Rieser Nachrichten

Stadt kann mit Fördernach­schlag rechnen

Der Oettinger Stadtrat hat den Haushalt 2024 verabschie­det und Stellungna­hmen abgegeben. Unter anderem ist von der „Champions League der Verschuldu­ng“die Rede.

- Von Bernd Schied Helmut Schmidt

Im Finanzgeba­ren der Stadt Oettingen hagelt es seit geraumer Zeit nur noch Rekorde: Rekordhaus­halt, Rekord-Steuereinn­ahmen, aber auch Rekordschu­lden. Kämmerin Birgitt Mayer formuliert­e diese Superlativ­e am Mittwochab­end einmal mehr in der Sitzung des Stadtrates, der sich mit dem Etat für 2024 befasste und diesen gegen die Stimme von Ludwig Däubler (Aktive Bürgerlist­e) verabschie­dete. Die Kämmerin stellte die wichtigste­n Eckdaten vor und verwies dabei besonders auf das um 21 Prozent angestiege­ne Volumen des Verwaltung­steils auf nunmehr 23,1 Millionen Euro. Hauptsächl­ich dazu beitragen würden die gute Gewerbeste­uer mit sieben Millionen Euro, die Einkommens­teuerbetei­ligung mit 4,2 Millionen sowie Gebühren und Entgelte mit 3,68 Millionen. Das Personal koste knapp 2,3 Millionen, die Kreisumlag­e liege bei 3,8 Millionen, die Kinderbetr­euung bei 2,4 Millionen und die Umlagen an die VG und den Schulverba­nd bei 1,1 Millionen Euro. Für Investitio­nen könnte diesmal ein Überschuss von 2,6 Millionen zugeführt werden.

Im Vermögensh­aushalt, der 21,1 Millionen Euro umfasse, hätten sich die bisherigen Schwerpunk­te nicht verändert. Umgesetzt würden nur Vorhaben, die zwingend notwendig seien. Einige Beispiele: Neugestalt­ung Saumarkt 875.000 Euro, Erweiterun­g Grund- und Mittelschu­le inklusive PV-Anlage 202.000 Euro, Bau- und Gewerbegeb­iete 244.000 Euro. Zur Finanzieru­ng der Gesamtinve­stitionen in Höhe von 8,2 Millionen Euro (ohne Krone) seien 850.000 Euro an Krediten erforderli­ch.

Die Hotelsanie­rung verschling­t heuer allein 12,95 Millionen Euro. Dafür gibt es rund acht Millionen Fördergeld­er. 1,7 Millionen kommen aus Ausgaberes­ten. Die Neuverschu­ldung: 4,9 Millionen Euro. Bürgermeis­ter Thomas Heydecker sagte in seiner Haushaltsr­ede, mit den anstehende­n Projekten würden wichtige Weichen für die Zukunft Oettingens gestellt. Erneut forderte er eine andere Finanzieru­ng der Kommunen, sonst könnten diese die zunehmende­n Belastunge­n nicht mehr bewältigen. Bei der Krone sehe er greifbare Fortschrit­te, nicht zuletzt wegen eines profession­ellen Betreibers. Robin Bhattachar­yya (SPD): Der große Wurf auf der Suche nach Sparpotenz­ialen im Haushalt sei in den Beratungen des Finanzauss­chusses nicht gelungen. Dies habe nicht am fehlenden Willen gelegen, sondern an den vielen Notwendigk­eiten.

Positiv bewerte er, dass sich die Ausschussm­itglieder ohne Parteigepl­änkel auf die Etatansätz­e verständig­t hätten, um Oettingen zukunftsfe­st zu machen. Beim Hotel Krone sei es gelungen, die nicht vorhersehb­aren Kostenstei­gerungen durch einen kräftigen Fördernach­schlag der Regierung von Schwaben abzumilder­n. Die erforderli­che Kreditaufn­ahme von 4,9 Millionen Euro für das Großprojek­t gehe zwangsläuf­ig auf die Pro-Krone-Entscheidu­ng während der zurücklieg­enden Wahlperiod­e zurück.

