Darum schließt Hallenbau Seiler in Möttingen
Das Unternehmen aus dem Ries hat Hallen errichtet. Im kommenden Jahr ist damit nun Schluss, und nicht nur Selina Seiler muss sich eine neue Stelle suchen.
Der Handwerksbetrieb Hallen- und Gewerbebau Seiler in Möttingen schließt Ende Mai kommenden Jahres für immer seine Pforten. Davon betroffen sind rund 20 feste Mitarbeiter und einige Aushilfskräfte. „Ich hätte gerne noch ein paar Jahre weitergemacht. Es geht aber nicht“, erklärt Firmenchef Reinhard Seiler im Gespräch mit unserer Redaktion.
„Ich finde keine Leute mehr.“Der 59-Jährige ist emotional angefasst, wenn er schildert, wie alles gekommen ist. Das Bedauern über die bevorstehende Betriebsschließung ist groß. Auch bei Tochter Selina, die vor sieben Jahren eingestiegen ist und als Prokuristin arbeitet. Allzu gerne hätte der Vater ihr zu gegebener Zeit die Firma übergeben. Jetzt muss auch sie sich neben den übrigen Beschäftigten eine neue Stelle suchen.
Bereits vor fünf Jahren habe die Misere mit den Arbeitskräften begonnen, betont Reinhard Seiler. Schon damals sei er auf allen Kanälen verstärkt auf der Suche nach guten und für ihn passenden Arbeitskräften gewesen. Weil der regionale Arbeitsmarkt nichts hergegeben habe, sei er sogar persönlich nach Slowenien gefahren, um dort nach Mitarbeitern zu suchen – mit Erfolg. Eigens für sie habe er in Deiningen ein Haus gekauft, wo sie sich einquartiert und später ihre Familien nachgeholt hätten.
Doch inzwischen arbeite von den Slowenen niemand mehr bei ihm. Sie hätten ihm deutlich erklärt, warum: „Ich würde zwar Spitzenlöhne zahlen. Aber wenn sie weiter weg arbeiteten, kämen sie oft erst gegen halb sieben am Abend nach Hause zu ihren Familien. Da gingen sie lieber in eine Fabrik in Nördlingen oder der Umgebung arbeiten. Dort verdienten sie zwar 300 bis 400 Euro weniger, aber dafür hätten sie um 16 Uhr Feierabend.“
Weil aus seiner Sicht immer mehr Menschen diese Einstellung hätten, brauche sich das Handwerk nicht zu wundern, wenn es keine Mitarbeiter mehr finde, sagt Seiler. Er sei mit seiner Firma das beste Beispiel, dass es mittlerweile vielerorts so laufe. Allein in diesem Jahr habe er zehn Mitarbeiter verloren, die nun bei größeren Firmen in Nördlingen seien. Sie wollten einfach nicht mehr bei Wind und Wetter aufs Dach steigen, ein Dixie-Klo nutzen und abends spät nach Hause kommen, beschreibt Seiler deren Haltung. Mit seiner geschrumpften Mannschaft kann Reinhard Seiler zwangsläufig nicht mehr die Anzahl an Hallen bauen wie früher. In den „guten Zeiten“kam das Unternehmen seiner Aussage nach jährlich auf 40 bis 50 Projekte – selbst noch im Jahr 2022. Der stetige Mitarbeiterschwund habe im Laufe dieses Jahres „schweren Herzens“letztlich zur Schließungsentscheidung geführt, so Selina Seiler.
Reinhard Seiler bedauert im Gespräch mit unserer Redaktion zudem die nachlassende Qualität der Mitarbeiter. Er wolle niemandem zu nahe treten – doch er habe immer wieder festgestellt, dass die älteren Arbeitnehmer viel akkurater zu Werke gingen als die aus der jüngeren Generation. Weil sein Unternehmen sich über Jahrzehnte bei den Kunden wegen seiner hervorragenden Qualität einen Namen gemacht habe, könne er sich Qualitätseinbußen nicht leisten. In jüngster Vergangenheit
sei es deswegen immer mal wieder zu Problemen gekommen, räumt Seiler ein.
Nach 25 Jahren das HallenbauUnternehmen ab Mitte kommenden Jahres nicht mehr weiterzuführen, sei eine reine Vernunftentscheidung gewesen. So wie jetzt könnten und wollten sie nicht weitermachen, machen die Seilers deutlich. Die Rahmenbedingungen und die Vielzahl der Herausforderungen erlaubten es einfach nicht mehr. Leid tue es ihm nicht nur für seine Beschäftigten, sondern insbesondere für seine treue Kundschaft, sagt Reinhard Seiler. Er wisse, dass viele jetzt ratlos seien, von wem sie künftig ihre Hallen bauen lassen sollen, weil das Unternehmen Seiler in der Region nahezu das einzige auf diesem Gebiet sei. Trotz der Firmenaufgabe 2024 würden alle bereits beauftragten Bauvorhaben selbstverständlich fertiggestellt.