Mit einem Schrei zu Olympia
Augsburg-Festspiele im Kanupark Markkleeberg – neben Elena Lilik sichern sich auch Noah Hegge und Ricarda Funk das Ticket für die Spiele in Paris.
Markkleeberg Elena Liliks Schrei hallte lautstark durch den Kanupark Markkleeberg. Als ihre härteste Konkurrentin im Canadier Einer der Frauen, die Lokalmatadorin Andrea Herzog aus Leipzig, durchs Ziel gefahren war und nur Platz zwei auf der Anzeigentafel aufleuchtete, übermannten Lilik die Gefühle.
Sie schlug die Hände vors Gesicht und sank mit einem durchdringenden Schrei auf die Knie. Denn in dem Moment stand fest: Die 25-jährige Kanutin aus Augsburg hatte sich nicht nur den Sieg in der Slalom-Qualifikation geholt, sondern auch ihre erste Olympiateilnahme gesichert.
„Der Schrei hatte sich über drei Stunden hinweg aufgebaut und dann kam er halt einfach raus“, beschrieb Elena Lilik anschließend den emotionalen Schlusspunkt einer dramatischen wie nervenaufreibenden Olympia-Qualifikation. Am vergangenen Wochenende in Augsburg war sie nur mit Mühe in den Wettkampf hineingekommen und auch in Markkleeberg gab es erst einmal Rückschläge zu verkraften.
Im letzten Finalrennen ging es für sie dann um alles oder nichts. „Ich wusste, dass ich bei Tor zwölf zwei Sekunden liegengelassen habe. Dann hofft man, dass es vielleicht auch mal die anderen schwer haben. Jetzt bin ich nur noch erleichtert, zufrieden und glücklich. Jetzt geht es nach Paris. Ich weiß zwar noch nicht, was das bedeutet, aber das ist jetzt egal“, fand Lilik kaum die richtigen Worte für ihr aufgewühltes Gefühlsleben. Doch Elena Lilik ist nicht die Einzige, die die Augsburger Farben bei den Olympischen Spielen vom 26. Juli bis 6. August in Paris vertreten wird. Auch ihr Vereinskollege von Kanu Schwaben Augsburg, der 25-jährige Noah Hegge, gewann die Sichtung. Im Kajak Einer der Männer setzte er sich gegen seine beiden härtesten Konkurrenten und Trainingspartner, den dreifachen Olympiateilnehmer Hannes Aigner (Augsburger Kajak Verein) und Stefan Hengst (KR Hamm), durch. Damit hatte auch Noah Hegge seine erste OlympiaTeilnahme besiegelt. „Ich kann es noch gar nicht richtig begreifen. Ich freue mich auf alles, was jetzt kommt“, sagte der Sportler von Kanu Schwaben Augsburg. Im Kajak Einer der Frauen setzte sich erwartungsgemäß die amtierende Olympiasiegerin Ricarda Funk durch, die für den KSV Bad Kreuznach startet, aber in Augsburg lebt und trainiert. Sie erfüllte sich mit ihrem zweiten Olympiaeinsatz ihren größten Wunsch, nach den Corona-Spielen von Tokio, wo sie die Goldmedaille holte, nun in Paris einmal Olympia ohne Beschränkungen, Maskenpflicht und Isolation zu erleben.
„Ich bin mit meinen Läufen zwar nicht zufrieden, aber das Ziel ist erreicht. Die Olympia-Qualifikation ist gefühlt das Härteste, was es gibt“, sagte auch die 32-jährige gebürtige Rheinländerin erschöpft, aber glücklich. „Das waren für mich gerade die härtesten zwei Wochen in den letzten fünf Jahren. Härter als die OlympiaTeilnahme. Denn alles, was hier zählt, ist Platz eins. Schon der zweite Platz ist zu schlecht. Das ist mental eine Riesenherausforderung“, gestand die Athletin, welchem Druck die Kanuten in der Qualifikationsphase ausgesetzt waren.
Im Kajak Einer der Männer hatte Hannes Aigner vom Augsburger Kajak-Verein (AKV) an den zwei Tagen in Markkleeberg noch für große Spannung gesorgt, denn mit einem überragenden Sieg im ersten Rennen setzte er den bis dahin Führenden Hegge immens unter Druck. Allerdings hätte Hannes Aigner am Sonntag dann seinen
Ricarda Funk ist zum zweiten Mal bei Olympia dabei.
Stefan Hengst ist das Zünglein an der Waage.
zweiten Sieg nachlegen müssen, um sich noch für Paris zu qualifizieren.
Das gelang ihm nicht, weil der Dritte im Bunde des deutschen K1-Nationalteams, Stefan Hengst mit einem furiosen und sportlich ehrlichem Rennen gewann. Auch wenn Stefan Hengst nicht gerade glücklich damit war, das Zünglein an der Waage zu sein und die Entscheidung zwischen seinen beiden Teamkameraden herbeiführen zu müssen. Trotzdem war mit seinem Sieg die Entscheidung zugunsten von Hegge gefallen, der letztendlich mit zwei Siegen und einem zweiten Platz aus vier Rennen die Qualifikation für sich entschied. Die Entscheidung, wer in der Bootsklasse Canadier Einer der Männer nach Paris fährt, war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet.