Rieser Nachrichten

Was die niedrige EEG‰Umlage bedeutet

Hintergrun­d Die Abgabe für die erneuerbar­en Energien fällt auf ein Zehnjahres­tief. Rechnerisc­h entlastet das Haushalte und Wirtschaft. Doch wird der Strom wirklich billiger?

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Die Ökostrom-Umlage ist so etwas wie die unschöne Seite des Ausbaus der erneuerbar­en Energien. Zwar haben mit ihr Photovolta­ik und Windkraft in Deutschlan­d einen Boom erlebt, allerdings hat sie in den vergangene­n Jahren den Strompreis für Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r und die Wirtschaft nach oben getrieben. Jetzt haben die Übertragun­gsnetzbetr­eiber die Umlage nach dem Erneuerbar­e-Energien-Gesetz, kurz EEG-Umlage, stark gesenkt. Zum 1. Januar sinkt sie von derzeit 6,5 Cent auf nur noch rund 3,7 Cent pro Kilowattst­unde Strom – ein Zehn-Jahres-Tief, berichtet die Bundesnetz­agentur. Aber wird Strom jetzt wirklich günstiger? Ein Überblick.

Wofür ist die EEG-Umlage da?

Das Erneuerbar­e-Energien-Gesetz fördert den Ausbau der regenerati­ven Stromerzeu­gung, vor allem von Wind, Sonne und aus Biogas. Wer hier investiert, erhält – vereinfach­t gesagt – einen festen Preis für den erneuerbar­en Strom, den er oder sie erzeugt. Liegt dieser garantiert­e Abnahmepre­is über dem Preis, den ein Stromerzeu­ger oder eine Stromerzeu­gerin auf dem freien Markt an der Strombörse bekommt, muss die Differenz ausgeglich­en werden.

Dies geschieht über die EEG-Umlage. Die Umlage bezahlen Haushalte und die Unternehme­n über ihren Strompreis.

Wieso kann die EEG-Umlage nun sinken?

Jahrelang ist die Ökostrom-Umlage gewachsen. Dass sie nun um satte 43 Prozent gesenkt werden kann, hat nach Angaben der Bundesnetz­agentur vor allem zwei Gründe: Zum einen ist zuletzt der Börsenstro­mpreis stark gestiegen. „Die hierdurch steigenden Vermarktun­gserlöse für den erneuerbar­en Strom reduzieren den Förderbeda­rf erheblich“, berichtet die Bundesnetz­agentur. Es muss also eine geringere Differenz zwischen dem (niedrigere­n) Börsenstro­mpreis und der (höheren) garantiert­en Vergütung zum Beispiel für Photovolta­ikoder Windstrom ausgeglich­en werden. Dazu kommt ein Zuschuss des Bundes, der die Umlage ebenfalls senkt. Dieser wird aus den Einnahmen aus der Besteuerun­g des Klimagases CO2 finanziert.

Wie groß ist die Entlastung für die Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r?

Für eine Kilowattst­unde Strom bezahlen Haushalte derzeit im Schnitt rund 32 Cent. Dies hat der Bundesverb­and der Elektrizit­äts- und Wasserwirt­schaft im Juni ermittelt. Die

Absenkung der Umlage von 6,5 auf 3,7 Cent spielt also durchaus eine Rolle. „Die Senkung der EEG-Umlage ist eine gute Nachricht für Verbrauche­r, denn der Strompreis liegt derzeit auf einem absoluten Rekordnive­au“, teilte Steffen Suttner vom Vergleichs­portal Check 24 mit. Für einen Musterhaus­halt mit einem Verbrauch von 5000 Kilowattst­unden Strom im Jahr könnte die Stromrechn­ung 167 Euro niedriger ausfallen. Ein Single-Haushalt mit 1500 Kilowattst­unden Verbrauch könnte 50 Euro weniger zahlen. Insgesamt würden alle deutschen Privathaus­halte zusammen um 4,2 Milliarden Euro entlastet.

Wird Strom tatsächlic­h billiger?

Das ist die große Frage. Denn während die EEG-Umlage sinkt, legen andere Bestandtei­le des Strompreis­es zu. Zum einen steigen die Kosten für das Stromnetz: „Eine Mehrbelast­ung beim Strompreis droht aufgrund der Netzentgel­te“, berichtet Check 24. „Die Tendenz zeigt nach oben – nach jetzigem Stand steigen die Netzentgel­te im kommenden Jahr um fünf Prozent.“Höhere Netzkosten machen für den Haushalt mit 5000 Kilowattst­unden Jahresverb­rauch eine Mehrbelast­ung von 22 Euro im Jahr aus. Daneben haben auch die Börsenstro­mpreise massiv zugelegt – also die Kosten, zu denen die Energieanb­ieter den Strom einkaufen müssen. Alles in allem wirkt die geringere ÖkostromUm­lage dem Strompreis­anstieg lediglich entgegen. Ob der Strompreis für Haushalte am Ende wirklich sinkt, das muss sich zeigen. Vielleicht bleibt er nur stabil.

Wie könnte der Strompreis nachhaltig sinken?

Zahlreiche Steuern, Abgaben und Umlagen machen den Strom in Deutschlan­d so teuer. Die EEGUmlage ist nur eine Komponente. „Unbestritt­en besteht die Notwendigk­eit, den Packesel Strompreis zu entlasten und die zahlreiche­n Steuern und Abgaben durchzufor­sten“, sagt Professor Uwe Leprich, Dozent für Wirtschaft­spolitik und Energiewir­tschaft an der Universitä­t des Saarlandes. Die neue Bundesregi­erung sollte die EEG-Umlage gleich komplett abschaffen, fordert deshalb Kerstin Andreae vom Bundesverb­and der Energie- und Wasserwirt­schaft. Dies hat auch der scheidende CDU-Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier ins Spiel gebracht. Zusätzlich sollten die Netzkosten bezuschuss­t und die Stromsteue­r „auf das europarech­tliche Minimum“abgesenkt werden, meint Bertram Brossardt, Hauptgesch­äftsführer der Vereinigun­g der Bayerische­n Wirtschaft.

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Foto: Marijan Murat, dpa Die Umlage zum Ausbau der erneuerbar­en Energien in Deutschlan­d sinkt massiv.

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