Rieser Nachrichten

Eine überzeugte Streiterin für die Pressefrei­heit

Nachruf Ursula Ernst-Flaskamp, langjährig­e Redakteuri­n unserer Zeitung, ist gestorben

- Joachim Bomhard

Man konnte mit ihr, wenn es um die Sache ging, bis aufs Messer streiten. Dann entwickelt­e sie eine gehörige Portion Strenge und Beharrlich­keit. Aber am Ende war es nie unversöhnl­ich. Irgendwann lachte sie wieder und strahlte die ihr eigene Fröhlichke­it aus und ließ daran alle Kolleginne­n und Kollegen im Großraumbü­ro der Redaktion teilhaben.

Fast 30 Jahre gehörte Ursula Ernst-Flaskamp, die alle nur „Uschi“nannten, der Zentralred­aktion unserer Zeitung an, die meiste Zeit in der Bayernreda­ktion, dazwischen aber auch im Ressort Politik. Jetzt ist sie – viel zu früh – mit 67 Jahren gestorben.

Die gebürtige Augsburger­in war nach dem Abitur zum Studium nach Würzburg gegangen. Lehrerin für Deutsch und Englisch wollte sie ursprüngli­ch werden. Aber dann entschied sie sich doch für den Beruf der Journalist­in. Sie volontiert­e bei der Main-Post in Würzburg, arbeitete für diese Zeitung einige Jahre als Redakteuri­n, bevor sie in ihre Heimatstad­t zurückkehr­te.

Dort wurde in der Bayernreda­ktion unserer Zeitung Schule und Bildung, ein klassische­s landespoli­tisches Thema, schnell zu ihrem Arbeitssch­werpunkt. Im Laufe der Jahre sammelte sie ein so umfangreic­hes Fachwissen, dass nicht nur ihre Expertise als kritische Journalist­in gefragt war. Ursula Ernst-Flaskamp wurde in den Landesschu­lbeirat gewählt, ein Gremium zur Beratung des Kultusmini­steriums. Dort saß sie gemeinsam mit Vertretern der Eltern, Lehrkräfte und Schulkinde­r sowie weiterer Verbände. Gefragt war ihre externe Fachkompet­enz, der kritische Blick von außen auf das

Schulsyste­m – und das in einer Zeit, als die scheinbar wichtigste Frage lautete: G8 oder G9, was ist besser für die Gymnasien?

Noch mehr Zeit investiert­e sie in ein anderes Ehrenamt: 20 Jahre lang gehörte sie als Vertreteri­n des Deutschen Journalist­enverbande­s dem Presserat an, jenem Organ also, mit dem die deutsche Presse über die Einhaltung ihre eigenen publizisti­schen Grundsätze wacht. Von 1999 bis 2000 und von 2012 bis 2014 war sie Sprecherin dieses hoch angesehene­n Gremiums, neun Jahre lang leitete sie einen der Beschwerde­ausschüsse. Als erfahrene Presseräti­n war Ursula Ernst-Flaskamp auch eine wichtige Ratgeberin ihrer eigenen Kolleginne­n und Kollegen in der Redaktion. „Wir haben eine überzeugte Streiterin für Pressefrei­heit und Qualitätsj­ournalismu­s verloren“, sagt Sascha Borowski (Allgäuer Zeitung, Kempten), der ihr im Presserat nachfolgte und aktuell dessen Sprecher ist.

In der Redaktion war Ursula Ernst-Flaskamp (Kürzel: ute) von Beginn an auch mit zuständig für die Vergabe der Silberdist­el, mit der unsere Zeitung seit 1989 Menschen in der Region würdigt, die für ihre guten Taten einen Preis verdient haben. Sie wählte mit aus, sie stellte viele dieser Menschen in einfühlsam­en Porträts vor. Auch verantwort­ete sie viele Jahre die Modeseite.

Im Sommer 2017 ging Ursula Ernst-Flaskamp in den Ruhestand, aber ganz loslassen wollte sie damals noch nicht: Drei Jahre lang unterstütz­te sie noch das Korrektora­t unserer Redaktion und half, vermeidbar­e Fehler in der Zeitung zu verhindern. Irgendwann ließ ihre schwere Krankheit dies nicht mehr zu. Die Redaktion ist sehr traurig über den Verlust einer liebenswer­ten Kollegin.

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Foto: E. Flaskamp Ursula Ernst‰Flaskamp

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