Thomas Fink (CSU/FWG): Oberstes Ziel seiner Fraktion sei es, der Stadt ein Weiterkomm­en zu ermögliche­n, was ohne neue Kredite nun mal nicht gehe. Leider sei die Reaktivier­ung der Krone in eine ungünstige Zeit mit steigenden Baupreisen gefallen. Trotz der laufenden und anstehende­n Bauvorhabe­n dürfe die ärztliche Versorgung in Oettingen nicht aus dem Auge verloren werden. Die Stadt sollte alles dafür tun, diese auch künftig zu gewährleis­ten. Zudem gelte es, die freiwillig­en Leistungen auf den Prüfstand zu stellen und gegebenenf­alls zu kürzen. Gemeinsam habe man einen Haushalt aufgestell­t, mit dem man aus Sicht seiner Fraktion wirtschaft­en könne.

(Stadtteill­iste

Oettingen): Die Priorisier­ung der anstehende­n Aufgaben sei unabdingba­r. Projekte, die auf einen späteren Zeitpunkt verschoben würden, harrten womöglich längere Zeit ihrer Realisieru­ng, weil die künftigen Herausford­erungen und Kapitaldie­nste der Stadt keine spürbaren Erleichter­ungen erahnen ließen. Die Erforderni­sse sollten in der Kernstadt und den

Stadtteile­n mit gleicher Priorität behandelt werden. Enttäuschu­ng herrsche in seiner Fraktion über die Ablehnung der Sanierung des Jugendzent­rums in Lehmingen, ebenso wegen des gestrichen­en Radweges von Oettingen nach Niederhofe­n. Hierfür bedürfe es zeitnah einer Machbarkei­tsstudie und eines Vorentwurf­s. Positiv bewerte die SLO die Anhebung der Mittel für den Straßenunt­erhalt.

Rudolf Oesterle (PWG): Im Etat ergebe sich eine nicht zu unterschät­zende Belastung aus dem Schuldendi­enst. Man dürfe nicht vergessen: Die rein städtische­n Verbindlic­hkeiten beliefen sich auf 13 Millionen Euro. Dazu kämen 4,3 Millionen beim Schulverba­nd. Für beide Posten fielen pro Jahr 340.000 Euro an Zinsen und eine jährliche Tilgung von 867.000 Euro an. Somit komme man 2024 auf einen Gesamtschu­ldendienst von 1,2 Millionen Euro. Diese Ausgaben müssten erst einmal erwirtscha­ftet werden. Darüber hinaus verweise er auf den Vorbericht zum Etat, wonach bis Ende 2026 zusätzlich­e Kredite von 14 Millionen Euro erforderli­ch sein könnten. Oettingen würde sich damit in der Champions League der Verschuldu­ng bewegen.

Hotelsanie­rung verschling­t allein 12,95 Millionen Euro.

Ludwig Däubler (Aktive Bürgerlist­e):

Das diesjährig­e Zahlenwerk sei ein Ergebnis der Vergangenh­eit. Was er damit meine: Das gesamtpoli­tische Umfeld und frühere Fehlentsch­eidungen des Stadtrates (Krone) hätten zu der derzeitige­n finanziell­en Situation geführt. Zu der schwierige­n Lage der Kommunen würde auch die Weltlage mit all den Kriegen und Rüstungsli­eferungen beitragen. Zu würdigen sei das Bemühen des Bürgermeis­ters und der Stadtverwa­ltung um das Wohl der Stadt Oettingen. Darüber hinaus gebührten den zahlreiche­n Zuhörern der Stadtratss­itzung ein großes Lob und Dank dafür, dass sie sich für die Belange ihre Kommune interessie­rten und die Beratungen zum Haushalt persönlich verfolgten.

 ?? Foto: Werner Rensing ?? Die Krone bestimmt weiter die Finanzen der Stadt Oettingen. Das Bild zeigt den neuen Hotelkompl­ex, links ist das Dach des Kronensaal­s zu sehen.
Foto: Werner Rensing Die Krone bestimmt weiter die Finanzen der Stadt Oettingen. Das Bild zeigt den neuen Hotelkompl­ex, links ist das Dach des Kronensaal­s zu sehen.

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