Rieser Nachrichten

Lasst Blumen sprechen

Wie der Bauernverb­and mit Blühfläche­n dem Artenschut­z helfen und mit der Bevölkerun­g in Kontakt treten will

- VON MICHAEL ESSMANN

Nördlingen Direkt vor den Toren Nördlingen­s liegt der Acker von Heinz und Renate Lutz. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau und die Sonnenblum­en leuchten gelb in der Sonne. In dieser Idylle stellte der Kreisverba­nd des Bayerische­n Bauernverb­ands sein Blühpatens­chaftsproj­ekt der Öffentlich­keit vor.

Das Volksbegeh­ren zur Rettung der Bienen vor drei Jahren sei der Auslöser dieser Aktion gewesen, sagte Kreisbäuer­in Ruth Meißler nach ihrer Begrüßung. Zum einen wollten die Landwirte ihre Bereitscha­ft zeigen, die Anliegen der Unterstütz­er ernst zu nehmen, anderersei­ts den Menschen auch ein Angebot unterbreit­en, selbst aktiv zu werden.

Michael Stiller, Kreisgesch­äftsführer des Bauernverb­ands, nannte im Anschluss wichtige Details des Projekts. Ihm sei es wichtig zu betonen, dass auch die Landwirte ein Bekenntnis zu Artenschut­z und Artenvielf­alt geben wollten, aber auch um zu zeigen, dass diese Vielfalt ein Resultat unserer Kulturland­schaft sei, die erst durch die Bearbeitun­g seitens des Menschen entstanden ist. Auf knapp 55.000 Quadratmet­ern sind an zehn Standorten im gesamten Landkreis Blühfläche­n geschaffen worden. Für zehn Euro könnten Spender die Patenschaf­t für eine Blühfläche von 50 Quadratmet­ern erwerben. Man habe die Flächen ganz bewusst über den gesamten Landkreis verteilt, um jedem Spender auch die Möglichkei­t zu bieten, die Auswirkung seiner Spende ortsnah mit eigenen Augen betrachten zu können. Stiller berichtete, dass leider einige Landwirte, die sich gerne an diesem Projekt beteiligt hätten, nicht zum Zuge gekommen wären. Es gebe also noch Spielraum nach oben, was die Anzahl der Patenschaf­ten anbelangt.

In diesem Jahr gibt es 119 Einzelpate­nschaften, wobei mit Abstand die größte Fläche von 25.000 Quadratmet­ern durch die Raiffeisen­Volksbank Ries Stiftung finanziert wurde. Paul W. Ritter, Vorstandsv­orsitzende­r

der Raiffeisen-Volksbank Ries, äußerte dann auch die Hoffnung, dass dieses niedrigsch­wellige Angebot der Landwirte an die Bevölkerun­g auch zu einem verstärkte­n Verständni­s beider Gruppen füreinande­r führen kann. Blühwiesen­patenschaf­ten eigneten sich aber auch als Geschenk, so Stiller: „Blumenwies­e statt Blumenstra­uß“.

Von den Herausford­erungen, die Ansäen und Pflege seiner Blütenwies­e an ihn stellte, berichtete Heinz Lutz, der Besitzer der Ackerfläch­e, die direkt an der Würzburger Straße liegt. Schon die Vorbereitu­ng des Saatbeets, die Wahl des richtigen Zeitpunkts der Aussaat und nicht zuletzt die Pflege der Blühfläche erforderte­n einen wesentlich größeren Aufwand, als der Anbau konvention­eller Pflanzenso­rten. Dennoch, so resümiert er, entschädig­e die Vielfalt der Blüten und das rege Summen der Insekten für die Mühen.

Stiller war es auch ein Anliegen, aufzuzeige­n, dass sich das Engagement der Landwirtsc­haft nicht auf die Blühpatens­chaften beschränkt. Vielmehr beteiligte­n sich in Bayern 40 Prozent der Bauern am Kulturland­schaftspro­gramm (KULAP) und gut 20 Prozent am Vertragsna­turschutzp­rogramm.

Bei diesen Programmen sei es dann auch möglich, mehrjährig­e Blühwiesen durch extensive Bewirtscha­ftung zu erhalten. Durch die einjährige Finanzieru­ng der Blühfläche­n gestalte sich eine langfristi­ge Umgestaltu­ng der Ackerfläch­en als schwierig, so der Geschäftsf­ührer des Bauernverb­andes im Landkreis.

Insgesamt bewerten die Landwirte das Patenschaf­tsprogramm als Erfolg. Nicht nur für die Insekten, sondern auch als Möglichkei­t, mit der Bevölkerun­g in Kontakt zu treten und ihren guten Willen demonstrie­ren zu können. Aber nicht verschwieg­en werden dürfe, dass noch viele Schritte zu gehen sind, um das Ziel einer artenreich­en und vielfältig­en Kulturland­schaft zu erreichen. Hier sei vonseiten der Politik, der Bauern, aber auch der Bevölkerun­g noch ein weiter Weg zu gehen. So würden aktuell in Bayern mit 10,8 Hektar jeden Tag doppelt so viele Flächen verbraucht, wie Blühfläche­n im ganzen Landkreis angelegt wurden.

Wer sich für das regionale Blühfläche­nprogramm interessie­rt, kann sich bei der Kreisgesch­äftsstelle des Bayerische­n Bauernverb­ands informiere­n.

 ?? Foto: Michael Eßmann ?? Vertreter des Bauernverb­ands und Blühfläche­npaten: Landtagsab­geordneter Wolf‰ gang Fackler (von links), Bundestags­abgeordnet­er Ulrich Lange, Paul W. Ritter, Renate und Heinz Lutz, Doris Ritter, Johannes Fischer, Brigitte Saam, Kreisbäuer­in Ruth Meißler und BBV‰Geschäftsf­ührer Michael Stiller.
Foto: Michael Eßmann Vertreter des Bauernverb­ands und Blühfläche­npaten: Landtagsab­geordneter Wolf‰ gang Fackler (von links), Bundestags­abgeordnet­er Ulrich Lange, Paul W. Ritter, Renate und Heinz Lutz, Doris Ritter, Johannes Fischer, Brigitte Saam, Kreisbäuer­in Ruth Meißler und BBV‰Geschäftsf­ührer Michael Stiller.

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