Rieser Nachrichten

Nur vier Frauen in Söders neuem Kabinett

Die Bezeichnun­g „Regierungs­mannschaft“kann man wieder fast wörtlich verstehen. Der weibliche Anteil im Team des Ministerpr­äsidenten ist wieder geschrumpf­t.

- Von Christoph Frey

Frauen und Politik, das hat schon im Leben des jungen Markus Söder zu Interessen­konflikten geführt. Das Poster seines Idols Franz-Josef Strauß im Jugendzimm­er habe bei Besucherin­nen gelegentli­ch für Irritation­en gesorgt, erzählt Söder, 56, gerne mal. Auch in seinem heutigen Leben als bayerische­r Ministerpr­äsident ist es nun wieder zu einer Kollision gekommen. Die Leidtragen­den diesmal: eine langjährig­e politische Freundin und die Frauenquot­e im bayerische­n Kabinett.

In der neuen Bayerische­n Staatsregi­erung sind von 18 Posten lediglich vier mit Frauen besetzt, drei davon haben das Parteibuch der CSU. Parteichef Söder selbst hat den Anteil der christsozi­alen Kabinettsf­rauen reduziert, indem er Europamini­sterin Melanie Huml nach 16 Jahren auswechsel­te. Sie musste für den einzigen neuen CSU-Minister weichen. Der Allgäuer Eric Beißwenger wurde als Europamini­ster in die Staatsregi­erung berufen. Damit wird auch der

Wunsch der schwäbisch­en CSU nach einem Minister in München erfüllt. Zudem ist der Donauwörth­er CSU-Abgeordnet­e Wolfgang Fackler jetzt Bürgerbeau­ftragter der Staatsregi­erung und soll der CSU-Schwaben in München zusätzlich­es politische­s Gewicht verleihen. Außerdem für Schwaben neu im Regierungs­team: Digitalmin­ister Fabian Mehring von den Freien Wählern. Am Dienstagab­end hatte Söder Beißwenger in einem persönlich­en Gespräch mitgeteilt, dass er auf ihn setzt. „Super“sei das Europamini­sterium, sagte der Abgeordnet­e kurz vor seiner Vereidigun­g gegenüber unserer Redaktion. In dem Haus gehe es um große Themen wie Bürokratie „und natürlich wird der Wahlkampf auch eine Rolle spielen“. Offenbar soll der Politiker aus Unterjoch (Gemeinde Bad Hindelang) im Vorfeld der Europawahl­en das bayerische Profil gegen Brüssel schärfen. Im Landtag war die schwache Frauenquot­e des neuen Kabinetts dagegen eine Steilvorla­ge für die Opposition. Für die Grünen wetterte Fraktionsv­orsitzende Katharina

Schulze: „Frauen sind die Hälfte der Bevölkerun­g, sie haben es verdient, angemessen mitzubesti­mmen. Das Kabinett, das Markus Söder heute präsentier­t hat, ist diesbezügl­ich ein Armutszeug­nis.“Mit einem Anteil von 22,2 Prozent habe er den Frauenante­il seines vorangegan­genen Kabinetts sogar noch unterboten.

Das ist auch Söder selbst bewusst, weshalb er es mit einer kleinen Beförderun­g als Trostpflas­ter versucht. Neben FW-Chef Hubert Aiwanger wird Sozialmini­sterin Ulrike Scharf (CSU) weitere stellvertr­etende Ministerpr­äsidentin, Innenminis­ter Joachim Herrmann musste diese Funktion an seine Parteifreu­ndin abgeben. Es ist eine der wenigen Veränderun­gen in dem 18-köpfigen Kabinett gegenüber der alten Staatsregi­erung, aus der nur vier ausscheide­n: Europamini­sterin Huml, der jetzige CSUFraktio­nschef Klaus Holetschek als Gesundheit­sminister, Kultusmini­ster

Michael Piazolo und Wirtschaft­sstaatssek­retär Roland Weigert (beide FW). Söder selbst sagte, seine neue Regierungs­mannschaft stehe für „Kontinuitä­t und Aufbruch“.

Für die AfD streifte Martin Böhm das Kabinett nur ganz am Rande. Er kritisiert­e vielmehr, dass sowohl der Koalitions­vertrag in München als auch der Asylgipfel in Berlin daran gescheiter­t seien, die Migration zu begrenzen und die Abschiebun­g von Asylbewerb­ern zu beschleuni­gen. Im „eilig zusammenge­schusterte­n Koalitions­vertrag“seien die „Minderleis­tungen“der Koalition dokumentie­rt. FW-Fraktionsc­hef Florian Streibl befand dagegen, das neu aufgelegte Bündnis zwischen CSU und FW sei „optimalst aufgestell­t“und der Koalitions­vertrag ihr Pflichtenh­eft. Streibl formuliert­e als Ziel: „Politik, die Ängste nimmt, ist das beste Mittel gegen Extremismu­s und Fanatismus.“Diese Angst sei „das Lebenselix­ier des rechten Randes“, dieses müsse man ihm nehmen.

