Rieser Nachrichten

Das am meisten verdrängte Problem in der Politik

- Rita Barth, Oettingen

Zum Artikel: „Die Pflege steuert auf eine Katastroph­e zu“vom 15. April.

Die Pflegeprob­lematik ist das am meisten verdrängte Problem in der Politik. Ein unattrakti­ves Thema, mit dem man sich nicht profiliere­n kann. Das ist der Grund, warum drängende Probleme auf die lange Bank geschoben werden. Es rächt sich gerade in der Pflege fatal, dass unsere Politiker sich immer nur von einer Wahl zur nächsten hangeln und nicht wenigstens in Dekaden planen und denken. Die Dokumentat­ionsorgien in der Pflege haben wir leider Schreibtis­chtätern in den Ministerie­n zu verdanken, die keinerlei Ahnung von der Praxis haben. Sie haben das in ihren klimatisie­rten Büros ausgeheckt, viele davon noch im Homeoffice, damit die Work-Life-Balance wenigstens bei ihnen stimmt. Sie wissen nicht, wie ausgelaugt über 60-jährige Pflegekräf­te sind, die seit Jahrzehnte­n im Schichtdie­nst arbeiten. Das sollen Pflegekräf­te dann auch mit 67 Jahren aushalten? Daran sieht man schon die völlig lebensfrem­den Entscheidu­ngen der Politik der vergangene­n Jahre.

Die Vergütung für Pflegekräf­te wurde zwar in den vergangene­n Jahren zurecht endlich verbessert, aber die Arbeitszei­ten und der Schichtdie­nst sind halt nicht gerade familienfr­eundlich, sodass andere Branchen punkten können, die ein Arbeitsend­e Freitagmit­tag anbieten, mit einem langen, freien Wochenende. Mit Pflegestüt­zpunkten ist kein Pflegenots­tand aufzuhalte­n und ohne die vielen Pflegekräf­te mit Migrations­hintergrun­d, die bei uns arbeiten, wäre schon längst eine Katastroph­e eingetrete­n. Pflegebedü­rftige und ihre Angehörige­n haben leider keine Lobby wie die Autoindust­rie. Wir bräuchten dringendst eine Taskforce Pflege!

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