Die Rolle der Riesbahn wird noch wichtiger
Abgeordneter Ulrich Lange sagt, dass es auf der Riesbahn mehr Umleitungsverkehr geben könnte.
Die Riesbahn muss so ertüchtigt werden, dass der Fahrplan verlässlich eingehalten werden kann. Außerdem soll weiter in die Infrastruktur investiert werden, damit die Züge schneller werden. Es sind einige von mehreren Aspekten, die ein Riesbahn-Gipfel in Bopfingen zutage gebracht hat. Was soll sich in Zukunft noch tun?
Die Ergebnisse stellten der Bundestagsabgeordnete Ulrich Lange und die Landräte Stefan Rößle (Landkreis Donau-Ries) und Dr. Joachim Bläse (Ostalbkreis) vor. So sollen die Fahrgäste künftig weniger als 30 Minuten zwischen Nördlingen und Donauwörth unterwegs sein. Auch soll man künftig von Nordbayern aus schneller in Stuttgart sein. Langfristig sollen Reiseketten nicht mehr unterbrochen werden, etwa durch einen Umstieg in Aalen. Zusammengekommen waren im Bopfinger Rathaus auf Initiative von Lange und Bläse auch hochrangige Vertreter der Deutschen Bahn, des bayerischen und des baden-württembergischen Verkehrsministeriums, der bayerischen Eisenbahngesellschaft und der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg. In einem fünfseitigen Positionspapier, das Lange, Rößle und Bläse unterzeichneten, wurde vereinbart, dass der Lenkungskreis nach Möglichkeit einmal im Jahr zusammenkommt und dass Mitarbeiter der Landkreise einen Arbeitskreis bilden, um die Stärkung der Riesbahn voranzutreiben. Dass es große Probleme mit der Pünktlichkeit gibt, liegt nach Einschätzung von Lange nicht so sehr am Personalmangel bei GoAhead Bayern, sondern an den Baumaßnahmen zwischen Augsburg und Donauwörth. Diese seien zu 40 Prozent für Verspätungen verantwortlich. Daher sei eine bessere Abstimmung zwischen der DB Netz und Go-Ahead notwendig.
Wie die Probleme konkret aussehen, davon kann Elmar Glöckner ein Lied singen. Er wohnt in Möttingen, arbeitet in Donauwörth und ist auf den Zug angewiesen. Verspätungen seien seit einem Jahr an der Tagesordnung, berichtet er, und es fielen Züge aus. In solchen Fällen müsse er sich mit seinem Arbeitgeber kurzschließen und klären, ob und wie er zur Arbeit kommt. Außerdem ist er ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht Augsburg. Dort hat er in diesem Jahr noch an keiner Verhandlung teilnehmen können, weil sein Zug nicht immer pünktlich ist oder ausfällt. In dem Positionspapier heißt es dazu: „Go-Ahead muss für einen stabilen Fahrplan einen zuverlässigen Betrieb der vertraglich vereinbarten Leistungen sicherstellen. Dazu muss Go-Ahead weiter darauf hinwirken, die Themen Personal, Fahrzeuge und Fahrgastinformationen in den Griff zu bekommen.“
Die beiden Landkreise seien ein Raum mit großer Wirtschaftsstärke und hervorragenden Entwicklungschancen. „Um diese Chancen zu nutzen, bedarf es einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastruktur. Vor dem Hintergrund der Klimaschutzziele (...) kommt der Riesbahn hierbei eine zentrale Rolle zu. Die Riesbahn erschließt den Lebens- und Wirtschaftsraum zwischen Aalen, Bopfingen, Nördlingen und Donauwörth und stellt eine wichtige Verbindungsund Entwicklungsachse zwischen den prosperierenden Metropolregionen Stuttgart und München dar“, heißt es im Papier. Zudem habe die Riesbahn große Potenziale, um Pendler- und Schulverkehr schnell und attraktiv über die Schiene abzuwickeln und
das in Teilen überlastete Straßennetz entlang der B29 bzw. B25 zu entlasten.
Ein starkes Argument für den Ausbau der Riesbahn, sagte Lange, sei auch, dass sie künftig viel Umleitungsverkehr von der Strecke zwischen Stuttgart und München werde aufnehmen müssen. Das sei eine Chance, die dafür notwendigen Mittel zu bekommen. Sie sollen primär dazu dienen, die Fahrgeschwindigkeit zwischen Nördlingen und Donauwörth zu erhöhen. Für die Baumaßnahmen und Bodenuntersuchungen zwischen Möttingen und Nördlingen sind laut Lange bereits Planungsbüros eingeschaltet, sodass mit einer Umsetzung in drei bis fünf Jahren zu rechnen sei. Außerdem muss der Bahnhof in Lauchheim so umgebaut werden, dass sich Züge wieder kreuzen können. Der Ostalbkreis wäre hier auch mit einer provisorischen Lösung einverstanden, machte Verkehrsdezernent Thomas Wagenblast deutlich, weil sonst die Fahrpläne nicht einzuhalten wären.
Ein großer Wurf sei auf der Riesbahn angesichts der vielen Zuständigkeiten nicht zu erwarten, sagte Landrat Stefan Rößle, man müsse mit Nachdruck auf eine Politik der kleinen Schritte setzen. Sonst laufe man Gefahr, dass die Landkreise am Rande der Bundesländer vernachlässigt würden. Über die Landesgrenzen müsse der Raum Ries zusammenhalten. Einer dieser kleinen Schritte ist für ihn, die Strecke zwischen Donauwörth und Nördlingen schneller zu machen. Dafür müsste auch ein Bahnhalt geschlossen werden, wohl der in Wörnitzstein. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass die Infrastruktur in den vergangenen Jahren aufgewertet worden sei mit den Sanierungen der Bahnhöfe in Nördlingen, Donauwörth, Harburg, Hoppingen und Möttingen. Im Bahnhof Nördlingen sei es in den vergangenen Jahren dreimal zu Zugentgleisungen gekommen. Hier spiele die Inbetriebnahme des Elektronischen Stellwerks eine zentrale Rolle, die Ende des zweiten Quartals 2024 ermöglicht werden solle.