Was sich hinter „Rieser Hügel“verbirgt
Zwei Nördlingerinnen widmen sich künstlerisch, aber respektvoll der unbekleideten weiblichen Brust.
Nicht weniger als eine „ästhetische Rebellion“unter dem Titel „Your Body. Your Rules“nennen die Macherinnen Katja Mangold und Theresa Ulbricht ihre gemeinsame Ausstellung. Die Idee zu den „Rieser Hügeln“kam bei einer Diskussion um ein Marketing-Konzept auf, als eine Stimme einwarf: „Sex sells und läuft immer!“Denn leider stimmt das auch heute noch, finden die Protagonistinnen. Gleichzeitig ist das Thema Sexualität aber mit solch starken Tabus belegt und man spricht meist hinter vorgehaltener Hand und dann auch nur ganz leise darüber. Noch etwas paradoxer wird es, wenn es um das weibliche Geschlecht geht. Zwar prangen halbnackte und nackte Brüste auf vielen Werbeplakaten, sind in Heftchen und Kalendern zu finden, aber gleichzeitig wird zu viel Dekolleté, zu brustbetont stigmatisiert. Katja Mangold und Theresa Ulbricht haben sich gefragt, ob es möglich ist, die weibliche Brust unbekleidet und dennoch ohne sexuellen Kontext darzustellen? Sie auf kunstvolle Weise als das zu zeigen, was sie ist: ein Körperteil und etwas ganz Natürliches.
Das Projekt stellt die weibliche Brust in den Mittelpunkt und will auf diese Weise durch die ästhetische Umsetzung einerseits zur Entsexualisierung beitragen und andererseits einen Beitrag zu Toleranz, Gleichheit und Gleichberechtigung leisten. Gleichzeitig soll aufgefordert werden, mehr darüber nachzudenken, was es bedeutet, als Frau – immer noch und sehr oft – auf sexuelle Attribute reduziert zu werden.
Frau kann es wirklich niemand recht machen: Kleidet oder zeigt sie sich zu offen, „zu weiblich“will sie ja
nur „herausfordern“, kleidet sie sich zu zurückhaltend, will sie ja damit auch nur provozieren. Auf diese allzu verquere Denkweise vieler Menschen will diese Ausstellung aufmerksam machen. Entstanden sind ästhetische Bilder weiblicher „Rieser Hügel“, die erstens in einem Kalender – wie man sie von einschlägigen Werkstattkalendern zur Genüge kennt – präsentiert werden, zweitens aber aus der Sicht von Frauen so gezeigt werden, wie sie sind: als
vermeintlich ganz normaler Körperteil.
Der schmale Grat, den die Macherinnen damit betreten, ist ihnen durchaus bewusst und sogar auch gewollt. Sie brechen mit Absicht Tabus und setzen sich mit ihrem Konzept für die Enttabuisierung und für die Emanzipation ein. Dass dies kein Konzept aus dem künstlerischen Elfenbeinturm ist, zeigt die größtenteils spontane Bereitschaft vieler Rieserinnen im Alter zwischen 20
und 60 Jahren, die sich sofort bereit erklärt haben, an dem Projekt mitzuwirken.
Entstanden ist ein Gesamtkunstwerk, das bewusst zum „DarüberReden“auffordert. Das will, dass auch nur ein Fünkchen Verständnis dafür entsteht, wie Frauen – auch heute noch und auch hier bei uns – immer um Toleranz kämpfen müssen. Mit wie viel Leidenschaft und Herzblut Katja Mangold als Fotografin und Theresa Ulbricht als Projektmanagerin
(mit Tanja Albert, die für Layout und die grafische Umsetzung verantwortlich ist) für dieses Projekt brennen, kann man bei der Vernissage erleben: Am 24. November ab 19 Uhr im Kultwork Nördlingen, Polizeigasse 4. Diskussionen über Konzept und Umsetzung sind eingeplant und gewünscht: „Mann, okay, Frau kann nicht genug darüber sprechen“, sagen die beiden Macherinnen. Sie sind bereit und freuen sich ausdrücklich darauf.