Das am meisten verdrängte Problem in der Politik
Zum Artikel: „Die Pflege steuert auf eine Katastrophe zu“vom 15. April.
Die Pflegeproblematik ist das am meisten verdrängte Problem in der Politik. Ein unattraktives Thema, mit dem man sich nicht profilieren kann. Das ist der Grund, warum drängende Probleme auf die lange Bank geschoben werden. Es rächt sich gerade in der Pflege fatal, dass unsere Politiker sich immer nur von einer Wahl zur nächsten hangeln und nicht wenigstens in Dekaden planen und denken. Die Dokumentationsorgien in der Pflege haben wir leider Schreibtischtätern in den Ministerien zu verdanken, die keinerlei Ahnung von der Praxis haben. Sie haben das in ihren klimatisierten Büros ausgeheckt, viele davon noch im Homeoffice, damit die Work-Life-Balance wenigstens bei ihnen stimmt. Sie wissen nicht, wie ausgelaugt über 60-jährige Pflegekräfte sind, die seit Jahrzehnten im Schichtdienst arbeiten. Das sollen Pflegekräfte dann auch mit 67 Jahren aushalten? Daran sieht man schon die völlig lebensfremden Entscheidungen der Politik der vergangenen Jahre.
Die Vergütung für Pflegekräfte wurde zwar in den vergangenen Jahren zurecht endlich verbessert, aber die Arbeitszeiten und der Schichtdienst sind halt nicht gerade familienfreundlich, sodass andere Branchen punkten können, die ein Arbeitsende Freitagmittag anbieten, mit einem langen, freien Wochenende. Mit Pflegestützpunkten ist kein Pflegenotstand aufzuhalten und ohne die vielen Pflegekräfte mit Migrationshintergrund, die bei uns arbeiten, wäre schon längst eine Katastrophe eingetreten. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen haben leider keine Lobby wie die Autoindustrie. Wir bräuchten dringendst eine Taskforce Pflege!