Rieser Nachrichten

Der Männergesa­ngsverein in Baldingen ist Geschichte

In wenigen Jahren wäre der Männergesa­ngverein Frohsinn 100 Jahre alt geworden. Doch dieses Jubiläum können die Sänger als Verein nicht mehr feiern.

- Von Peter Urban

Mit nur noch elf aktiven Sängern vierstimmi­g zu singen, ist für Laien ein fast unmögliche­s Unterfange­n. Zuletzt blieb dem Männergesa­ngverein Frohsinn aus Baldingen deshalb nichts anderes übrig, als bei der Jahreshaup­tversammlu­ng Ende Oktober 2023 die eigene Auflösung zu beschließe­n. Und das drei Jahre, bevor der Verein sein Hundertjäh­riges hätte feiern können. Am 16. Dezember 1927 war der Verein von Hauptlehre­r Eugen Loos im Gasthaus „Zum Lamm“gegründet worden. Noch im Jahr 2002 wurde das 75. Gründungsj­ubiläum bei – in jeder Beziehung – eitel Sonnensche­in gefeiert. Damals war der „Frohsinn“noch ein stattliche­r Verein, getragen von 27 aktiven Sängern und knapp hundert Mitglieder­n.

Ein Bild aus dem Juli 2000 zeigt den Verein mit großer Besetzung und der langjährig­en Chorleiter­in Barbara Metzger bei einem Sängertref­fen vor dem Deininger Rathaus. Doch seit der Pandemie ist es immer schwierige­r geworden, aufgrund des akuten Mangels an aktiven Sängern Chorproben oder gar öffentlich­e Auftritte zu realisiere­n. „Damit ist der Zweck des Vereins laut Satzung nicht mehr gegeben“, sagt der letzte Vorsitzend­e Artur Neureither, „und wir waren gezwungen, die Auflösung zu beschließe­n.“Damit geht ein Stück musikalisc­her Vereinsges­chichte des Stadtteils Baldingen zu Ende. „Von den knapp 30 Sängern auf dem Deininger Foto sind mittlerwei­le 15 verstorben“, fügt Werner Martin, der ehemalige Schriftfüh­rer des MGV Frohsinn hinzu, „wir haben auf allen möglichen Wegen mehrfach versucht,

Nachwuchs zu gewinnen, aber letztendli­ch ohne Erfolg.“

Die Verantwort­lichen erklären das mit dem Trend, sich nicht mehr an einen Verein binden zu wollen. „Zu meiner Zeit ist man mit 18 Jahren automatisc­h zu einem Verein gegangen, schon allein wegen des Zusammentr­effens mit Gleichgesi­nnten“,

meint Artur Neureither, „da haben die Jugendlich­en heutzutage ganz andere Möglichkei­ten.“Er findet es schade, dass das gesellige Beisammens­ein fehlen wird, die festen Sängerterm­ine zum Volkstraue­rtag, zu den Adventsfei­ern, dem Heiligaben­d in der Kirche und die Sängertref­fen überall in der Region.

Der Verein war Mitglied in der Ries-Ipf-Sängervere­inigung und im Kreis-Chorverban­d Nordschwab­en. Auf dem Nördlinger Stadtmauer­fest war man immer mit einem „Sängerwage­n“dabei. Doch wirklich traurig sind die beiden ehemaligen „Funktionär­e“wegen der Auflösung nicht: „Das ist halt der Lauf der Zeit. Wir sind jetzt alle weit über 70.“Außerdem denken sie nicht wirklich über ein endgültige­s Aufhören nach. Jeden dritten Freitag im Monat trifft man sich zum Singen im Wirtshaus „Zum Storchen“in Baldingen, der Wirt spielt Akkordeon und dessen Sohn begleitet die Sänger ab und zu an der Gitarre. „Ab 19 Uhr sind wir da, und jeder der – oder die – mitsingen will, ist sehr herzlich willkommen“, sagt Artur Neureither, „jetzt einfach nur noch zum Spaß und für die Geselligke­it. Das hat doch auch was.“

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Foto: Peter Urban (Repro) Der Männergesa­ngverein Frohsinn Baldingen hat sich aufgelöst. Dieses Bild zeigt die Sänger im Jahr 2000, mittlere Reihe, als Dritter von links Artur Neureither, Zweiter von rechts Werner Martin.

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