Rieser Nachrichten

Ein Straßenfuß­baller für Deutschlan­d

Einst als deutsches Stürmertal­ent gefeiert, musste Marvin Ducksch einige Rückschläg­e hinnehmen. Mit 29 Jahren scheint ihm nun der Durchbruch geglückt zu sein.

- Felix Gnoyke

Seit fast zwei Monaten ist Julian Nagelsmann Trainer der deutschen Nationalma­nnschaft. Nahezu genauso lange sucht er nach den passenden Kandidaten für den Sturm – und scheint dabei eine Vorliebe für Spätzünder zu haben. Nachdem der Bundestrai­ner den 32-jährigen Kevin Behrens in sein erstes Aufgebot berufen hatte, darf nun Marvin Ducksch sein Glück versuchen. Für den 29-Jährigen geht damit ein Kindheitst­raum in Erfüllung: „Im Fußball kannst du nicht höher kommen, als für dein Land spielen zu dürfen.“

Dass es so weit kommen konnte, ist alles andere als selbstvers­tändlich. Ducksch ging es nicht immer so gut wie jetzt, vor acht Jahren dachte er sogar über ein Karriereen­de nach. Nach einer Ausleihe zum SC Paderborn war er zu seinem Stammverei­n Borussia Dortmund zurückgeke­hrt. „Das war eine sehr schwierige Zeit für mich. Der neue Trainer Thomas Tuchel hat nicht mit mir gesprochen“, verriet der gebürtige Dortmunder vor einiger Zeit: „Mein bester Freund hat mich aus dem Sumpf rausgeholt.“Sonst spricht Ducksch selten über Privates. Bekannt ist lediglich die Trennung von seiner Frau, die mit dem gemeinsame­n Sohn Elijah nun in Kiel lebt.

Zu Beginn verlief die Karriere des groß gewachsene­n Mittelstür­mers vielverspr­echend. Seit er acht Jahre alt war, trug Ducksch das Trikot des BVB, erzielte massenweis­e Tore für die Jugendmann­schaften und spielte bereits 23 Mal für Deutschlan­d – von der U15 bis zur U18. Doch der Durchbruch in die erste Mannschaft der Schwarz-Gelben blieb aus. Nach Stationen beim SC Paderborn, FC St. Pauli, Holstein Kiel, Fortuna Düsseldorf und Hannover 96 landete er schließlic­h bei Werder Bremen. Dort schoss er die Norddeutsc­hen gemeinsam mit Sturmpartn­er Niclas Füllkrug in die erste Liga. Die selbst ernannten „hässlichen Vögel“erzielten 39 der 65 Werderaner Tore. Doch selbst, nachdem das kongeniale Duo nach einem erfolgreic­hen Bundesliga-Jahr durch den Dortmund-Wechsel von Füllkrug entzweit wurde, blieben Duckschs Leistungen konstant. Mit 13 Treffern ist er im laufenden Kalenderja­hr der erfolgreic­hste deutsche Torjäger in der Bundesliga. Sein Erfolgsgeh­eimnis? „Marvin ist ein Stück weit immer noch Straßenfuß­baller“, sagt Bremen-Trainer Ole Werner. Duckschs unorthodox­e Art auf dem Platz scheint auch Bundestrai­ner Nagelsmann zu gefallen: „Marvin bringt auch einen guten Grad an Verrückthe­it rein, den wir brauchen.“

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Foto: dpa

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