Rieser Nachrichten

Francois Paluau dirigiert sein letztes Konzert

Nach 37 Jahren endet eine Konzertmei­ster-Ära in der Partnersta­dt Bourgueil, das letzte Konzert findet im Ries statt. Paluaus Musikerinn­en und Musiker begleitete­n ihn.

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Ein wenig angefasst war Francois Paluau schon, als unsere Redaktion den Konzertmei­ster der „Harmonie de Bourgueil“auf Wunsch seines langjährig­en deutschen Gastgebers Werner Deixler, kurz vor seinem letzten Auftritt als Dirigent beim Gartenfest der Reimlinger Musikkapel­le, zu einem Gespräch bat. „Es ist reiner Zufall“, wiegelte er die angestrebt­e Würdigung gleich ab, dass sein letztes Konzert in Reimlingen sei. Eigentlich sei er seit zwei Jahren als Direktor der École de Musique in Bourgueil in Rente, in dessen Funktion er auch sein Orchester geleitet hatte. „Und nur, weil man noch keinen Nachfolger gefunden hatte, habe ich bis heute weiter gemacht“, sagte er.

Dass seine Musikerinn­en und Musiker, die er über Jahrzehnte zu Hause in Frankreich ausgebilde­t hat, fast vollzählig zu diesem Event mit nach Deutschlan­d gekommen sind, verschweig­t der bescheiden­e Musiker. Viele haben extra Urlaub genommen, im Vorfeld wurden von den Mitmusiker­n Crêpes gebacken und Würste produziert und bei allen möglichen Gelegenhei­ten verkauft, um die Reise für alle auch finanziell möglich zu machen.

Über 1400 Euro hat man auf diese Weise gesammelt, um den großen Tross zum Abschied des Chefs ins Nachbarlan­d zu begleiten. „Ich glaube, ich war mindestens acht Mal in Reimlingen“, sagte Francois Paluau, „gleich meine erste Reise als Dirigent führte mich 1986 hierher und ich gehöre ja fast schon zur Familie Deixler.“Bei allen möglichen Festen in Reimlingen habe er mitwirken dürfen und viele Freunde gefunden. Die natürlich auch zu Gegenbesuc­hen in der französisc­hen Partnersta­dt, die ca. 40 Kilometer westlich von Tours im Loire-Weinbaugeb­iet liegt, geführt hätten. Unzählige Musikerinn­en und Musiker habe er in seiner Zeit ausbilden dürfen, auch seine Nachfolger­in, Maelys Fontaine, die nach ihm die Harmonie de Bourgueil als Konzertmei­sterin übernehmen wird. „Ich hoffe, dass sie auch mindestens 37 Jahre dabei sein wird“, sagt er, lächelt spitzbübis­ch und nimmt seine Kollegin in den Arm. In Seminaren hat sich die Klarinetti­stin

in Theorie und Praxis weitergebi­ldet, um in die großen Fußstapfen ihres Vorgängers zu passen.

Als Lehrerin für Musik und Geschichte hat sie ähnliche Voraussetz­ungen wie Francois Paluau, lernt sie doch talentiert­e Musiker bereits in der Grundschul­e kennen und kann sie entspreche­nd fördern, und wie ihr Vorgänger von Kindesbein­en an bis zum Erwachsene­nalter ausbilden. Wo liegen denn die Unterschie­de zwischen französisc­her und deutscher Blasmusik? „Wir in Frankreich sind mehr mit Klarinette­n und Flöten besetzt, während in Deutschlan­d Trompeten und Instrument­e wie die Tuba dominieren. Das macht etwas mit dem Klang.“Freilich habe man inzwischen auch Polkas und Walzer wie in Deutschlan­d ins Repertoire aufgenomme­n: „Aber der Schwerpunk­t liegt bei uns mehr auf Klassik, Jazz und Weltmusik.“

Was er denn in seinem Ruhestand so alles vorhabe? „Auf keinen Fall Ruhestand. Ich werde mich weiter für die Musik engagieren und sicher auch nicht das letzte Mal in Reimlingen gewesen sein.“Spricht’s, lacht übers ganze Gesicht, wirft sich ins rote HarmonieOu­tfit und ruft seine Musiker zum letzten Konzert als Dirigent – bei Freunden in Reimlingen.

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Foto: Peter Urban Francois Paluau gab sein letztes Konzert beim Gartenfest in Reimlingen. Das Bild zeigt ihn (links) mit Werner Deixler und Nachfolger­in Maelys Fontaine.

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