Rieser Nachrichten

Warum das Nest auf einem Strommast entfernt wurde

Störche haben kürzlich angefangen, ein Nest auf einem Strommast in Alerheim zu bauen, doch es wurde entfernt. Anwohner hätten die Tiere dort gerne gesehen.

- Von Jan-Luc Treumann

So ganz konnten sich Anfang der Woche die zwei Störche nicht damit anfreunden, dass ihr Nest in Alerheim entfernt wurde: Zu zweit standen sie zwischen den Drähten der Vogelabweh­r und hoben die Schnäbel zum typischen Geklapper. Unter ihnen stand kürzlich noch ein Nest in frühem Baustadium, doch es wurde Anfang der Woche abgetragen. Anwohner sind erbost – der Stromverso­rger schildert die Hintergrün­de zu dem Fall. Madlen Ratzlaff und ihr Partner Manuel Rössler haben sich gefreut, als sie vergangene Woche bemerkten, dass Störche am alten Feuerwehrh­aus in Alerheim ein Nest bauten. Aber ein wenig besorgt waren sie – da sich die Störche einen Strommast als Nistplatz ausgesucht hatten. Sie und ein paar Nachbarn hätten Angst um die Tiere gehabt, schildern die beiden, schließlic­h wurde der Bürgermeis­ter verständig­t. Die Nachbarn hofften, dass die Leitungen isoliert werden. Doch stattdesse­n: „Das ist nicht passiert, das Nest wurde kaputt gemacht“, sagt Rössler im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch eine andere Anwohnerin, die nicht namentlich genannt werden will, meint: „Wir haben uns gefreut. Aber als ich am Montag von der Arbeit gekommen bin, war das Nest weg.“Darüber ist sie enttäuscht.

Der Strommast liegt im Versorgung­sbereich des Elektrizit­ätswerks Wennenmühl­e. Geschäftsf­ührer Martin Schörger betont im Gespräch mit unserer Redaktion, dass er und seine Firma die Störche in der Region, so gut es geht, unterstütz­en und verweist auf einen Fall in Rudelstett­en: „Wir hatten schon einen Storch vor zwei Jahren in Rudelstett­en auf einem Strommast. Den konnten wir da lassen, weil dort nur drei Drähte ankamen.“Erst nach der Nistzeit habe man das Nest entfernt und es auf einem 20 Meter entfernten Alternativ­mast angebracht. „In Alerheim ist es nicht so einfach.“Schörger erklärt die Ausgangsla­ge: Im Gegensatz zum Mast in Rudelstett­en liefen hier 16 Leiterseil­e zusammen, die genau in der

Höhe der Einflugsch­neise der Störche liegen würden. Allein hier bestehe schon eine Gefahr für die Tiere. Zur Frage der Isolierung meint Schörger: „Das können wir theoretisc­h schon machen, aber nicht die komplette Anflugschn­eise.“Die sei in diesem Fall einfach viel zu groß.

Am Samstag habe er sich vor Ort ein Bild gemacht: „Wir konnten froh sein, dass trockenes Wetter

war. Das Holz, das der Storch angetragen hat, hing über zwei und mehr Drähten: Bei Nässe und Feuchtigke­it hätte das einen Überschlag geben können.“Ein Kurzschlus­s hätte nicht nur für den Storch ungut geendet, sondern auch zu Stromausfä­llen oder sogar Bränden führen können. „Die Versorgung­ssicherhei­t war nicht mehr gewährleis­tet“, sagt Schörger. Er habe sich mit Storchenex­perten

beraten, es sei auch noch kein Ei im Nest gelegen. Es habe keine Alternativ­e gegeben. Auch Bürgermeis­ter Alexander Joas betont, dass in diesem Fall schnelles Handeln gefragt war: „Es ist ein klarer Sicherheit­saspekt gewesen, wo es null Komma null Spielraum gibt. Es war Gefahr im Verzug.“Bürger würden es schließlic­h auch nicht wollen, wenn ein Brand hier für einen größeren Schaden gesorgt hätte. Schörger bietet an, die Anwohner zu unterstütz­en, ob mit einem Mast oder auf einem Dach: „Wir haben Mastmateri­al da und haben schon mehrere 1000 Euro in alternativ­e Storchgesc­hichten investiert. Wenn wir jemanden finden, der etwas auf öffentlich­em oder privatem Grund machen möchte, unterstütz­en wir das. Ich stelle gerne die Hebebühne zur Verfügung und baue eine Plattform auf ein Dach.“

Zuletzt hat der Fall um einen gekappten Baum in Rudelstett­en für Ärger gesorgt – dort war ein Baum stark zurückgesc­hnitten worden, damit dort ein Storchenne­st umgesiedel­t werden konnte.

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Foto: Heidi Källner, Jan-Luc Treumann Links ist das Storchenne­st während der Bauzeit zu sehen, rechts sind die Störche noch vor Ort, nachdem das Nest entfernt wurde.

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