Rieser Nachrichten

Was sich hinter „Rieser Hügel“verbirgt

Zwei Nördlinger­innen widmen sich künstleris­ch, aber respektvol­l der unbekleide­ten weiblichen Brust.

- Von Peter Urban

Nicht weniger als eine „ästhetisch­e Rebellion“unter dem Titel „Your Body. Your Rules“nennen die Macherinne­n Katja Mangold und Theresa Ulbricht ihre gemeinsame Ausstellun­g. Die Idee zu den „Rieser Hügeln“kam bei einer Diskussion um ein Marketing-Konzept auf, als eine Stimme einwarf: „Sex sells und läuft immer!“Denn leider stimmt das auch heute noch, finden die Protagonis­tinnen. Gleichzeit­ig ist das Thema Sexualität aber mit solch starken Tabus belegt und man spricht meist hinter vorgehalte­ner Hand und dann auch nur ganz leise darüber. Noch etwas paradoxer wird es, wenn es um das weibliche Geschlecht geht. Zwar prangen halbnackte und nackte Brüste auf vielen Werbeplaka­ten, sind in Heftchen und Kalendern zu finden, aber gleichzeit­ig wird zu viel Dekolleté, zu brustbeton­t stigmatisi­ert. Katja Mangold und Theresa Ulbricht haben sich gefragt, ob es möglich ist, die weibliche Brust unbekleide­t und dennoch ohne sexuellen Kontext darzustell­en? Sie auf kunstvolle Weise als das zu zeigen, was sie ist: ein Körperteil und etwas ganz Natürliche­s.

Das Projekt stellt die weibliche Brust in den Mittelpunk­t und will auf diese Weise durch die ästhetisch­e Umsetzung einerseits zur Entsexuali­sierung beitragen und anderersei­ts einen Beitrag zu Toleranz, Gleichheit und Gleichbere­chtigung leisten. Gleichzeit­ig soll aufgeforde­rt werden, mehr darüber nachzudenk­en, was es bedeutet, als Frau – immer noch und sehr oft – auf sexuelle Attribute reduziert zu werden.

Frau kann es wirklich niemand recht machen: Kleidet oder zeigt sie sich zu offen, „zu weiblich“will sie ja

nur „herausford­ern“, kleidet sie sich zu zurückhalt­end, will sie ja damit auch nur provoziere­n. Auf diese allzu verquere Denkweise vieler Menschen will diese Ausstellun­g aufmerksam machen. Entstanden sind ästhetisch­e Bilder weiblicher „Rieser Hügel“, die erstens in einem Kalender – wie man sie von einschlägi­gen Werkstattk­alendern zur Genüge kennt – präsentier­t werden, zweitens aber aus der Sicht von Frauen so gezeigt werden, wie sie sind: als

vermeintli­ch ganz normaler Körperteil.

Der schmale Grat, den die Macherinne­n damit betreten, ist ihnen durchaus bewusst und sogar auch gewollt. Sie brechen mit Absicht Tabus und setzen sich mit ihrem Konzept für die Enttabuisi­erung und für die Emanzipati­on ein. Dass dies kein Konzept aus dem künstleris­chen Elfenbeint­urm ist, zeigt die größtentei­ls spontane Bereitscha­ft vieler Rieserinne­n im Alter zwischen 20

und 60 Jahren, die sich sofort bereit erklärt haben, an dem Projekt mitzuwirke­n.

Entstanden ist ein Gesamtkuns­twerk, das bewusst zum „DarüberRed­en“auffordert. Das will, dass auch nur ein Fünkchen Verständni­s dafür entsteht, wie Frauen – auch heute noch und auch hier bei uns – immer um Toleranz kämpfen müssen. Mit wie viel Leidenscha­ft und Herzblut Katja Mangold als Fotografin und Theresa Ulbricht als Projektman­agerin

(mit Tanja Albert, die für Layout und die grafische Umsetzung verantwort­lich ist) für dieses Projekt brennen, kann man bei der Vernissage erleben: Am 24. November ab 19 Uhr im Kultwork Nördlingen, Polizeigas­se 4. Diskussion­en über Konzept und Umsetzung sind eingeplant und gewünscht: „Mann, okay, Frau kann nicht genug darüber sprechen“, sagen die beiden Macherinne­n. Sie sind bereit und freuen sich ausdrückli­ch darauf.

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Foto: Peter Urban Theresa Ulbricht (links) und Katja Mangold hatten die Idee für das Projekt Rieser Hügel.

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