördlingen. Unbekannte haben eine Skulptur beschädigt. Die Polizei ermittelt
Nördlingen Nur wenige Tage stand das Kunstwerk von Otto Troll in den Frickhinger Anlagen in Nördlingen. Dann schlug ein Unbekannter zu – und der weißen Frau den Arm ab. Troll hat ein Foto von seiner kaputten Skulptur an die Redaktion der Rieser Nachrichten geschickt. Darauf ist auch der abgeschlagene Arm zu sehen, der am Boden liegt: „Das ist eine Sauerei“, schimpft Troll. Mittlerweile beschäftigt sich auch die Nördlinger Polizei mit dem Fall.
Wie berichtet, präsentieren derzeit zwölf Künstlerinnen und Künstler ihre Werke in den Frickhinger Anlagen zwischen dem Berger Tor und dem Durchgang zum Hohlen Schänzle. Die Idee für die Ausstellung sei entstanden, als die Ateliertage wegen Corona abgesagt wurden, sagt Professor Wolfgang Mussgnug. Damals habe er zusammen mit den Künstlerkollegen Herbert Schweda und Helmut Ranftl sowie mit Rudi Scherer von der Stadtverwaltung Nördlingen überlegt, was man denn anstelle dieser Großveranstaltung organisieren könnte – und sei auf die Idee gekommen, Kunst unter freiem Himmel zu zeigen. Kürzlich wurde die Ausstellung eröffnet (wir berichteten). Mittlerweile hat so mancher Spaziergänger
auf seiner Runde um die Altstadt die Kunstwerke betrachtet.
Mussgnug sagt, für Künstler sei es in diesen Tagen unglaublich wichtig, die eigenen Arbeiten wieder zu zeigen. Wie wichtig, sei ihm selbst auch erst vor einigen Wochen bewusst geworden. Damals habe eine Galerie in Italien eine Vernissage für ihn organisiert, erstmals habe er wieder Kontakt mit seinem Publikum gehabt: „Das war so ein schöner Abend. Da habe ich gemerkt, wie sehr mir der Kontakt gefehlt hat.“Um so schlimmer scheint es in diesem Zusammenhang, dass die Skulptur von Troll beschädigt wurde. Mussgnug schimpft: „So etwas macht man einfach nicht.“Bei der Kunst handle es sich um geistiges Eigentum. Er geht nicht davon aus, dass jemand sich absichtlich Trolls Figur ausgesucht hat, sondern dass sich der Täter einfach nichts gedacht hat.
Der Sprecher der Stadt Nördlingen, Peter Schiele, sagt: „Wir gehen davon aus, dass es sich um Vandalismus handelt.“Eine derartig negative Erfahrung habe die Stadt mit Kunst und Kultur im öffentlichen Raum bislang nicht machen müssen. Schiele appelliert an die Bürger, den Arbeiten der Künstlerinnen und Künstler mit Dank, Anerkennung und Respekt zu begegnen. Dass die Figur von Troll beschädigt wurde, verurteile man. Darüber hinaus habe die Stadt Strafanzeige bei der Polizei gestellt. Nördlingens Poli
Kontakt zum Publikum fehlte wegen Corona
zeichef Walter Beck sagt, man habe die Anzeige und die entsprechenden Fotos erhalten. Ein Sachbearbeiter werde sich nun um den Fall kümmern und sich auch vor Ort umschauen. Dass Kunstgegenstände beschädigt wurden, habe man in der Vergangenheit nicht erleben müssen – Bänke und Spielgeräte seien aber in Mitleidenschaft gezogen worden. In den Frickhinger Anlagen sind den Polizisten bislang immer wieder Personen aufgefallen, die dort Drogen konsumiert haben.
Künstler Otto Troll selbst ist von einer Passantin angerufen worden, sie hat ihm berichtet, dass der Figur der Arm abgeschlagen wurde: „Die Frau hat fast geweint, so betroffen und entsetzt war sie.“Er selbst habe sich sofort an Rudi Scherer von der Stadtverwaltung gewandt. Die Figur sei mit 800 Euro versichert worden. Troll sorgt sich, dass auch seine anderen Figuren beschädigt werden, drei ausdrucksstarke Skulpturen hat er zur Ausstellung beigetragen: „Man muss sich überlegen, ob man solche Dinge in Nördlingen noch machen kann.“