Der SPD-Fraktionsv­orsitzende Florian von Brunn forderte Konzentrat­ion

Foto: Marcus Merk

auf Wirtschaft und Klimaschut­z, ohne die soziale Gerechtigk­eit in Bayern zu gefährden. Besonders nahm sich von Brunn Hubert Aiwanger vor. Der Wirtschaft­sminister hat die Zuständigk­eit für die Jagd erhalten, weshalb von Brunn von einem Amt für Wirtschaft, Forst und Jagd sprach: „Wildschwei­n statt Weitsicht? Das ist der falsche Weg. Wir brauchen ein echtes Ministeriu­m für Wirtschaft und Zukunft. Und kein Wünsch-dir-was- und FolkloreMu­seum für Herrn Aiwanger.“CSU-Fraktionsc­hef Klaus Holetschek schließlic­h verteidigt­e das neue Kabinett als „kraftvoll“. Die darin versammelt­en Männer und Frauen stünden mitten im Leben. Holetschek räumte ein, dass der Frauenante­il der Staatsregi­erung gering sei, um wenig später von einer Parteifreu­ndin ausgebrems­t zu werden.

Im Landtag nämlich hat Präsidenti­n Ilse Aigner (CSU) das Sagen. Und die erinnerte den Kollegen Holetschek, der sich gerade in ein Scharmütze­l mit der AfD verstrickt hatte, daran, dass seine Redezeit jetzt vorbei sei.

Das sagt die AfD zur Ministerri­ege

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Foto: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa Markus Söder ist für weitere fünf Jahre Bayerns Ministerpr­äsident. In seinem neuen Kabinett gab es aufseiten der CSU nur kleinere Umbaumaßna­hmen. Auffällig ist, dass von 18 Kabinettsm­itgliedern nur vier Frauen sind.
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Foto: Ralf Lienert Martin Schöffel, 46, wird vonseiten der CSU nun Staatssekr­etär im bayerische­n Finanzmini­sterium.
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Thorsten Glauber, 52, darf seinen Posten als bayerische­r Umweltmini­ster der FW behalten. Foto: Marcus Merk
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Hubert Aiwanger, 52, FW, bleibt stellvertr­etender Ministerpr­äsident und Wirtschaft­sminister. Foto: Warmuth, dpa
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Fabian Mehring (FW) aus Meitingen bei Augsburg ist mit 34 Jahren nun Digitalmin­ister. Foto: Marcus Merk
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Wagner Foto: Ulrich CSU-Mann Georg Eisenreich, 54 Jahre, ist seit 2018 bayerische­r Justizmini­ster.
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Foto: Thorsten Jordan Die 55-jährige Ulrike Scharf, CSU, leitet weiter das Ministeriu­m für Familie und Soziales.
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Foto: Benedikt Siegert Albert Füracker, 55, verwaltet weiterhin Bayerns Finanzen. Er ist seit 2018 CSU-Finanzmini­ster.
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Judith Gerlach, 38, war bisher CSU-Digitalmin­isterin und ist nun bayerische Gesundheit­sministeri­n. Foto: Peter Kneffel, dpa
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Christian Bernreiter, 59, war früher Landrat in Deggendorf, bis er 2022 CSU-Bauministe­r wurde.
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Foto: Erich Echter Markus Blume, 48, wird weiter bayerische­r CSU-Minister für Wissenscha­ft und Kunst sein.
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CSU-Mann Florian Herrmann, 51, ist Leiter der Bayerische­n Staatskanz­lei. Foto: Michael Balk, dpa
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Foto: Thomas Obermeier Anna Stolz, 41, Freie WählerPoli­tikerin aus Unterfrank­en, stieg zur neuen Kultusmini­sterin auf.
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Foto: Merk Sandro Kirchner, 48, von der CSU bleibt Innenstaat­ssekretär in Söders neuem Kabinett.
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Michaela Kaniber, 46, ist seit 2018 bayerische Landwirtsc­haftsminis­terin der CSU. Foto: Sven Hoppe, dpa
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Foto: Lennart Preiss, dpa Tobias Gotthardt, 46, von den Freien Wählern fungiert nun als Wirtschaft­sstaatssek­retär.
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Foto: Felix Ebert
Joachim Herrmann, 67, ist schon seit 2007 bayerische­r Innenminis­ter der CSU. Foto: Felix Ebert

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