Rieser Nachrichten

„Der Schuh des Manitu“als Spektakel

Der Aufwand, der für die Bühnenadap­tion betrieben wird, zahlt sich aus: Im Deutschen Theater München können die Zuschauer staunen

- VON BARBARA REITTER

München „Ich trinke Ouzo, und was tust du so?“, das ist der Ohrwurm des neuen Musicals „Der Schuh des Manitu“. Kaum zu glauben, aber wahr, dass die Besucher des Deutschen Theaters mit dem albernen Text auf den Lippen das Haus nach drei höchst vergnüglic­hen Stunden verließen. Die meisten im Publikum waren offensicht­lich Kenner und Fans von Bully Herbig, obwohl sein Kultfilm bereits vor 20 Jahren in die Kinos kam. Doch auch in der Bühnenadap­tion der legendären Karl May-Film-Parodie kamen sie voll auf ihre Kosten, denn sie hält den Vergleich mit dem Film-Hit aus, auch wenn der Humor auf der Bühne manchmal einfach grobkörnig­er ist.

Doch hier waren Profis am Werk: John von Düffel verantwort­lich für das Buch, Martin Lingnau und Heiko Wohlgemuth, die erfolgreic­hen Autoren der Nockherber­g-Singspiele als Songwriter und Textdichte­r, Ecco Meineke mit zwei witzigen Songtexten wie dem „Superperfo­rator“. Zu bekannten Songs kamen Neu-Kompositio­nen, von donnernden Chorpartie­n, kraftvolle­n Solos bis hin zu Herzschmer­z-Liebesduet­ten. Der Sound des kleinen Orchesters lief permanent auf Hochtouren, krachte – manchmal einen Tick zu laut! – so richtig und bediente mit teils schmissige­n Melodien das Genre. Musikalisc­h geleitet vom souveränen Philipp Gras, in Szene gesetzt durch Andreas Gergen als Co-Produktion mit dem Salzburger Landesthea­ter.

Natürlich ist die Story total abstrus und bar jeder logischen Entwicklun­g, aber sie jongliert kunstvoll mit sämtlichen Western-Klischees – und mit all den ikonischen Bildern, die man aus diesem Genre im Kopf hat. Da reiten sie also wieder auf schwarzen Radl-Rossen durch die Prärie, prächtig singend wie die ganze Crew, die beiden bayerisch sprechende­n Blutsbrüde­r: Apachen-Häuptling Abahachi (Mathias Schlung) und sein weißer Blutsbrude­r Ranger (Daron Yates). Diesmal auf Suche nach einer Stammkneip­e für den Stamm.

Dass sie mehrmals am Marterpfah­l landen, ist klar, dass der Bösewicht Santa Maria (Hans Neblung) als Immobilien­makler das komische

Duo hereinlegt, um ihm die ominöse Schatzkart­e abzujagen, ist folgericht­ig, dass sich die Verwirrung­en durch Winnetouch (Marc Seitz), den tuntigen Zwillingsb­ruder Apahachis, auf dessen bonboniger Puderrosa Beauty-Farm ins Absurde steigern und die unvermeidl­iche Lovestory zwischen dem sexy Saloon-Girl Uschi (Miriam Neumaier) und Ranger bis zum bürgerlich­en Kinderwage­n führen – so weit alles bekannt.

Aber das Wie macht´s, denn die Aufführung arbeitet mit großen Effekten und Special-Gags, wenn Tote plötzlich singen, mit optischen Überraschu­ngen wie dem Trio aus „(T)Raumschiff Surprise“, gekonnt gesetzten ironischen Brüchen und komischem Wortwitz neben den obligaten Kalauern wie „tägliches Wake Up“, vor allem aber mit Turbo-Tempo. Atemberaub­end die unglaublic­h abwechslun­gsreich choreograf­ierten Tanzeinlag­en des erstklassi­gen Ensembles in supertolle­n Kostümen zwischen Indianer-Look,

Saloon-Schick und Cowboy-Kult (Conny Lüders). Hier wurde – wie für die gesamte Produktion – richtig Geld in die Hand genommen, um satt was für die Sinne zu bieten. In kaum spürbaren „Quick Changes“von 30 Sekunden wechseln sie das Outfit, um verwandelt wieder aus der Kulisse zu stürmen.

Zu beiden Seiten des Bühnenport­als stehen grob gezimmerte Holzgerüst­e im Western-Style. Aber hier wird weit mehr geboten, denn während im Hintergrun­d alle aus Western-Klassikern bekannten Bilder laufen, teils als ironisch gesetzte Film Stills mit den obligaten Kakteen, dann wieder als Filmsequen­zen in der Technik früher Filme, schweben vom Bühnenhimm­el Klappversi­onen von Saloon oder Puderrosa-Ranch herab (Sam Madwar). Hingehen, hören, schauen, staunen – und wiedererke­nnen!

Termine bis 9. Januar 2022 im Deut‰ schen Theater München, telefonisc­h er‰ reichbar unter 089/55234444

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Foto: SLT, Anna‰Maria Löffelberg­er Die Marterpfäh­le kommen im Musical „Der Schuh des Manitu“am Deutschen Theater München gleich mehrfach zum Einsatz.

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