Lasst Blumen sprechen
Wie der Bauernverband mit Blühflächen dem Artenschutz helfen und mit der Bevölkerung in Kontakt treten will
Nördlingen Direkt vor den Toren Nördlingens liegt der Acker von Heinz und Renate Lutz. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau und die Sonnenblumen leuchten gelb in der Sonne. In dieser Idylle stellte der Kreisverband des Bayerischen Bauernverbands sein Blühpatenschaftsprojekt der Öffentlichkeit vor.
Das Volksbegehren zur Rettung der Bienen vor drei Jahren sei der Auslöser dieser Aktion gewesen, sagte Kreisbäuerin Ruth Meißler nach ihrer Begrüßung. Zum einen wollten die Landwirte ihre Bereitschaft zeigen, die Anliegen der Unterstützer ernst zu nehmen, andererseits den Menschen auch ein Angebot unterbreiten, selbst aktiv zu werden.
Michael Stiller, Kreisgeschäftsführer des Bauernverbands, nannte im Anschluss wichtige Details des Projekts. Ihm sei es wichtig zu betonen, dass auch die Landwirte ein Bekenntnis zu Artenschutz und Artenvielfalt geben wollten, aber auch um zu zeigen, dass diese Vielfalt ein Resultat unserer Kulturlandschaft sei, die erst durch die Bearbeitung seitens des Menschen entstanden ist. Auf knapp 55.000 Quadratmetern sind an zehn Standorten im gesamten Landkreis Blühflächen geschaffen worden. Für zehn Euro könnten Spender die Patenschaft für eine Blühfläche von 50 Quadratmetern erwerben. Man habe die Flächen ganz bewusst über den gesamten Landkreis verteilt, um jedem Spender auch die Möglichkeit zu bieten, die Auswirkung seiner Spende ortsnah mit eigenen Augen betrachten zu können. Stiller berichtete, dass leider einige Landwirte, die sich gerne an diesem Projekt beteiligt hätten, nicht zum Zuge gekommen wären. Es gebe also noch Spielraum nach oben, was die Anzahl der Patenschaften anbelangt.
In diesem Jahr gibt es 119 Einzelpatenschaften, wobei mit Abstand die größte Fläche von 25.000 Quadratmetern durch die RaiffeisenVolksbank Ries Stiftung finanziert wurde. Paul W. Ritter, Vorstandsvorsitzender
der Raiffeisen-Volksbank Ries, äußerte dann auch die Hoffnung, dass dieses niedrigschwellige Angebot der Landwirte an die Bevölkerung auch zu einem verstärkten Verständnis beider Gruppen füreinander führen kann. Blühwiesenpatenschaften eigneten sich aber auch als Geschenk, so Stiller: „Blumenwiese statt Blumenstrauß“.
Von den Herausforderungen, die Ansäen und Pflege seiner Blütenwiese an ihn stellte, berichtete Heinz Lutz, der Besitzer der Ackerfläche, die direkt an der Würzburger Straße liegt. Schon die Vorbereitung des Saatbeets, die Wahl des richtigen Zeitpunkts der Aussaat und nicht zuletzt die Pflege der Blühfläche erforderten einen wesentlich größeren Aufwand, als der Anbau konventioneller Pflanzensorten. Dennoch, so resümiert er, entschädige die Vielfalt der Blüten und das rege Summen der Insekten für die Mühen.
Stiller war es auch ein Anliegen, aufzuzeigen, dass sich das Engagement der Landwirtschaft nicht auf die Blühpatenschaften beschränkt. Vielmehr beteiligten sich in Bayern 40 Prozent der Bauern am Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) und gut 20 Prozent am Vertragsnaturschutzprogramm.
Bei diesen Programmen sei es dann auch möglich, mehrjährige Blühwiesen durch extensive Bewirtschaftung zu erhalten. Durch die einjährige Finanzierung der Blühflächen gestalte sich eine langfristige Umgestaltung der Ackerflächen als schwierig, so der Geschäftsführer des Bauernverbandes im Landkreis.
Insgesamt bewerten die Landwirte das Patenschaftsprogramm als Erfolg. Nicht nur für die Insekten, sondern auch als Möglichkeit, mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten und ihren guten Willen demonstrieren zu können. Aber nicht verschwiegen werden dürfe, dass noch viele Schritte zu gehen sind, um das Ziel einer artenreichen und vielfältigen Kulturlandschaft zu erreichen. Hier sei vonseiten der Politik, der Bauern, aber auch der Bevölkerung noch ein weiter Weg zu gehen. So würden aktuell in Bayern mit 10,8 Hektar jeden Tag doppelt so viele Flächen verbraucht, wie Blühflächen im ganzen Landkreis angelegt wurden.
Wer sich für das regionale Blühflächenprogramm interessiert, kann sich bei der Kreisgeschäftsstelle des Bayerischen Bauernverbands informieren.